Wissensartikel
13:38 Uhr, 23.10.2017

Grundlagen zu Optionen und Optionsscheinen

Zunächst möchte ich auf den Unterschied zwischen Optionen und Optionsscheinen eingehen. Grundsätzlich sind Optionsscheine den an Terminbörsen gehandelten Optionen ähnlich oder wirtschaftlich sogar mit ihnen identisch.

Im Gegensatz zu Optionen sind Optionsscheine jedoch keine Terminmarktinstrumente, die überhaupt erst durch die Übereinstimmung eines Angebots und einer Nachfrage zustande kommen, sondern werden von einem Emittenten in verbriefter Form ausgegeben und sind wie Aktien über eine Börse oder im außerbörslichen Direkthandel handelbar. Dadurch sind sie Privatanlegern einfacher zugänglich als Optionen, die nur über eine Terminbörse, wie zum Beispiel die EUREX, gehandelt werden können.

Wie auch viele andere Hebel- und Anlageprodukte sind Optionsscheine Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten und können deshalb einem Ausfallrisiko unterliegen. Im Gegensatz zu Optionen kommt es bei Optionsscheinen bei einer Ausübung oder am Laufzeitende in der Regel nicht zu einer Lieferung des Basiswertes sondern zu einem Barausgleich. Optionen haben eine bestimmte Kontraktgröße. Bei Optionsscheinen ist ein bestimmtes Bezugsverhältnis angegeben. Im weiteren Verlauf dieser Beitragsreihe möchte ich Ihnen zeigen, wie Sie Strategien, die von Profis mit Optionen angewendet werden, auch als Privatanleger mit Optionsscheinen oder anderen Anlageprodukten umsetzen können.

Zunächst betrachten wir aber die zwei Grundformen von Optionen und Optionsscheinen: Calls und Puts

Ein Call gewährt das Recht, aber nicht die Pflicht, einen Basiswert (zum Beispiel eine bestimmte Aktie) zu einem vorbestimmten Preis (Basispreis) zu kaufen – entweder zu einem beliebigen Zeitpunkt während (amerikanische Option) oder am letzten Tag der Laufzeit (europäische Option). Der Käufer eines Calls rechnet also mit steigenden Kursen des Basiswertes. Der Wert des Calls wird am Laufzeitende die positive Wertentwicklung des Basiswertes oberhalb des Basispreises im Verhältnis 1 :1 nachvollziehen. Während der Laufzeit setzt sich der Preis aus dem Zeitwert und einem eventuellen inneren Wert zusammen.

Der innere Wert berechnet sich als positive Differenz aus dem Kurs des Basiswertes abzüglich des Basispreises. Liegt der Kurs oberhalb des Basispreises, dann hat der Call einen inneren Wert. Man sagt der Call „ist im Geld". Der Erwerb des Basiswertes über den Call würde dann also einen Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Kauf bieten. Wer einen Call hält, muss den entsprechenden Basiswert aber später nicht tatsächlich kaufen wollen, sondern wird in den meisten Fällen einfach den Call zu einem höheren Preis verkaufen.

Der Zeitwert besteht aufgrund der Möglichkeit, dass der Call während der Laufzeit (noch weiter) „ins Geld“ läuft, der Kurs des Basiswertes also steigt und der Call in der Folge einen (noch höheren) inneren Wert aufbaut. Der Rückzahlungsbetrag eines jeden Calls am Laufzeitende kann nur aus dem innerem Wert bestehen, da der Zeitwert bei Verfall null Euro beträgt. Ohne inneren Wert würde der Call also wertlos verfallen. Während der Laufzeit hängt die Zeitwertkomponente von verschiedenen Preisfaktoren wie etwa der Restlaufzeit und der Volatilität ab.

Der Preis eines Calls am Geld oder aus dem Geld besteht also ausschließlich aus einer Zeitwertkomponente. Solch ein Call ist damit günstiger, aber auch riskanter als ein Call im Geld. Calls, die aus dem Geld liegen, haben einen Basispreis, der noch über dem aktuellen Kurs liegt.

Um die Sache etwas anschaulicher zu machen betrachten wir die Aktie der Daimler AG, die am Freitag (20. Oktober 2017) Quartalszahlen bekanntgegeben hat. Ihr Kurs lag wenige Minuten nach 12 Uhr bei 69,20 EUR.

Ein Call Optionsschein von HSBC Trinkaus mit einem Basispreis von 70 EUR, also leicht aus dem Geld mit einer Laufzeit bis zum 13. Dezember 2017 kostete zu dieser Zeit 0,15 EUR. Da das Bezugsverhältnis 0,1 beträgt, benötigt man für den Bezug einer Aktie 10 Optionsscheine. Wir würden also 1,50 EUR bezahlen für das Recht, die Daimler AG Aktie bis zum 13. Dezember für 70 EUR zu beziehen.

Wenn wir uns für einen Bezugspreis von 72 EUR, also weiter aus dem Geld, entscheiden, würde ein solcher Optionsschein 0,078 EUR kosten (insgesamt also 0,78 EUR für den Bezug einer Aktie). Dieser wäre also nur ungefähr halb so teuer wie der erstgenannte Optionsschein, setzt aber einen stärkeren Kursanstieg der Aktie voraus, um mit dem Optionsschein Geld verdienen zu können.

Betrachtet am Laufzeitende wäre hier ein Aktienkurs über 72,78 EUR (entsprechend 72 EUR Basispreis + Preis der 10 Optionsscheine) notwendig.

Für Anleger, die mit fallenden Kursen rechnen, können Puts interessant sein.

Ein Put gewährt das Recht, aber nicht die Pflicht, einen Basiswert (zum Beispiel eine bestimmte Aktie) zu einem vorbestimmten Preis (Basispreis) zu verkaufen – entweder zu einem beliebigen Zeitpunkt während (amerikanische Option) oder am letzten Tag der Laufzeit (europäische Option). Der Wert des Puts wird am Laufzeitende die negative Wertentwicklung des Basiswerts unterhalb des Basispreises im Verhältnis 1 :1 nachvollziehen.

Lesen Sie dazu auch: So sichern Sie als Privatanleger Ihr Depot ab!

Auch beim Put setzt sich der Preis während der Laufzeit aus dem Zeitwert und einem eventuellen inneren Wert zusammen. Der innere Wert berechnet sich als positive Differenz aus Basispreis minus Kurs des Basiswertes. Liegt der Kurs unterhalb des Basispreises, dann hat der Put einen inneren Wert. Man sagt der Put „ist im Geld“. Nun bietet der Verkauf des Basiswertes über den Put also einen Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Verkauf. Wer einen Put hält, muss den entsprechenden Basiswert aber später nicht tatsächlich verkaufen wollen, sondern wird in den meisten Fällen einfach den Put zu einem höheren Preis verkaufen. Der Zeitwert besteht aufgrund der Möglichkeit, dass der Put während der Laufzeit (noch weiter) „ins Geld“ läuft, der Kurs des Basiswerts also fällt und der Put in der Folge einen (noch höheren) inneren Wert aufbaut. Der Rückzahlungsbetrag eines jeden Puts am Laufzeitende kann nur aus dem innerem Wert bestehen, da der Zeitwert bei Verfall null Euro beträgt. Ohne inneren Wert würde der Put also wertlos verfallen. Während der Laufzeit hängt die Zeitwertkomponente von verschiedenen Preisfaktoren wie etwa der Restlaufzeit und der Volatilität ab.

Der Preis eines Puts am Geld oder aus dem Geld besteht also ausschließlich aus einer Zeitwertkomponente. Solch ein Put ist damit günstiger, aber auch riskanter als ein Put im Geld. Puts, die aus dem Geld liegen, haben einen Basispreis, der noch unter dem aktuellen Kurs liegt.

Um die Sache anschaulicher zu machen, ziehen wir auch hier wieder die Aktie der Daimler AG (bei einem Kurs von 69,20 EUR) als Basiswert heran. Ein Put Optionsschein von HSBC Trinkaus mit einem Basispreis von 70 EUR, also leicht im Geld, mit einer Laufzeit bis zum 13. Dezember 2017 kostete zur Mittagszeit des 20. Oktober 2017 0,24 EUR. Da das Bezugsverhältnis 0,1 beträgt, benötigt man für den Verkauf einer Aktie 10 Optionsscheine. Wir würden also 2,40 EUR bezahlen für das Recht, die Daimler AG Aktie bis zum 13. Dezember für 70 EUR zu verkaufen.

Wenn wir uns für einen Basispreis von 68 EUR, also aus dem Geld, entscheiden, würde ein solcher Optionsschein 0,14 EUR kosten (insgesamt also 1,40 EUR für den Verkauf einer Aktie). Dieser wäre also günstiger als der erstgenannte Optionsschein, setzt aber einen stärkeren Kursverfall der Aktie voraus, damit mit dem Optionsschein Geld verdient werden kann. Betrachtet am Laufzeitende wäre hier ein Aktienkurs unter 66,60 EUR (entsprechend 68 EUR Basispreis - Preis der 10 Optionsscheine) notwendig.

Optionsscheine und Optionen können sowohl zur Absicherung als auch zu Spekulationszwecken eingesetzt werden. Beide Anwendungsfälle betrachten wir im nächsten Teil der Betragsreihe.

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