Kommentar
07:44 Uhr, 04.01.2019

Zinspolitik der Fed: Hat Trump mit seiner Kritik recht?

Trump wettert gegen die Notenbank. Die Art und Weise ist fragwürdig, doch im Kern liegt der Präsident vielleicht nicht falsch. Das meinen zumindest einige Analysten.

Im Wahlkampf schwärmte Trump von einem starken Dollar. In Wahrheit will er das Gegenteil. Ein starker Dollar dämpft die Exporte und ist generell mit einem hohen Zinsniveau assoziiert. Beides passt nicht so ganz in die Wirtschaftsagenda. Trotzdem hat die Notenbank die Zinsen weiter erhöht. Im letzten Jahr wagte sie gleich 4 Zinsschritte.

Die Regierung hielt zunächst still. Im Schlussquartal 2018 ändert sich das schlagartig. Auslöser war die Korrektur des Aktienmarktes. Es löste eine gewisse Angst aus, dass die Notenbank den Bogen nun überspannt. Die Börse hat ja die Angewohnheit die Zukunft einzupreisen. Fallen die Kurse, ist das kein gutes Signal für die Wirtschaft.

Die Börse hat auch die Angewohnheit, Überreaktionen zu zeigen und auch mal eine Rezession einzupreisen, die am Ende gar nicht stattfindet. Im Vorfeld ist es aber so gut wie unmöglich zu erkennen, ob der Abschwung wirklich kommt oder ob Anleger einfach nur zu nervös sind.

Es wird daher nichts unversucht gelassen, um Licht ins Dunkel zu bringen. Um zu eruieren, ob der Zinssatz nun bereits zu hoch ist, lässt sich ein einfacher Trick anwenden. Dabei wird der aktuelle Leitzins dem Zinsniveau gegenübergestellt, das als neutral gilt. Bei einem neutralen Zinssatz ist die Geldpolitik weder expansiv noch restriktiv.

Das Ergebnis ist in Grafik 1 dargestellt. Es zeigt die Differenz aus effektivem Leitzins und der neutralen Rate. Seit 20 Jahren lässt sich hier ein Abwärtstrend erkennen. Mit der letzten Zinserhöhung ist der Spread nun über den Abwärtstrend angestiegen. Das gibt zu denken und bringt viele zu der Erkenntnis, dass die Fed übertreibt.


Dabei wird vergessen, dass der Spread immer noch im negativen Bereich notiert, die Geldpolitik also expansiv ist. Auch die technische Analyse kann man in diesem Zusammenhang ruhig anzweifeln. In einem längeren Zeitfenster sieht man eher eine Trendlosigkeit (Grafik 2).

Das alles ändert nichts daran, dass der Zins nun höher ist als in den letzten Jahren und fast wieder so hoch wie zuletzt 2008. Der Spread war in den letzten 60 Jahren mehr negativ als positiv. Würde die Notenbank die Zinsen merklich in den positiven Bereich drücken, dann läge das Niveau im historischen Vergleich außergewöhnlich hoch.

Am Ende wissen wir erst hinterher, ob die Notenbank einen Fehler gemacht hat oder nicht. Alles deutet darauf hin, dass die Fed nicht mehr viel Luft nach oben hat und nun sehr vorsichtig vorgehen muss. Genau das will sie jetzt auch tun. Die Notenbank tut genau das Richtige. Trump muss da gar nicht intervenieren.

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2 Kommentare

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  • WillyB
    WillyB

    Ich bin ganz Ihrer Meinung: die FED macht einen guten Job. Mit der schrittweisen und zukuenftig vorsichtigeren Erhoehung schafft sie sich einerseits die Moeglichkeit, im Falle einer Rezession den Zins wieder zu senken (eine Option, die der EZB fehlt) und andererseits nimmt sie Luft aus dem ueberbewerteten, aufgeblasenen Aktienmarkt.

    09:53 Uhr, 04.01.2019
  • P_44
    P_44

    Geben Sie doch nicht diesem unsäglichen Faschisten Recht!

    09:45 Uhr, 04.01.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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