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10:34 Uhr, 20.09.2024

ZIA: Immobilienfirmen erwarten Aufwärtstrend, aktuelle Lage aber schlechter

Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones) - Die Immobilienwirtschaft erwartet für die kommenden zwölf Monate eine Besserung ihrer wirtschaftlichen Situation, aber mit Blick auf die aktuelle Lage hat sie einen herben Stimmungsrückschlag erlitten. Der Immobilienstimmungsindex des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) und des Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ergab, dass die Bewertung der Geschäftslage im dritten Quartal von einem Wert von 15,6 im Vorquartal auf 2,0 Punkte sank. Zugleich haben sich die Erwartungen von 11,5 auf 19,3 verbessert. Das Immobilienklima sank insgesamt von 13,6 auf 10,5 Punkte, so der ZIA-IW-Immobilienstimmungsindexes (ISI). Der ZIA erhofft sich wichtige Impulse für den Sektor von weiteren Freiräumen im Baugesetzbuch, einer Vereinfachung der Pflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie niedrigeren Grunderwerbsteuern.

"Der erneute Einbruch bei Projektentwicklern verdeutlicht, dass die Krise keineswegs vorbei ist. Es braucht weitere Impulse, um die Auftragslage zu stabilisieren", sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. ZIA-Präsidentin Iris Schöberl gab zu bedenken, dass die Bewertung der aktuellen Geschäftslage leider im Trend einer Reihe von schlechten Nachrichten liege, wie sie zuletzt auch vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) gekommen seien.

"Diese Zahlen zeigen, dass der Aufwärtstrend der Immobilienwirtschaft kein Selbstläufer ist. Deutschland muss sich ökonomisch stärker für Rückschläge wappnen", forderte sie. Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Daten sei "keine Zeit für politische Spielchen" von Bundesregierung oder Opposition. "Die positiven Erwartungen vieler Unternehmer, die gerade jetzt mit einem Aufwärts-Trend rechnen, sind ein Vertrauensvorschuss für die Politik", sagte sie.

Bessere Erwartungen im Wohnungsbau - mehr Pessimismus bei Projektentwicklern

Bei den Wohnimmobilien hat sich zwar die Beurteilung der Geschäftslage um 12,6 Punkte auf nun 20,8 verschlechtert. Zugleich sind die Erwartungen kräftig gestiegen auf 20,8 Punkte (+20,8). Insgesamt ist damit das Immobilienklima im Wohnsegment (ebenfalls 20,8 Punkte) seit dem vierten Quartal 2022 kontinuierlich gestiegen. "Die Erwartungen niedrigerer Zinsen könnten die positiveren Einschätzungen verstärken", so der ZIA.

Der Handelsimmobiliensektor sei hingegen von extremen Stimmungsschwankungen gezeichnet. Der zuletzt sehr starke Zuwachs bei der Bewertung der Geschäftslage wurde nun durch einen drastischen Rückgang revidiert. Der Wert sinkt um 59,3 Punkte auf minus 7,2 Punkte. Die Erwartungen steigen auf 14,3 Punkte (plus 14,3). Die gesamtwirtschaftliche Eintrübung trifft laut ZIA den Einzelhandelsmarkt besonders, weil auch ein Rückgang der Konsumausgaben befürchtet wird.

Im Bürosektor ist die Stimmung schlechter. Dort gibt es im dritten Quartal nach mehreren Plusrunden bei der Einschätzung der Geschäftslage einen Rückgang, und zwar um 10,6 auf einen Wert von 6,3 Punkten. Auch die Erwartungen haben sich der Umfrage zufolge leicht eingetrübt auf 12,7 Punkte (-0,9 Punkte). Das Immobilienklima sinkt so um 5,8 auf 9,5 Punkte. Mittlerweile drückt die schwierige Konjunktur auch auf Beschäftigung und Investitionsbereitschaft.

Für die Projektentwicklung trübt sich die Geschäftslage weiter ein. Die Lage wird nur noch mit einem Wert von minus 46,9 Punkten bewertet - ein Minus von 18,4 gegenüber dem Vorquartal. Auch die Erwartungen sind laut Umfrage gesunken, und zwar auf einen Wert von 42,9 Punkten gesunken (minus 14,3). Das Immobilienklima liegt damit wieder tief im Minus (minus 7,2 Punkte). "Tatsächlich entwickelt sich die Neubaunachfrage weiterhin schleppend, der dringend notwendige Aufschwung bleibt noch aus", so der ZIA.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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