Kommentar
15:40 Uhr, 01.10.2018

Zollstreit - Es geht ans Eingemachte!

Die Börse lässt das Thema vollkommen kalt. 200 Mrd. USD an Gütern mehr von Zöllen betroffen? Interessiert niemanden! Das wird sich ändern.

Das Zoll-Thema scheint niemanden mehr hinter dem Ofen hervorzulocken. Es ist dabei noch gar nicht lange her, dass Analysten den Weltuntergang versprachen. Der Aktienmarkt sollte scharf korrigieren und das Wirtschaftswachstum stark beeinträchtigt werden. Davon ist fast nichts zu spüren.

Dafür haben verschiedenste Entwicklungen gesorgt. In den USA sorgen ein Konjunkturprogramm und Steuersenkungen dafür, dass die Folgen mehr als wettgemacht werden. Statt eines Einbruchs boomt der Markt. Der Rest der Welt ist nicht so glimpflich davongekommen.

Der chinesische Aktienmarkt ist in Bärenmarktgebiet. Auch in Europa haben die meisten Indizes 10 % abgegeben. Wirklich gemerkt hat das niemand. Inzwischen hat sich aber auch hier das Blatt gewendet. Irgendwie scheint alles nicht so schlimm zu sein wie befürchtet.

Der Effekt der Zölle auf die Investitionstätigkeit ist stark verzögert. Es ist kein Wunder, dass man realwirtschaftlich bisher kaum Folgen sieht. Die Folgen kommen später. Erst wenn die Folgen in den harten Wirtschaftsdaten sichtbar werden, wird sich auch der Aktienmarkt wieder um das Thema kümmern. Das wird 2019 der Fall sein.

Die USA haben vor allem gegenüber China eine bisher sehr geschickte Eskalation betrieben. Die Zölle auf Waren im Wert von 50 Mrd. USD, die im Juli und August erlassen wurden, betreffen Konsumenten gar nicht. Die Zölle wurden auf Investitions- und Zwischengüter erhoben. Davon bekommen Konsumenten wenig mit.

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Im September hat sich das geändert. Den USA gehen die Nicht-Konsumgüter so langsam aus, auf die sie Zölle erheben können. Ca. 40 Mrd. USD an Konsumgütern sind betroffen, allerdings nur mit einem Zoll von 10 %. Ursprünglich waren 25 % angekündigt worden. Vor den nächsten Wahlen will man aber nicht, dass der Konsument auf einmal im Geldbeutel zu spüren bekommt, was der Handelsstreit bedeutet.

Das wird 2019 geschehen. Dann wird der Zoll auf 25 % erhöht, wenn China nicht einlenkt. Es folgen dann in einer letzten Runde Zölle auf weitere 270 Mrd. USD an Waren. Diese setzen sich vor allem aus Konsumgütern zusammen. Die USA kommen darum nicht herum, wenn sie weiter eskalieren wollen.

Bisher wurde der Konsument bewusst verschont. Die Last der Preiserhöhung tragen Unternehmen. Diese wurden immerhin durch eine Steuersenkung beschenkt. Das federt die Effekte ab. Beim Durchschnittskonsumenten ist das anders. Die Steuersenkung hilft den Reichen, nicht aber dem Durchschnitt. Sie werden die Zölle im Geldbeutel schmerzlich zu spüren bekommen.

Das geschieht allerdings erst nach den Wahlen und nur, wenn China nicht einlenkt. China wird vermutlich nicht einlenken. Es wäre auch dumm. Die US-Regierung muss bei weiterer Eskalation ihre Wähler belasten. Jetzt einzulenken wäre nicht sehr geschickt. Wirtschaftlich werden die USA das zu spüren bekommen. Ohne neue Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur wird das Wachstum deutlich abflachen. Spätestens dann werden sich Anleger auch wieder Sorgen um das Gewinnwachstum der Unternehmen machen.

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2 Kommentare

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  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Ja, das wird immer behauptet. Die Gier ist aber größer, daher gibt es in größeren Abständen immer ein böses Erwachen.

    17:58 Uhr, 01.10. 2018
  • Elchness
    Elchness

    Auf der anderen Seite wird ja immer behauptet, dass die Börse nicht die Gegenwart, sondern die erwartetete Zukunft handelt.

    Also entweder stimmt das dann doch nicht, oder die Börse hält die Folgen des Handelsstreits für weit weniger schlimm, oder aber die Börse rechnet mit einer Beilegung des Handelsstreits, bevor es allzu gravierende Auswirkungen gibt.

    Das neue USMCA wurde ja auch entgegen der Erwartungen einiger rechtzeitig geschlossen und ist nicht etwa an irgendwas wegen Milch gescheitert...

    16:25 Uhr, 01.10. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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