Kommentar
08:42 Uhr, 24.02.2015

Zinserhöhung in den USA? Diese Entwicklung spricht klar dagegen

Der US Immobilienmarkt will einfach nicht. Neueste Daten zeigen einen starken Rückgang beim Verkauf bestehender Häuser. Mit einer Zinserhöhung würde der Markt wohl endgültig die zaghafte Erholung abbrechen.

Der Zusammenhang zwischen Immobilienmarkt und Zinssatz ist relativ einleuchtend. Sind die Zinsen niedrig, dann kaufe ich mir eher ein Haus als bei sehr hohen Zinsen. Derzeit bekommt man Geld förmlich nachgeschmissen. Bei Immobilien gilt das allerdings nur, wenn man eine gute Bonität hat. Subprime Kredite sind immer noch schwer zu haben, wenn es um Immobilien geht. In anderen Bereich ist das anders. Für den Autokauf ist das Niveau an Ramschkrediten so hoch wie lange nicht.

Die, die einen Kredit für den Erwerb einer Immobilie erhalten, zahlen derzeit für einen 30 Jahre lang laufenden Kredite gerade einmal 3,2%. Wer sich weniger lang binden möchte, kann auch deutlich unter 3% einen Kredit bekommen. Im Vergleich zu einigen europäischen Ländern ist das noch immer viel. In der Schweiz kann man sich für gut 2% über 15 Jahre absichern, in Deutschland geht es auch unter 2%. Im Vergleich sind die zu zahlenden Zinsen in den USA also hoch. Historisch gesehen sind sie allerdings immer noch sehr niedrig.

Abbildung 1 zeigt den 30-jährigen fixen Zinssatz und die Verkauf neuer Häuser in den USA. Der Zusammenhang zwischen der Anzahl verkaufter Häuser und dem Zinsniveau ist deutlich zu erkennen. Je höher die Zinsen, desto weniger Häuser werden verkauft. Das gilt auch für den umgekehrten Fall. Etwas besser lässt sich das noch erkennen, wenn man den Zinssatz invertiert (je höher er in der Grafik erscheint, desto niedriger ist er eigentlich). Das ist dann in Grafik 2 zu sehen. So laufen Zinssatz und Häuserverkäufe parallel.

Die gestrigen Daten haben den aktuellen Stand der Dinge aufgezeigt. Es handelte sich dabei nicht um Zahlen zum Verkauf neuer Häuser, sondern bestehender Häuser. Grafik 3 zeigt den Verlauf dieses Marktes. Gleichzeitig sind wieder die Zinsen (invertiert) abgebildet. In der etwas kürzeren Zeitreihe zeigt sich eine leichte Zeitversetzung von Zinsniveau und Häuserverkäufen. Die Verkäufe folgen den Zinsen mit 2 bis 5 Monaten. So lange braucht es in etwa bis der Markt (die Kunden) die niedrigeren Zinsen auch nutzt.

Die Korrelation von Zinsen und Immobilienmarkt ist immer noch hoch. So niedrig wie die Zinsen aber sind, ist das absolute Niveau der Häuserverkäufe ziemlich niedrig. Der Verkauf bestehender Häuser zeigt inzwischen schon fast ein Dreifachtop zwischen 2009 und 2014. Wenn jetzt auch noch die Zinsen steigen würden, dann ginge es wohl steil bergab.

Der Immobilienmarkt bleibt einer der wichtigsten Wirtschaftszweige, insbesondere, weil er den Konsum stützt - zumindest indirekt. Die Rechnung ging jahrelang auf. Es wurden Häuser gekauft, die mit der Zeit immer mehr wert wurden. So ließ sich dann auch mal eine zweite Hypothek aufnehmen, um zu konsumieren. Dieses Spiel funktioniert nicht mehr, trotz niedriger Zinsen. Vielleicht glauben Konsumenten auch einfach nicht mehr daran, dass die Zinsen irgendwann wieder steigen könnten und lassen sich einfach Zeit mit dem Hauskauf. Dann allerdings müsste der Markt so langsam auf die drohende Zinsanhebung reagieren. Das tut er aber nicht. Das deutet stark darauf hin, dass sich die Fed mit einer Zinserhöhung noch länger Zeit lassen wird.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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