Kommentar
08:27 Uhr, 02.03.2021

Zinsangst schon vorbei?

Plötzlich reden alle von den Zinsen. Häufig bleibt dabei die wichtigste Frage unbeantwortet: Was bedeutet es für Anleger?

Das, was gerade am Finanzmarkt geschieht, kennen wir aus dem Jahr 2013. Damals stieg die Rendite von US-Staatsanleihen innerhalb kurzer Zeit rasant an. Bekannt wurde dieses Ereignis als Taper Tantrum. Als ich über eine Neuauflage im Januar berichtete dachte ich, dass ich schon etwas spät dran bin. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass das Timing genau richtig war. Wie am Montag berichtet gehe ich davon aus, dass ein Großteil des Anstiegs nun erst einmal vorüber ist. Das hat sich zu Wochenbeginn zwar bestätigt. Das Taper Tantrum aus 2013 dauerte jedoch deutlich länger als das, was wir bisher erlebt haben. Es heißt daher: Luftholen und Chancen im Auge behalten. Komplett abhaken können wir das aktuelle Taper Tantrum noch nicht...

Bei marktbreiten Indizes wie dem S&P 500 kommt es bei Zinsängsten weder zu großen Korrekturen noch zu großen Chancen. Ähnliche Ereignisse wie jetzt gab es in den letzten Jahrzehnten mehrfach. Ausgelöst wurden sie durch Hedging. Der Aktienmarkt reagierte darauf kurzfristig. Es kam zu minimalen Korrekturen (Grafik 1). Zu Trendwenden kam es nie.


Chancen eröffnen sich an anderer Stelle. Gold verlor beim letzten Taper Tantrum 2013 deutlich an Wert. Insgesamt korrigierte das Edelmetall um fast 30 % (Grafik 2). Der breite Rohstoffmarkt hingegen hielt sich relativ gut. Es kam zu einer Seitwärtsbewegung. Nicht alle Rohstoffe verlieren, wenn die Zinsen steigen.

Kleinere Rücksetzer sind jedoch zu erwarten. Steigen die Zinsen in den USA besonders schnell, gewinnt meist auch der Dollar an Wert. In Dollar gehandelte Rohstoffe verlieren zumindest in dem Ausmaß, indem der Dollar gewinnt.

Eine Dollarstärke bedeutet, dass Anleger, die Währungen handeln, aufpassen müssen. In der zurückliegenden Woche war bereits eine Euroschwäche zu erkennen. Der Trend kann sich weiterhin fortsetzen, selbst wenn die schlimmsten Zinsängste vorerst ausgestanden sind. Gegen den Dollar zu wetten ist vorerst keine gute Idee.

Der Euro kann mehrere Prozentpunkte gegenüber dem Dollar verlieren. Emerging Markets Währungen geht es da ganz anders. Der brasilianische Real verlor 2013 gegenüber dem Dollar 15 %. Bei vielen anderen Emerging Markets verhielt es sich nicht anders. Wer Emerging Markets Aktien in Dollar hält, muss also auch dort mit einer Korrektur rechnen (Grafik 3).


Kurzfristig müssen sich Anleger auf höhere Volatilität und je nach Anlageklasse auf eine Korrekturfortsetzung einstellen. Das bietet Chancen. In den letzten Monaten suchte man fast vergeblich nach neuen Anlagemöglichkeiten. Rücksetzer konnte man selbst mit der Lupe nicht finden. Das ändert sich gerade.

Vergangene Taper Tantrums haben keine langfristigen Schäden hinterlassen. Der übergeordnete Trend bleibt intakt. Gerade Emerging Markets Aktien und Rohstoffe sind in der Schwäche ein interessanter Kauf.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • mariahellwig
    mariahellwig

    Den Anstieg der Inflation sehe ich nicht nur als vorübergehendes Ereignis, was in Basiseffekten oder Markttechnik begründet liegt. Wir haben es mit massiv gestörten Produktionsketten und Lieferproblemen zu tun. Allein wenn man auf die Chipindustrie blickt bahnt sich da ein Debakel an und es gibt nur noch wenig Produkte die ohne Silizium arbeiten.

    10:23 Uhr, 02.03. 2021
  • MC500
    MC500

    Lieber Herr Schmale, vielen Dank für den interessanten Beitrag aber man sollte nicht außer Acht lassen, dass die FED in 2013 tatsächlich angekündigt hatte, zu "tapern", d.h. das monatliche QE-Programm sukzessive zu redzuzieren!!! Davon sind wir m.E. zur Zeit noch meilenweit entfernt. Der Markt hat die Erwartung eines früher als vermuteten Endes der Anleihekäufe zuletzt teilweise schon eingepreist, ohne dass es dafür bisher ein Anzeichen gegeben hätte. Insofern kann man 2013 nicht mit der aktuellen Lage vergleichen.

    08:47 Uhr, 02.03. 2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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