Kommentar
16:21 Uhr, 08.08.2018

Zwingen die USA den Iran zum Aufgeben?

Die Meldungen in den Nachrichten über den Iran häufen sich. Anlass ist das Inkrafttreten von Sanktionen. Es sind zwar US-Sanktionen, doch es wir immer klarer, dass auch andere Länder am Ende mitziehen werden. Die EU sagt zwar, dass sie sich nicht beteiligen wird, doch das hilft wenig, wenn die Unternehmen die US-Sanktionen de facto umsetzen. Da kann es noch so viele Beteuerungen der Politik geben.

Für viele Unternehmen ist der US-Markt wichtiger als der iranische. Sie werden sich daher hüten, mit dem Iran Geschäfte zu machen, um nicht selbst sanktioniert zu werden. Im Prinzip wiederholt sich die Geschichte von 2012. Anfang 2012 traten die bisher schwersten Sanktionen in Kraft. Was damals geschah, wird wohl auch heute geschehen. Aber was geschah damals?

Die Industrieproduktion brach um 15 % ein. Die positive Handels- und Leistungsbilanz schrumpfte auf nahezu 0 % der Wirtschaftsleistung, nachdem sie einmal bei 10 % lag. Die Jugendarbeitslosigkeit stieg auf 29 %, die Gesamtquote auf 14 % und das Wachstum brach ein. Der Schock der Sanktionen ließ die Wirtschaft um 10 % schrumpfen. Gleichzeitig stieg die Inflation auf 45 %.

Die Währung wurde noch eine Zeit lang stabil gehalten. 2013 war das nicht mehr machbar. Es gab eine plötzliche und deutliche Abwertung. Der Wertverfall der Währung ging auch nach Aufhebung der Sanktionen weiter, doch seitdem klar ist, dass die USA wohl wieder Sanktionen verhängen würden, beschleunigte sich der Trend.

Die aktuelle Lage ist im Iran gar nicht so schlecht. Die Inflation liegt bei 14 %. Vor wenigen Jahren waren es mehr als 40 %. Man ist anderes gewöhnt. Auch die Arbeitslosigkeit und Produktion sind deutlich besser. Es gibt zu 2012 allerdings einen großen Unterschied.


2012 gab es einen wirtschaftlichen Schock. Das Land konnte sich danach jedoch erholen. Obwohl die Sanktionen 2014 noch in Kraft waren, war die Lage besser als heute. Als Bürger fragt man sich schon: wie kann es sein, dass es uns jetzt schlechter geht als 2014? Die Arbeitslosigkeit ist höher als 2014 und das Wachstum geringer. Inzwischen sind über 30 % der Jugend ohne Arbeit.

Nach Ende der Sanktionen gab es einen kurzen Boom. Dieses Strohfeuer war schnell vorbei. Es entsteht der Eindruck, dass von der Öffnung nur wenige profitiert haben. Es war jedenfalls nicht das Volk. Und jetzt soll es wieder Sanktionen geben. Die Lage wird also noch schwieriger. Das ist natürlich inakzeptabel.

Der Plan der USA geht in dieser Hinsicht auf. Es soll über die Wirtschaft Druck aufgebaut werden. Das gelingt. Nun stellt sich die Frage: wird auch das Ziel damit erreicht?

Persönlich habe ich da so meine Zweifel. Die Macht liegt bei der Revolutionsgarde. Sie hat die Wirtschaft und Gesellschaft im Würgegriff. Um den Iran wirklich zu reformieren, müsste die Revolutionsgarde ihre Macht abgeben. Bevor das geschieht, wird das Land vermutlich eher eine reine Militärdiktatur.

Die Geschichte wird sich wiederholen. Erst kommt der wirtschaftliche Schock, dann stabilisiert sich die Lage. Eine fundamentale Veränderung wird es im Iran kaum geben. Anleger können das Thema ignorieren.

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20 Kommentare

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  • mikoma2013
    mikoma2013

    Ich lese zwar die Artikel auf GT recht gern, besonders die von Herrn Schmale, Information ist immer gut, auch wenn sie mal nicht ganz ins eigene Weltbild passt😉ABER: Ich finde es erschreckend unmenschlich, so vor dem PC zu sitzen, als Beispiel, die Situation wie hier-im Iran geschildert zu bekommen und dann Kommentare zur "Weltpolitik" "Trump" "good&bad America oder EU" und was so schief läuft oder besser werden sollte, dabei abzusondern. Allzuleicht und ich schließe mich nicht aus, übersieht man allzugerne die Auswirkungen auf die Bevölkerung. Hallo, das sind Menschen wie du und ich. Ich bin zwar nicht mehr jugendlich, aber auch nicht gern arbeitslos, ich lebe überhaupt nicht gern mit ins unerträglich steigender Inflation, ohne Strom, ohne Zugang zu Trinkwasser oder auf Müllbergen... Sind nur Beispiele für Zustände, die nicht aus dem NIchts entstehen. Augenwischerei ist meine Verantwortung dabei zu leugnen. Wenn auch winzig in diesem Fall, aber doch vorhanden🙈🙉🙊Soll ich mich nun einfach umdrehen und weiter traden? Noch mehr z'sammraffen? Klar doch, fällt mir aber nicht mehr ganz so leicht...

    17:03 Uhr, 09.08.2018
  • TomCat
    TomCat

    Da wird einem doch wieder klar was für Würstchen wir doch sind. Ob wir Trump gut finden oder nicht, am Ende tanzen wir nach seiner Pfeife.

    13:16 Uhr, 09.08.2018
  • Powerseller61
    Powerseller61

    Iran, N-Korea, Kuba und Syrien sind die einzigsten Länder die noch keine (US) Zentralbank haben unter der Kontrolle der Fam.Rothschild. Es wird aber von einer atomaren Bedrohung gesprochen die uns alle bedroht genau wie Gadaffi etc. Aber der ist ja schon Geschichte. Also können wir das Thema ignorieren. Es geht ja nur um Krieg.

    12:05 Uhr, 09.08.2018
  • Teebeutel
    Teebeutel

    Zum kotzen das die EU hier nicht mitzieht nur weil sie Trump nicht mag. Die sollen ihre dämliche Sprüche für sich behalten, Trump poltert zwar viel aber in vielen Punkten hat er einfach recht. Hoffe Persien kann sich aus dem Würgegriff des Islams irgendwann befreien, eine ehemalige Hochkultur mit einer Steinzeitreligion.

    11:38 Uhr, 09.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • trunki
    trunki

    Als Links interpretieren das hier vor allem die "ganz Intelligenten". Diese sind auch ganz leicht an ihrer Art zu kommunizieren zu erkennen.

    Was Lüders betrifft: Kommen sie hier bloss nicht mit Fakten und detaillierter Recherche.

    Es lebe Amerika, Heil Trump.

    09:46 Uhr, 09.08.2018
  • Pitjupp
    Pitjupp

    Ach so, Thema war Iran: Ich empfehle das Buch von Michael Lüders: "Wer den Wind sät". Hintergrund der ganzen Sache übrigens: Die zweitgrößten Ergasvorkommen nach Russland (https://www.tagesschau.de/wirtschaft/erdgasalternativen.html). Da kann man schon mal Links sozialistisch zuschlagen, wenn man denn die Kontrolle über die Energieströme behalten will. Und Nordstream2 geht ja mal gar nicht.

    09:20 Uhr, 09.08.2018
  • Pitjupp
    Pitjupp

    Guten Morgen auch kingmidas

    ja, tatsächlich werden wir seit WW2 von den USA regiert, merke ich sogar im Keller, wenn ich fernsehe. 80% US-Schnulzen-Einheitsbrei. Und im HB ständig stramm antirussische Propaganda. Nur kann ich nicht erkennen, was daran Links sozialistisch ist-wie einige zu meinen scheinen. Wer hier oder in den USA kein Geld hat, hat nix zu lachen-nicht wirklich sozialistisch, oder?

    09:03 Uhr, 09.08.2018
  • Pitjupp
    Pitjupp

    Es wird höchste Zeit, dass die EU wirkungsvoller gegen die US-Öl-Oligarchen vorgeht. Es kann nicht das Interesse der EU sein, dass diese sich die Kontrolle über auch noch über die letzten unabhängigen Öl-und Gasreserven verschafft und wir komplett von diesen Leuten kontrolliert werden. Schon jetzt zeigt sich, wer in Europa regiert-Trump und nicht die europäischen Parlamente!

    21:27 Uhr, 08.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • lussien
    lussien

    >> Eine fundamentale Veränderung wird es im Iran kaum geben

    Tja, Herr Schmale, da werden Sie mit Ihrer Prognose noch eine blaue Wunder erleben.
    Das terrorististische Ajatollahs Regime (von allen Mogherinis und Gabriels dieser Welt heftig lobbyiert) liegt schon im Sterben. Deutsche Medien berichten so gut wie Nix darüber wie weit der Aufstand schon ist. Nicht mal darüber dass Rohani mit Trump sprechen will. Jahre wird es nicht dauern, eher Monate.

    17:35 Uhr, 08.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Die Mullahs koennen schon mal packen.............

    16:42 Uhr, 08.08.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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