Kommentar
10:00 Uhr, 11.04.2019

Zinskurve wieder positiv - aber was bedeutet das?

Vor zwei Wochen gab es große Aufregung. Die Zinskurve invertierte, was im Normalfall Böses erahnen lässt. Jetzt ist sie schon wieder positiv. Ist das gut?

Als Anleger steckt man in einem ständigen Lernprozess. Hat man eine Korrektur oder einen Bärenmarkt hinter sich, weiß man, wie man es beim nächsten Mal besser machen kann. Beim nächsten Mal ist nur leider alles dann doch wieder anders und man ist so schlau wie vorher. Nun ist wieder so eine Situation. Wir kommen aus einer Phase, in der der Aufschwung ziemlich unbestritten stattfand. Um die Konjunktur musste man sich keine Sorgen machen. Jetzt gibt es einige besorgniserregende Signale. Wir stecken nun in der Phase, in der es um den mittelfristigen Trend geht.

Obwohl wir durch frühere Abschwünge viel gelernt haben, weiß niemand so recht wie es nun wirklich weitergeht. Keiner kann mit Sicherheit sagen, dass wir uns auf eine Rezession zubewegen oder den Abschwung schon hinter uns haben. Wenn man mitten im Geschehen ist, ist alles eben doch nicht so einfach wie man sich das im Vorfeld gedacht hat.

Dafür gibt es auch gute Gründe. Die Zinskurve (die Differenz zwischen der Rendite von Anleihen mit langer und kurzer Laufzeit) war in den letzten Jahrzehnten ein zuverlässiger Indikator. Das war allerdings nicht immer so. Bis in die 50er Jahre fiel der Zinsspread kontinuierlich. Es gab vor keiner Rezession eine Inversion.

Man kann also nicht sagen, dass ein negativer Spread zwangsläufig von einer Rezession gefolgt wird. Immerhin ist die Trefferquote seit dem Zweiten Weltkrieg sehr hoch. Damit ist die Sache aber immer noch nicht so einfach. Der Spread zwischen 10-jährigen und 3-monatigen Anleihen war im März negativ.

Historisch betrachtet fiel dieser Spread erst in den negativen Bereich, wenn der Spread der 10-2-jährigen Anleihen bereits negativ war. Zuerst fiel dieser längere Spread in den negativen Bereich. Dieses Mal war es anders bzw. wir wissen ja nicht einmal, ob der Spread aus 10- zu 2-jährigen Anleihen noch ins Negative dreht.

Die Grafik zeigt zudem, wie viele Monate vor Rezessionsbeginn der Spread negativ wurde. Zwischen 6 Monaten und drei Jahren ist alles dabei. Wer das Timing aufgrund der Zinskurve hinbekommt, hat einfach nur Glück.

Inzwischen ist der Spread aus 10-jährigen zu 3-monatigen Anleihen wieder positiv. Auch das trägt nicht gerade zur Klarheit bei. Es kommt immer wieder vor, dass der Spread invertiert, wieder in den positiven Bereich umkehrt dort monatelang verharrt, bevor es wieder in den negativen Bereich geht. Aktuell lässt sich schlichtweg nichts Eindeutiges ableiten.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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