Kommentar
20:54 Uhr, 04.01.2018

Zinsen am Boden: 2018 muss etwas passieren!

Die Lage spitzt sich bei den Zinsen zu. Derzeit machen sie zwar kaum Anstalten zu steigen, doch das kann sich schnell ändern.

Länder wie Deutschland können sich immer noch zu Spottpreisen Geld leihen. Auch die USA, wo die Zinsen 2 % höher stehen, befinden sich in einer komfortablen Situation. Im Vergleich zu Deutschland sind die Zinsen zwar hoch, doch im Vergleich zu den historischen Zinsen in den USA, sind 2,5 % für 10-jährige Anleihen sehr wenig.

Viele halten einen Zinsanstieg nicht für möglich. Dazu ist die Wirtschaft zu schwach und die Schulden sind zu hoch. Das sind gute Argumente, aber sie allein werden die Zinsen nicht zurückhalten, zumal alles von der Inflation abhängt.

Muss ein Staat für seine Schulden 2 % bei 0 % Inflation zahlen, so ist das mehr oder minder äquivalent zu 4 % Zinsen bei 2 % Inflation. Der Staat zahlt zwar nominal mehr, doch wegen der Inflation steigt die Verschuldung nicht an. Gemessen an der Wirtschaftsleistung bleibt sie konstant. Ebenso sollten mit steigenden Preisen auch die Steuereinnahmen steigen.

Solange die Inflation steigt, können auch die Zinsen steigen, ohne dass gleich das System zusammenbrechen muss. Genau das ist mein favorisiertes Szenario. Langfristig glaube ich nicht an die große Zinswende, vor allem nicht an höhere Realzinsen. Höhere Realzinsen kann sich derzeit wirklich niemand leisten.

Einen Zinsanstieg haben viele nicht auf dem Radar. Alles hängt letztendlich von der Inflation ab. Steigt diese, steigen auch die Zinsen. Persönlich halte ich einen moderaten Inflationsanstieg für wahrscheinlich. Das liegt nicht an niedriger Arbeitslosigkeit und überbordender Nachfrage, sondern vor allem an den Rohstoffpreisen.

Der Anstieg der meisten Rohstoffpreise setzt sich fort. 2017 war ein exzellentes Jahr für Rohstoffanleger. 2018 bekommt die Wirtschaft die Rechnung in Form höherer Inflation präsentiert. Das spiegelt sich inzwischen auch in den Charts wider. Grafik 1 zeigt den Preis der T-Bond Futures seit den 70er Jahren. Hier bildet sich seit 2015 eine schöne SKS Formation. Löst sich diese auf, sollten die 30-jährigen Anleihen bei knapp 4 % rentieren. Derzeit sind es knapp 2,9 %.

Bei den T-Notes sieht das Bild nicht wesentlich anders aus. Hier ergibt sich ebenfalls das Potential einer ziemlich gewaltigen Abwärtsbewegung, die die Zinsen über 3,8 % auf sogar 5 % führen könnte. Ob das Maximalziel erreicht wird, sei aktuell dahingestellt.

Das ist mein favorisiertes Szenario. Kommt es anders, z.B. weil 2018 doch eine Rezession kommt, sehen die Kursziele auf der Oberseite dramatisch aus. T-Bond Futures könnten charttechnisch gesehen auf 200 und T-Notes auf 160 steigen. Dies entspräche dann einem Zinssatz von 1,7 % für 30-jährige Anleihen und 0 % für 10-jährige.

Clemens Schmale

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5 Kommentare

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  • Löwe30
    Löwe30

    "Alles hängt letztendlich von der Inflation ab. Steigt diese, steigen auch die Zinsen. Persönlich halte ich einen moderaten Inflationsanstieg für wahrscheinlich. Das liegt nicht an niedriger Arbeitslosigkeit und überbordender Nachfrage, sondern vor allem an den Rohstoffpreisen."

    Die Ursache für Inflation ist nicht das Ansteigen der Preise einer einzelnen oder einiger Güter, sondern Geldschöpfung aus dem Nichts. Denn Inflation ist, wie Milton Friedman richtig erkannt hat, immer und überall ein rein monetäres Phänomen.

    Es könnte zur Inflation kommen, wenn Geld aus Aktien oder Terminmärkten usw. abgezogen wird und in Konsum gesteckt wird. Auch kann eine Zentralbank natürlich den Leitzins anheben und gleichzeitig Geldschöpfung betreiben, dann kommt es zur Inflation und höheren Zinsen.

    Der Warenkorb mit dem die Inflation der Konsumentenpreise gemessen werden soll, ermöglicht es aufgrund zahlreicher Unwägbarkeiten kaum ein sinnvolles Ergebnis zu erhalte. Dr. Antony P. Mueller folgend, gibt es selbst bei Eiern und Kartoffeln unterschiedliche Größen und Qualitäten. Wie soll man aber entscheiden, welches Telefon repräsentativ ist für wen? Wann ist es soweit, bis ein neues Produkt eine altes ersetzt? Inwieweit ist das Smartphone ein Substitutionsgut zum alten Festnetztelefon und somit preislich vergleichbar? Wie bewertet man selbst so einfache Dinge wie den Übergang vom Schwarz-weiß Fernsehen zum Farb-TV? Womit will man die Preise radikal neuer Produkte vergleichen, wenn schon bei Autos der jährliche Modellwechsel Vergleichsprobleme aufwirft? Wie lassen sich Qualitätsunterschiede quantifizieren, wenn letztlich der Wert eines Konsumguts von der subjektiv-individuellen und situationsbedingten Wertschätzung jedes einzelnen Käufers abhängt?

    "Die US-Regierung benötigt derzeit mehr als 400 Milliarden Dollar von ihren Steuerzahlern, nur um die Zinsen für ihre Schulden zu zahlen. Die Steuereinnahmen belaufen sich auf gerade einmal knapp über 2 Billionen Dollar. Bei einem Anstieg um 1% würde die Regierung mehr als 600 Milliarden Dollar benötigen, um ihre Zinsen zu zahlen. Bei 2% wären es mehr als 800 Milliarden Dollar. Bei 3% mehr als 1 Billion Dollar und bei 4% wären es 1,2 Billionen Dollar oder über die Hälfte der gesamten Steuereinnahmen des Landes. Und das nur, um die Zinsen zu zahlen. Das bedeutet: Um eine Normalisierung der Geldpolitik zu erreichen, müssten die Zinsen (laut Alan Greenspan) auf den langfristigen Durchschnitt von 5% steigen. Angesichts der Tatsache, dass alleine die Staatsverschuldung in den USA bei mehr als 20 Billionen Dollar liegt und jährlich um etwa 1 Billion Dollar wächst, wird schnell klar, dass nichts von alledem nachhaltig sein kann. Leider sieht die Lage in Europa nicht besser aus. Italien ist mit 2,3 Billionen Euro eines der höchst verschuldeten Länder der Welt." (http://www.goldseiten.de/artikel/359242--Es-ist-1937~-Wie-Notenbanken-den-Zusammenbruch-der-westlichen-Zivilisation-riskieren.html )

    10:32 Uhr, 05.01. 2018
  • brokergio
    brokergio

    Hallo Hr.Schmale,

    nehmen wir Ihr Szenario von 2% Zinsen und 0 Inflation ----> auf 4% Zinsen und 2% INflation.

    Das heist doch im Klartext: Während sich die Zinslast für den Staat verdoppelt, erhöhen sich die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer um lediglich 2%. Und die Steuereinnahmen verdoppeln sich auch nicht nur weil die Inflation um 2% gestiegen ist.

    Also was haben Sie da zusammengerechnet??

    09:35 Uhr, 05.01. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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