Zwei Jahre lang Rezession?
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Unter den wichtigen Notenbanken ist derzeit wohl nur eine wirklich ehrlich. Ob EZB oder Fed, sie alle träumen von einer weichen Landung der Wirtschaft, kaum steigender Arbeitslosigkeit und stabilem Finanzmarkt. Gleichzeitig wollen sie ihr Inflationsziel wieder erreichen. Diese Quadratur des Kreises geht aller Wahrscheinlichkeit nach schief. An den rosaroten Prognosen wird jedoch festgehalten. Anders macht es die BoE (Bank of England). In der jüngsten Prognose geht sie davon aus, dass die Wirtschaft ab dem vierten Quartal 2022 zu schrumpfen beginnt und dann sieben Quartale in Folge negatives Wachstum ausweisen wird. Die Rezession würde bis Sommer 2024 dauern. Die Rezession ist im Vergleich zum Einbruch 2020 mild. Seit der letzten Prognose wurde das Wachstum jedoch etwas nach unten korrigiert. Es ist gut möglich, dass die Tiefe der Rezession noch unterschätzt wird. Dennoch ist die Prognose sehr viel ehrlicher als jene der Fed oder EZB.
Die Vorhersage der BoE hat große Relevanz. Die Ausgangslage ist in England nicht wesentlich anders als in den USA oder der Eurozone. Es beginnt bei der Arbeitslosigkeit. Diese ist niedrig und die Zahl offener Stellen ist immer noch rekordverdächtig hoch (Grafik 2). Das kennen wir auch aus den USA und einigen europäischen Ländern.
Auch die Leitzinsprognose unterscheidet sich nicht wesentlich von den Prognosen der Fed oder EZB. In den letzten Quartalen wurde die Prognose nach oben geschraubt und sieht nun Mitte 2023 ein Hoch vor. Danach sinken die Zinsen wieder über einen längeren Zeitraum, wenn auch nicht schnell (Grafik 3).
Obwohl der Arbeitsmarkt aktuell noch sehr gut läuft (wie in den USA) sieht die BoE einen baldigen Anstieg der Arbeitslosenrate. Bis zum Ende des Prognosehorizonts sieht sie einen Anstieg auf 6,3 % vor (Grafik 4). Damit würde sich die Rate fast verdoppeln.
Wenn der Arbeitsmarkt aktuell noch robust ist, die Wirtschaft wächst und auf den ersten Blick alles in Ordnung ist, wieso wird dann eine fast zweijährige Rezession erwartet? Die Antwort heißt Inflation. Diese soll Ende des Jahres ein Hoch bei 13,1 % erreichen und danach zurückgehen (Grafik 5).
Die hohe Inflation drückt die Kaufkraft. Nicht die Zinspolitik löst die Rezession aus, sondern der Kaufkraftverlust. Zinsen werden erhöht, weil die BoE die Zinsen praktisch erhöhen muss. Die Zinsen lösen jedoch nicht die Rezession aus. Das macht die Inflation von allein.
Die Inflation steigt in Großbritannien auf höhere Werte als in der Eurozone und den USA. Das Grundprinzip, fallende Kaufkraft, ist das gleiche. Man fragt sich, wieso die BoE eine zähe und lange Rezession erwartet, die EZB und Fed aber immer noch von der weichen Landung schwärmen. Persönlich vertraue ich der Prognose der BoE mehr. Sie ist traditionell weniger politisch in ihren Aussagen.
Clemens Schmale
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