Zertifikatemarkt startet furios ins neue Jahr
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erstmals 2011 im Dezember musste sich der Zertifikatemarkt laut der im Auftrag des DDV von der European Derivatives Group (EDG) monatlich bei 16 Banken erhobenen Statistik die Milliarden-Euro-Marke beim aggregierten ausstehenden Volumen von unten ansehen. Der Rückgang gegenüber dem schon leicht rückläufigen Vormonat betrug dabei 2,7 Prozent auf 98,7 Mrd. Euro, wobei ein Teil auch auf die zum Jahresende ausgelaufenen und nicht gleich wieder ersetzten Produkte zurückzuführen sein dürfte. Dass sich die „Zocker“ im letzten Monat des Jahres bereits zunehmend aus dem hektischen Marktgeschehen verabschiedet hatten, zeigte das sich noch weiter zugunsten von Anlage-Produkten verschobene Verhältnis zu den Hebel-Papieren von 98,9 zu 1,1 Prozent.
Safety first
Ein weiterer Trend hielt ebenfalls unvermindert an, der zu Garantie-Produkten. War im November 2011 noch knapp 68 Prozent des Kapitals in Kapitalschutz-Produkten und zinstragenden strukturierten Anleihen investiert, so waren es einen Monat später schon fast 70 Prozent. Dabei wiederholte sich auch das alte Spiel, die Zins-Papiere (+1,2 Prozent) möglicherweise teilweise gegen kapitalgeschützte Partizipierer (-2,5 Prozent) auszutauschen, so dass die strukturierten Anleihen bereits knapp 50 Prozent des gesamten Kuchens auf sich vereinigen konnten. Der hohe Prozentsatz ist aber vor allem auch ein klarer Beweis für den grassierenden Anlagenotstand am Rentenmarkt, zu dem genau der der Satz von Professor Thorsten Hens von der Uni Zürich passt, dass „Staatsanleihen bislang für die risikolose Rendite sorgten und nun das renditelose Risiko bieten“.
Express-Papiere überholen wieder Discounter
Im Teilschutz-Sektor fielen die signifikant hohen Rückgänge bei Discountern (-19,6 Prozent) und Bonus-Zertifikaten (-16,7 Prozent) auf. Da der Dezember nicht gerade von einem Crash-Szenario geprägt war, konnte der Hauptgrund nur in dem Auslaufen vieler entsprechender Produkte zu suchen sein. Dagegen verloren die den Rabatt-Papieren artverwandten Aktienanleihen nur 5,9 Prozent, während es bei Express-Zertifikaten sogar lediglich um 3,9 Prozent bergab ging. Durch den unterschiedlich ausgefallenen „Jahresend-Effekt“ konnte die „schnelle Truppe“ beim Marktanteilsvergleich nicht nur den zuletzt wieder größer gewordenen Rückstand gegenüber den auf dem falschen Fuß erwischten Discountern aufholen, sondern diese gleich mit einem Anteil von jetzt 6,7 gegenüber 6,0 Prozent überholen und damit wieder zur stärksten „Waffe“ im Teilschutz-Segment werden. Ebenfalls ein Opfer der endenden Laufzeit dürften Outperformer und Sprinter mit einem Minus von 9,1 Prozent gewesen sein. Allerdings spielen sie mit einem Marktanteil von 0,1 Prozent nur eine sehr untergeordnete Rolle am Zertifikatemarkt. Gegen den Trend behaupten konnten sich mit einem Plus von 0,8 Prozent Index- bzw. Partizipations-Produkte, die, da sie eins zu eins einem Index oder Basket folgen, auch gerne als Delta-1-Zertifikate bezeichnet werden. Auch Hebel-Papiere mussten wie bereits erwähnt Federn lassen, wobei Knock-Out-Produkte mit einem Minus von 6,7 Prozent gegenüber Optionsscheinen (-11,9 Prozent) noch relativ glimpflich davonkamen.
Zins-Produkte gesucht
Auf Basiswertebene ging es bei den Anlage-Produkten im wichtigen Index- und Aktien-Bereich mit 6,3 bzw. 7,4 moderat nach unten, während der Hauptsektor Zinsen sogar um ein Prozent gegenüber dem Vormonat zulegen konnte. Bei Hebel-Papieren war der fast 31-prozentige Rückgang bei Rohstoffen besonders auffällig.
Ansturm an den Börsen im Januar
Die zweite Statistik des DDV, die die Umsätze an den Börsen Stuttgart und Frankfurt misst, überschlug sich im betrachteten Januar dieses Jahres förmlich, so stark war der Anlagebedarf unterstützt durch die Rekordfahrt am deutschen Aktienmarkt. Stand wegen der vielen Feiertage im vorangegangenen Dezember noch ein Handelsminus von 24 Prozent auf der Tafel, so ging es zum neuen Jahr gleich wieder um 33 Prozent auf 4,4 Mrd. Euro nach oben. Interessant war nach dem deutlichen Rückgang der Produktzahl im Dezember auf 816.436 Papiere auch die Entwicklung des Emissionsgeschäfts zu Jahresbeginn. Dabei verfuhren die Anbieter wie erwartet ganz nach der Devise „es gibt viel zu tun, packen wir’s an“ und schickten fast 200.000 neue Produkte ins Rennen, so dass die Zahl bis zum Monatsschluss wieder auf stolze 851.283 Papiere anwuchs. Sicher dürfte es nur eine Frage von Monaten sein, bis erstmals ein Million Anlage- und Hebel-Produkte dem Investor das Leben je nach Perspektive mehr oder weniger erleichtern wird.
Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate
Bitte vergessen Sie nicht, sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage unter dem folgenden Link zu beteiligen:http://www.godmode-trader.de/Zertifikate
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.