Zertifikatemarkt robbt sich voran
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Nachdem der Zertifikatemarkt bezogen auf das von der European Derivatives Group (EDG) im Auftrag des DDV monatlich bei 16 Banken erhobene ausstehende Volumen von Juni bis September rückläufig war, kam es in dem hier betrachteten Oktober wieder zu einer leichten Erholung um 1,3 Prozent auf gesamtmarktbezogen 101,8 Mrd. Euro. Ein Plus, das allerdings nur durch die höheren Kurse zustande kam und preisbereinigt sogar einem ganz kleinen Minus entsprach. Dies ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass der Markt den August-Schock mit einer nur geringfügigen Delle wieder sehr gut weggesteckt hat.
Hebel-Papier-Anteil weiterhin verschwindend gering
Eine Konstante bildete nun schon zum 3. Mal hintereinander das extrem klare Verhältnis zwischen Anlage- und Hebel-Produkten von 98,8 zu 1,2 Prozent. Verfolgt man die Marketingbemühungen der Anbieter und Discount-Broker in diesem Jahr, könnte man fast meinen, die Beziehung wäre genau umgekehrt und nahezu das gesamte Kapital würde in gehebelte „Zocker“-Papiere fließen. Kein Wunder, dass unter dem Namen Zertifikate mittlerweile viele Investoren hauptsächlich Hebel-Papiere verstehen. Ein Begriffs-Wirrwarr, dem sich der DDV in seiner Transparenz-Offensive schleunigst einmal annehmen und für klare Verhältnisse sorgen sollte. Schließlich existieren neben dem verschwindend kleinen Derivate-Anteil von 1,2 Prozent an Optionsscheinen und Turbos auch noch fast 99 Prozent Kapitalschutz-, Discount-, Bonus-, Express- usw. echte „Zertifikate“.
Strukturierte Anleihen hier, Knock-Out-Papiere dort
Was die Volumenveränderungen auf der Ebene der Produkt-Kategorien anbelangt, ist im mit über zwei Drittel alles in den Schatten stellenden Garantie-Segment der Umschichtungsprozess von Kapitalschutz-Partizipierern in zinstragende Strukturen weiter intakt. Letztere vereinen mittlerweile über 47 Prozent des investierten Kapitals alleine auf sich. Ein deutliches Indiz für die Zinsnot am Anleihe- und Geldmarkt, so dass Anleger für einen etwas höheren Kupon auch das zusätzliche Emittentenrisiko in Kauf nehmen. Im Kopf-an-Kopf-Rennen um die wichtigste Teilschutz-Kategorie konnten im Oktober Express-Zertifikate (+5,4 Prozent) gegenüber Discountern (+1,4 Prozent) wieder auf einen Anteil von nur noch 6,9 zu 7,0 Prozent aufholen. Deutliche Zuwächse verzeichneten mit Ausnahme von Delta-1-Zertifikaten (-3,1 Prozent) und Outperformern (-6,1 Prozent) auch Aktienanleihen (+7,7 Prozent) und Bonus-Zertifikate (+6,9 Prozent). Interessant im Hebel-Produkte-Segment die starke Zunahme von volatilitätsunempfindlichen Knock-Out-Papieren um 19,5 Prozent gegenüber einem gleichzeitigen Rückgang von zwei Prozent bei den sehr schwankungssensitiven Optionsscheinen. Auf der Basiswertseite gab es im Oktober im Anlage-Segment leichte Zuwächse in allen drei wichtigen Bereichen Indizes, Aktien und Zinsen. Bei den spekulativen Hebel-Produkten waren diesmal Aktien mit einem Plus von 10,7 Prozent deutlich gefragter als Indizes mit einem Minus von 0,7 Prozent. Zumindest prozentual gesehen noch beliebter waren allerdings Rohstoffe mit einem Zugewinn von 15,4 Prozent.
Starker „Zocker“-Monat November
Bei den Börsenumsätzen in Stuttgart und Frankfurt, die ebenfalls monatlich vom DDV veröffentlicht werden, konnte der starke Abwärtstrend der Vormonate im November mit einem Wachstum von 3,4 Prozent wieder gestoppt werden, was möglicherweise auf eine leichte Zunahme der Unsicherheit hindeuten könnte. Zum Vergleich rauschten die an den Börsen gehandelten Umsätze im Crashmonat August gleich um 69 Prozent nach oben. Während die Anlage-Produkte von den 3,4 Prozent Plus mit einem ganz leichten Minus von 0,1 Prozent überhaupt nichts abbekamen, fiel der Anstieg mit 6,5 Prozent bei den Hebel-Papieren umso üppiger aus. Damit verteilte sich etwas mehr als Hälfte der gesamten Börsenumsätze von 4,33 Mrd. Euro im November allein auf das spekulative Segment, wobei Knock-Outer mit einem Anstieg um 9,5 Prozent bei einem gehandelten Volumen von knapp 1,5 Mrd. Euro den Vogel abschossen. Bei den Anlage-Papieren waren Discounter, Bonus-Zertifikate und Aktienanleihen besonders gefragt, während typische „Buy-and-Hold“-Produkte – ja es gibt sie tatsächlich noch, denn das nicht ausschließlich spekulativ eingesetzte Kapital muss ja schließlich auch irgendwo geparkt werden – wie zinstragende strukturierte Anleihen zusammen mit Express-Zertifikaten und Outperformern volumenmäßig am wenigsten gehandelt wurden.
Indizes nicht zu bremsen
Bei den Basiswerten ganz weit vorne im Anlagebereich die üblichen Verdächtigen, Indizes mit einem Anteil von knapp 54 Prozent, sowie Aktien mit nahezu 34 Prozent. Noch klarer das Bild im Hebel-Produkte-Sektor, in dem volumenmäßig fast 70 Prozent der Spekulanten im November Indizes handelten. Dagegen spielten Aktien mit einem Anteil von nur 16 Prozent hier im wahrsten Sinne des Wortes nur die zweite Geige.
Produktzahl eilt von Rekord zu Rekord
Einen Rekord gab es im November dann dennoch zu vermelden. Wie sich jeder, der den nimmermüden Markt regelmäßig verfolgt, denken kann, muss dies mit der Anzahl der insgesamt gehandelten Produkte zusammenhängen. Auch wenn es in diesem Jahr wohl nicht mehr ganz zur „Zertifikate-Million“ reichen dürfte, kam man dieser magischen Zahl, die sicher in den nächsten Monaten fallen dürfte, mit 878.525 zum Monatsende an den Börsen gelisteten Papieren doch wieder ein ganzes Stück näher. Einen Monat zuvor waren es noch 859.665 gewesen, was ebenfalls einen Rekord darstellte.
Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate
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