Werbung
Kommentar
10:30 Uhr, 06.04.2025

Zölle, Zölle, Zölle – gibt es nur Verlierer?

Erwähnte Instrumente

Mit dem am 2. April 2025 verkündeten Zollpaket hat die US-Regierung eine neue Phase im globalen Handelskonflikt eingeläutet. Unter dem Vorwand der “Reziprozität” erhebt Washington nun hohe Importzölle auf Produkte aus zahlreichen Ländern – von strategischen Partnern bis zu Schwellenländern. Die betroffenen Staaten reagieren teils mit eigenen Gegenmaßnahmen. Allerdings haben auch schon erste Staaten, wie beispielsweise Vietnam, angekündigt, die Zölle komplett auf Null zu reduzieren. Was als Schutzmaßnahme für die US-Industrie gedacht war, entwickelt sich zunehmend zu einer Belastung für die Weltwirtschaft.

Lieferketten unter Druck

Zölle in dieser Größenordnung treffen nicht nur die Exportländer, sondern wirken direkt in die US-Wirtschaft hinein. Viele amerikanische Unternehmen sind tief in globale Lieferketten eingebunden – besonders in Branchen wie Technologie, Textil oder Maschinenbau. Produktionsstandorte in Asien oder Lateinamerika, über Jahre hinweg zur Effizienzsteigerung aufgebaut, verlieren durch die Zölle ihren ökonomischen Vorteil. Kostensteigerungen, Produktionsverlagerungen und eine massive Planungsunsicherheit sind die Folge.

Wer wie stark betroffen ist

Nahezu die ganze Welt wird zur Kasse gebeten: Seit dem 2. April 2025 erhebt die US-Regierung einen Basiszoll von 10 % auf so gut wie alle Wareneinfuhren – ohne große Ausnahmen. Egal ob Hightech aus Südkorea, Autos aus Japan oder Kaffeemaschinen aus Italien: Der Zollhammer trifft fast jeden. Selbst abgelegene Gebiete wie die Heard- und McDonald-Inseln, wo außer Pinguinen niemand produziert, wären theoretisch betroffen – wenn sie denn etwas exportieren würden. Einige Länder trifft es allerdings besonders hart, denn für sie gelten deutlich höhere Sätze. Wer wie stark zahlen muss, zeigt der folgende Ausschnitt:

Vietnam 46 %
China 34 %
Südkorea 25 %
Japan 24 %
EU 20 %

Zölle kennen keine Gewinner

Protektionistische Maßnahmen wie diese führen selten zu nachhaltigem wirtschaftlichem Nutzen. Kurzfristig mögen sie einzelne Industriezweige schützen, langfristig jedoch führen sie zu höheren Preisen, sinkender Wettbewerbsfähigkeit, politischen Spannungen und strukturellen Verwerfungen. In einer global vernetzten Wirtschaft bleibt die Erkenntnis: Handelskonflikte schaden am Ende allen Seiten – und Zölle kennen letztlich keine Gewinner.

Die großen Verlierer

USA: Ein Verlierer der eigenen Zollpolitik

Obwohl die USA mit Zöllen auf Länder wie Vietnam, Kanada, Mexiko und die EU ihre heimische Industrie schützen wollen, könnten diese Maßnahmen der amerikanischen Wirtschaft selbst schaden. Viele US-Unternehmen, insbesondere in den Bereichen Technologie und Bekleidung, sind auf globale Lieferketten angewiesen, wobei ein erheblicher Teil ihrer Produktion in den von Zöllen betroffenen Ländern stattfindet. Vietnam beispielsweise ist ein wichtiger Produktionsstandort für zahlreiche Marken. Zölle von bis zu 46 % auf Importe aus diesen Ländern treiben die Kosten für amerikanische Firmen in die Höhe, die ihre Waren in die USA einführen. Dies könnte zu höheren Preisen für Verbraucher, geringeren Gewinnmargen oder teuren Produktionsverlagerungen führen – jedes Szenario bringt wirtschaftliche Nachteile mit sich. Langfristig könnten diese Zölle die Wettbewerbsfähigkeit der US-Firmen schwächen, Innovationen bremsen und Vergeltungsmaßnahmen von Handelspartnern provozieren, was die Wirtschaft zusätzlich belastet.

Die Auswirkungen zeigen sich bereits an der Börse, wo Aktien von Unternehmen mit hoher Abhängigkeit von den betroffenen Regionen fallen. Besonders anfällig sind Branchenriesen wie Nike und Apple, die große Teile ihrer Produktion in Vietnam haben. Diese Unternehmen stehen vor der Wahl: die höheren Kosten zu tragen und geringere Margen hinzunehmen, die Kosten an die Verbraucher weiterzugeben und Nachfragerückgänge zu riskieren oder die Produktion aufwendig zu verlagern. Jede Option birgt Herausforderungen – von sinkender Rentabilität bis hin zum potenziellen Verlust von Marktanteilen in einem hart umkämpften globalen Markt. So riskieren die USA, durch ihre eigene Zollpolitik zu einem Verlierer zu werden, wobei amerikanische Unternehmen und Verbraucher die Hauptlast tragen.

Nike: Ein harter Schlag für den Bekleidungsriesen

Nike, einer der weltweit führenden Sportbekleidungshersteller, ist durch die neuen Zölle stark gefährdet, da ein großer Teil seiner Produktion in Vietnam stattfindet. Etwa 50 % der Nike-Schuhe und 30 % der Bekleidung werden dort hergestellt, was Vietnam zu einem zentralen Knotenpunkt in der Lieferkette des Unternehmens macht, wie Bloomberg in einem Online-Beitrag berichtet hat. Mit einem Zoll von 46 % auf vietnamesische Importe steigen die Kosten für Nike erheblich, um seine Produkte in die USA, seinen größten Markt, einzuführen. Diese plötzliche Kostensteigerung bedroht Nikes effizientes Produktionsmodell, das lange auf kostengünstige Fertigung in Südostasien setzte.

Foto von wu yi auf Unsplash

Die finanziellen Folgen könnten gravierend sein. Analysten von Evercore schätzen, dass die Zölle bis zu 80 % des prognostizierten Gewinns vor Zinsen und Steuern (EBIT) von Nike im Geschäftsjahr 2027 auslöschen könnten. Grund dafür sind die gestiegenen Importkosten, die Nikes Gewinnmargen schmälern. Das Unternehmen könnte gezwungen sein, die Preise zu erhöhen, was jedoch in einem preissensitiven Markt die Nachfrage dämpfen könnte. Alternativ könnte Nike die Kosten schlucken, was die Profitabilität erheblich mindern und Investitionen in Innovation und Marketing – zentrale Erfolgsfaktoren – gefährden würde.

Um die Auswirkungen abzumildern, prüft Nike Optionen wie die Verlagerung der Produktion in Länder mit niedrigeren oder keinen Zöllen, ein Prozess, der jedoch komplex und zeitaufwendig ist. Eine solche Umstellung erfordert hohe Investitionen und könnte Jahre dauern, wodurch Nike kurzfristig verwundbar bleibt. Experten spekulieren zudem, dass Nike um Zollbefreiungen lobbyieren oder mit Lieferanten verhandeln könnte, um die Kosten zu teilen. Angesichts der unsicheren Zolllage steht Nikes Führung vor einem schwierigen Balanceakt, um Marktposition und Aktionärswert zu sichern.

Charttechnisch düstere Aussichten

Durch die Zölle wurde zuletzt sogar das Corona-Tief unterschritten – Quelle: stock3.com

Nach einem schwierigen Vorjahr, in dem die Nike-Aktie bereits über 30 % an Wert verlor, setzte sich der Abwärtstrend seit Jahresbeginn 2025 mit einem weiteren Kursrückgang von über 23 % fort. Derzeit steht die Aktie nach dem starken Abverkauf vor einer Widerstandszone im Bereich von 60 USD bis etwa 63 USD. Gelingt es ihr, diese Marke zu überwinden, könnte die nächste Widerstandszone zwischen 70 USD und etwa 75 USD ins Spiel kommen.

Sollte der Kurs jedoch weiter nachgeben, könnte das aktuelle Jahrestief bei 52,61 USD als potenzielle Unterstützung dienen. Darunter könnte die runde Marke von 50 USD noch einmal Halt bieten, wobei ein Bruch dieser Schwelle weitere Verluste einleiten könnte.

Apple: Ein Technologiegigant unter Druck

Apple, das wertvollste Unternehmen der Welt, bleibt von den Auswirkungen der globalen Zölle nicht verschont. Zwar hat Apple seine Produktion diversifiziert, doch Vietnam spielt eine wichtige Rolle: 20 % der iPads, 5 % der MacBooks und 65 % der AirPods werden dort produziert, basierend auf Analystenprognosen von JPMorgan und Vietnam Briefing aus Juni 2024. Der 46 %-Zoll auf vietnamesische Importe sowie Zölle auf andere Produktionsländer erhöhen die Kosten für den Import in die USA, Apples größten Markt. Dies stellt eine direkte Herausforderung für Apples Fähigkeit dar, seine Premium-Preise bei gleichbleibenden Gewinnmargen zu halten.

Foto von Laurenz Heymann auf Unsplash

Die finanziellen Auswirkungen sind erheblich. Analysten schätzen, dass die Zölle Apples Bruttogewinnmarge um 8,5 % bis 9 % senken könnten, falls keine Preisanpassungen vorgenommen werden. Dies wäre ein signifikanter Schlag für die Gewinne und könnte Apples Mittel für Forschung, Entwicklung oder Rückkäufe einschränken. Preiserhöhungen könnten die Kosten abfedern, doch dies könnte die Nachfrage nach hochpreisigen Produkten wie iPhones und MacBooks dämpfen. Angesichts Apples Abhängigkeit von Markentreue und Premium-Positionierung könnten Preiserhöhungen preissensible Kunden abschrecken und Marktanteile in einem wettbewerbsintensiven Technologiemarkt gefährden.

Apple hat Handlungsoptionen, jedoch mit Einschränkungen. Das Unternehmen könnte seine Produktion weiter diversifizieren, etwa durch Ausbau in Indien, wo bereits iPhones gefertigt werden. Doch solche Verlagerungen sind kostspielig und zeitintensiv, ohne sofortige Entlastung von den Zöllen. Zudem könnte Apple um Zollbefreiungen verhandeln oder Kosten auf Lieferanten abwälzen, was jedoch unsicher ist und Beziehungen in der Lieferkette belasten könnte. Während die Zolllage unklar bleibt, muss Apples Führung diese Herausforderungen sorgfältig meistern, um Marktstellung und finanzielle Stärke zu wahren.

Die Apple-Aktie deutlich unter Druck

Massive Verluste der Apple-Aktie – Quelle: stock3.com

Nach einem starken Anstieg der Apple-Aktie um über 30 % im vergangenen Jahr verzeichnet sie seit Jahresbeginn 2025 einen deutlichen Rückgang von etwa 25 %, was für Investoren bisher wenig erfreulich war. Derzeit steckt der Kurs in einem ausgeprägten Abwärtstrend, wobei die nächste Unterstützungszone im Bereich von 180 USD bis 177 USD als mögliche Stabilisierung dienen könnte. Sollte dieser Bereich durchbrochen werden, liegen darunter weitere Unterstützungen zwischen 170 USD und 164 USD.

Falls die Aktie jedoch durch eine Gegenbewegung wieder Auftrieb erhält, könnte die Zone zwischen 196 USD und 200 USD als erster Widerstand fungieren. Darüber hinaus markiert der Bereich von 208 USD bis 211 USD die nächste potenzielle Hürde.

Asien: Die Manufaktur der Welt unter Druck

Ausgelöst wurde die neue Eskalationsstufe im globalen Handelskonflikt durch die reziproken Zölle der USA vom 2. April 2025. Auf Importe aus Japan werden nun 24 % Zoll erhoben, auf Produkte aus Südkorea 25 %. Diese Maßnahmen sollen laut US-Regierung für „Gegenseitigkeit“ im Welthandel sorgen, treffen jedoch insbesondere exportstarke Länder in Asien. Als direkte Antwort kündigte China einen pauschalen Gegenzoll von 34 % auf US-Waren an – ein Schritt, der die Unsicherheit auf den Weltmärkten weiter verschärft. Doch nicht nur US-Konzerne geraten unter Druck: Auch asiatische Unternehmen wie LG Electronics und Toyota sind mit massiven wirtschaftlichen Folgen konfrontiert.

LG Electronics: Elektronik aus Asien

LG Electronics, einer der größten Elektronikhersteller Südkoreas, exportiert Fernseher, Haushaltsgeräte und IT-Komponenten in großem Umfang in die USA. Die Zölle zwingen LG dazu, entweder die gestiegenen Kosten selbst zu tragen – was die Gewinnmargen empfindlich schmälert – oder die Preise auf dem US-Markt zu erhöhen. Letzteres birgt jedoch die Gefahr, dass LG-Produkte für Konsumenten unattraktiver werden und Marktanteile an billigere Wettbewerber verloren gehen. Die Preissensibilität vieler amerikanischer Haushalte könnte insbesondere das TV- und Haushaltsgerätesegment betreffen. Angesichts der gespannten Lage prüft LG laut Brancheninsidern die Möglichkeit, seine Handelsbeziehungen mit China zu vertiefen, um dort Nachfrageverluste zu kompensieren und alternative Wachstumsquellen zu erschließen. Eine Rückkehr zu einer engeren wirtschaftlichen Verflechtung mit China wäre strategisch sinnvoll, aber geopolitisch nicht ohne Risiko.

Charttechnischer Abwärtstrend setzt sich fort

Der Abwärtstrend von LG hat sich weiter beschleunigt – Quelle: stock3.com

Nachdem die LG Electronics-Aktie im vergangenen Jahr etwa 13 % an Kurswert eingebüßt hat, verzeichnete sie im bisherigen Jahresverlauf 2025 einen weiteren Rückgang von rund 15 %. Anfang April fiel die Aktie auf ein 4-Jahres-Tief von etwa 10 USD, konnte sich jedoch durch eine kurze Gegenbewegung leicht erholen. Derzeit liegt eine Widerstandszone zwischen 11,30 EUR und 12 EUR, wobei sich am oberen Ende auch die 50-Tage-Linie befindet. Darüber hinaus erstreckt sich eine weitere Widerstandszone zwischen 13 EUR und 13,40 EUR.

Toyota – Fahrzeughersteller besonders betroffen

Foto von Christina Telep auf Unsplash

Toyota, der japanische Automobilriese, steht vor ähnlichen Herausforderungen. Die USA sind traditionell Toyotas wichtigster Auslandsmarkt. Ein Zollsatz von 24 % auf japanische Fahrzeuge verteuert die Endprodukte erheblich. Auch Toyota steht damit vor einem Dilemma: Die Preise für Fahrzeuge in den USA zu erhöhen könnte Nachfrageeinbrüche provozieren – insbesondere bei preisbewussten Käufern im Einstiegs- und Mittelklassesegment. Die Alternative, die Mehrkosten selbst zu absorbieren, würde den ohnehin engen Margenspielraum im Autogeschäft weiter einengen und notwendige Investitionen in Elektromobilität und Digitalisierung gefährden. Toyota denkt laut Berichten darüber nach, Produktionskapazitäten aus Nordamerika zu verlagern oder die Exporte stärker auf asiatische Märkte – insbesondere China – zu fokussieren. Ein Wiedererstarken des japanisch-chinesischen Handels wäre angesichts dieser Lage eine realistische Reaktion, auch wenn es die geopolitischen Spannungen in der Region zusätzlich auflädt.

Rasanter Kursverfall nach den Zöllen

Die Toyota-Aktie hat nach den Zollankündigungen massiv verloren – Quelle: stock3.com

Nach einem Kursanstieg von über 16 % im vergangenen Jahr hat die Toyota Motor-Aktie seit Jahresbeginn 2025 etwa 23 % an Wert verloren. Derzeit liegt sie nach einer stärkeren Abwärtsbewegung vor einer Unterstützungszone zwischen 14 EUR und 13,80 EUR. Sollte die Aktie diese Zone durchbrechen, könnte sie in der nächsten Unterstützungszone zwischen 13,30 EUR und 13 EUR Halt finden. Bei einer möglichen Gegenbewegung liegt eine erste Widerstandszone zwischen 15 EUR und 15,25 EUR, gefolgt von einer weiteren zwischen 15,70 EUR und 16 EUR.

Beide Konzerne – LG wie Toyota – sind Paradebeispiele dafür, wie protektionistische Maßnahmen auf internationaler Ebene Staaten belasten, deren Geschäftsmodelle auf offenen Märkten basieren. Die Gefahr einer Fragmentierung globaler Lieferketten wächst – mit potenziell verheerenden Folgen für Effizienz, Innovation und Wachstum in ganz Asien.

Europa: 20 % Zoll belasten massiv

Auch für die Europäische Union verhängt die US-Regierung unerwartet hohe Zölle. Zusätzliche 20 % Zoll auf alle Waren aus der EU. Das trifft insbesondere die Autobauer, aber auch Luxusgüterkonzerne wie LVMH und Kering sowie die Chipmaschinenbauer wie den Weltmarktführer ASML. Wir wollen uns nun genauer anschauen, warum gerade diese Unternehmen unter den Zöllen besonders stark leiden, welchen Einfluss das auf das operative Geschäft haben könnte und ob es sich langfristig bei den nun abgestraften Qualitätsunternehmen um eine Einstiegsgelegenheit handelt.

LVMH – Massive Preissteigerung voraus?

Foto von Christian Wiediger auf Unsplash

Die Aktie von LVMH hat auf die angekündigten Zölle negativ reagiert und befindet sich mittlerweile unterhalb der Verlaufstiefs. Allerdings rechnen Analysten damit, dass im Bereich der Luxusgüterkonzerne die Zölle weitestgehend an die Konsumenten weitergegeben werden können und so die Ergebnisse nicht so stark belastet werden dürften, wie bei allgemeinen Konsumgüterunternehmen. Doch geht diese Rechnung wirklich auf? Zuletzt litten die Konzerne bereits unter gesteigerter Konsumzurückhaltung – wohl insbesondere aus dem Bereich der oberen Mittelschicht. Die Zölle aus den USA belasten LVMH sehr stark, da gut ein Viertel des Umsatzes auf die Vereinigten Staaten entfällt.

Umsatzverteilung von LVMH nach Region – Quelle: eigene Darstellung

Sollten die nun eingeführten Zölle die Preise für Luxusgüter des Unternehmens weiter anheizen, könnte sich dies massiv auf die Umsatzentwicklung auswirken. Gibt das Unternehmen die Zölle allerdings nur zum Teil weiter, dürfte sich dies stark negativ auf die Margen- und Gewinnentwicklung auswirken.

Der Chart ist schon lange nicht mehr luxuriös

Die Aktie von LVMH hat schön seit längerem ihren einstigen Glanz verloren – Quelle: stock3.com

Die Aktie von LVMH hat mittelfristig zuletzt auch keine gute Figur abgegeben, wenn auch der langfristige Chart nach wie vor eine gute Entwicklung zeigt.

Die Aktie hat vom Hoch mittlerweile gut 40 % verloren und die Tiefs aus dem Jahr 2022 bei etwa 534 EUR wurden zuletzt unterschritten. Sollte in der kommenden Woche keine Erholung einsetzen, sind weitere Verluste aus charttechnischer Sicht zu erwarten. Die nächste Unterstützung findet sich dann erst wieder am Hoch von Januar 2020 bei etwa 445 EUR.

Bei weiterer Schwäche könnte man hier einen Short-Trade eingehen, der oberhalb von 550 EUR abgesichert werden kann. Ziel wie beschrieben die Unterstützung bei 445 EUR. Dieses Szenario könnte auch mit einem K.O.-Zertifikat der DZ-Bank, WKN: DY4S4A (2,7er Hebel) umgesetzt werden.

Siemens – rückläufiges Wachstum und jetzt die Zölle?

Foto von kağan yaldızkaya auf Unsplash

Der Siemens Konzern ist einer der Top-Bullen der letzten Jahre im Dax. Vom Vor-Corona-Hoch hatte sich die Aktie zeitweise verdoppelt, hat mittlerweile vom Hoch allerdings auch über 25 % verloren.

Siemens ist weltweit tätig und erzielt, wie viele DAX-Unternehmen, nur noch einen Bruchteil seiner Umsätze und Gewinne in Deutschland. Insbesondere der hohe Anteil des USA und Asien-Geschäfts könnte durch die Zölle ein Problem für das Unternehmen werden. Über 1/4 des Umsatzes stammt aus den USA. Hierher verkauft das Unternehmen insbesondere Produkte aus den Bereichen Elektrifizierung, Digitalisierung, Software, Infrastruktur, Transport und Automatisierung.

Umsatzverteilung Siemens nach Region – Quelle: eigene Darstellung

Hinzu kommt, dass die Umsätze auch ohne die massiven neuen Zölle in den letzten Jahren deutlich rückläufig waren. Von über 15 % Umsatzwachstum im Jahre 2022 ging das Wachstum auf 4 % im Jahr 2023 und nur noch etwas über 1 % im Jahr 2024 zurück.

Sollte Siemens aufgrund der Zölle die Preise nun anheben müssen, dürfte der Umsatz wohl rückläufig werden. Gibt das Unternehmen die Zölle nicht an die Kunden weiter, drohen deutliche Gewinnrückgänge.

Markante Zonen im Chart

Hält der SMA 50 auf Wochenbasis? Quelle: stock3.com

Die Aktie von Siemens hat wie beschrieben bereits deutlich vom Hoch korrigiert. Übergeordnet wäre jedoch auch noch etwas Fleisch am Chart der Aktie dran. Der aktuelle Preisbereich zwischen 185 und 190 USD, unterstützt vom SMA50, konnte zunächst auf Schlusskursbasis noch gehalten werden. Fraglich ist allerdings, ob nicht im Rahmen der potentiellen “Vergeltungszölle” nicht auch noch die solide Unterstützung bei 150 EUR angelaufen werden könnte.

Sollte sich der Zollkonflikt weiter zuspitzen und die Aktie von Siemens sollte unter das letzte Tief bei 180 EUR fallen, könnte man über einen Short-Trade mit Ziel 158-150 EUR nachdenken. Stop in diesem Falle über 190 EUR. Dieses Szenario könnte auch mit einem K.O.-Zertifikat der HSBC, WKN: HT26R5 (aktuell 2,04er Hebel) umgesetzt werden.

Die Gewinner des Zoll-Schocks

Während viele Unternehmen unter den neuen US-Zöllen leiden, könnten einige europäische Firmen mit lokaler Produktion oder regionalem Fokus profitieren:​

  • IONOS: Als führender europäischer Cloud-Anbieter bietet IONOS datenschutzkonforme Lösungen innerhalb der EU an. Dies macht das Unternehmen zu einer attraktiven Alternative zu US-Diensten wie AWS oder Azure, insbesondere für europäische Kunden, die Wert auf Datenhoheit legen.​
  • Beiersdorf: Der deutsche Hersteller von Hautpflegeprodukten, bekannt für Marken wie Nivea, produziert überwiegend in Europa. Diese lokale Produktion schützt Beiersdorf vor den Auswirkungen der US-Zölle und stärkt seine Position auf dem europäischen Markt.​
  • SAP: Als Europas größter Softwarehersteller mit Hauptsitz in Deutschland bietet SAP Unternehmenssoftwarelösungen an. Die starke Präsenz in Europa und der Fokus auf lokale Märkte ermöglichen es SAP, unabhängig von internationalen Handelskonflikten zu agieren und von einer erhöhten Nachfrage nach europäischen IT-Lösungen zu profitieren.​

Diese Unternehmen demonstrieren, wie eine strategische Ausrichtung auf lokale Märkte und Produktion in Zeiten von Handelsbarrieren Wettbewerbsvorteile schaffen kann.

Fazit

Die US-Zölle vom 2. April 2025 haben eine komplexe und dynamische Situation im globalen Handel geschaffen, die von unterschiedlichen Reaktionen der betroffenen Länder geprägt ist. China hat mit schnellen Gegenzöllen von 34 % reagiert, während die EU eine vereinte Antwort plant und Japan Verhandlungen anstrebt. Vietnam hat wie beschrieben bereits angekündigt, die Zölle für die USA komplett auf Null zu senken.

Diese Vielfalt an Maßnahmen deutet darauf hin, dass tägliche neue Entwicklungen zu erwarten sind, die die Unsicherheit in den internationalen Handelsbeziehungen verlängern könnten. Unternehmen wie Nike und Apple stehen vor höheren Kosten, und der Aktienmarkt zeigt bereits negative Reaktionen, wobei die Dauer dieses Trends unklar bleibt. Die Situation könnte sich sowohl zu einer weiteren Eskalation als auch zu diplomatischen Lösungen entwickeln, je nach dem, welche Schritte die beteiligten Akteure in den kommenden Monaten in Erwägung ziehen.

Im Ausblick bleibt die Handelsdynamik volatil, mit potenziellen Szenarien wie einem breiteren Handelskrieg, Verhandlungen zur Zollreduzierung oder einer Umstrukturierung globaler Lieferketten. Möglicherweise gibt es noch ein weiteres Szenario, was mittel- bis langfristig für die Märkte sogar bullisch wäre. Elon Musk hatte zuletzt auf einer Veranstaltung der rechtspopulistischen “Lega”-Partei in Italien geäußert, dass er auf die Aufhebung jeglicher Zölle hoffe. Dies habe er auch Präsident Trump geraten.

Sowohl Europa als auch die USA sollten sich idealerweise zu einer Situation mit null Zöllen bewegen, was effektiv einer Freihandelszone gleichkäme (…) das ist das, worauf ich hoffe.

Elon Musk, CEO von Tesla und Berater der Trump Regierung

Sollte sich die Situation allerdings nicht entspannen, könnten Unternehmen gezwungen sein, Produktionsstandorte zu verlagern oder Kosten an Konsumenten weiterzugeben, was die Nachfrage und wirtschaftliche Aktivität beeinflussen könnte. Gleichzeitig könnten lokal produzierende Firmen in Regionen wie der EU Vorteile erlangen, falls sich der Fokus auf regionale Märkte verstärkt. Die Unsicherheit über die Dauer und das Ausmaß der Tarifmaßnahmen macht genaue Vorhersagen schwierig, doch historische Beispiele zeigen, dass solche Spannungen oft Zeit für Klärungen benötigen. Unternehmen und Investoren sollten daher flexibel bleiben und die Entwicklungen aufmerksam verfolgen, um sich an die sich verändernden Bedingungen anzupassen.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

Jetzt handeln:

Eröffne Dein Depot bei Smartbroker+ und handle ab 0 EUR Ordergebühren* beim Kostensieger. Und das Beste: Obendrauf bekommst Du 3 Monate stock3 Ultimate.

Hier geht’s zur Depot-Eröffnung

Mehr Informationen zu Smartbroker+

*zzgl. marktüblicher Spreads und Fremdkosten

Das könnte Dich auch interessieren