Kommentar
14:00 Uhr, 06.07.2009

Zertifikatemarkt legt zweistellig zu!

Es ist immer das gleiche Spiel an der Börse. Läuft es an den Finanzmärkten wieder besser, springen immer mehr Anleger auf den fahrenden Zug auf, um sich am Ende nicht eingestehen zu müssen, nicht dabei gewesen zu sein. Dieser Mechanismus funktioniert natürlich auch am Zertifikatemarkt, wie die neue Marktvolumenstatistik der European Derivatives Group (EDG) im Auftrag des Deutschen Derivate Verbandes (DDV) für den Monat April zeigt. Als Grundgesamtheit der Erhebung dienen dabei die Zahlen der fünfzehn angeschlossenen Bankhäuser.

So nahm das Volumen gegenüber dem Vormonat, in dem die Bärenmarktrallye losgetreten wurde, um 10,6 Prozent auf knapp 7,2 Mrd. Euro zu, wobei die positiven Preiseffekte im Durchschnitt 4,2 Prozent ausmachten. Hochgerechnet auf den Gesamtmarkt belief sich das angelegte Kapital damit auf 88,4 Mrd. Euro. Da Hebel-Produkte mit einem Anteil von nur 0,9 Prozent am gesamten „Derivate-Kuchen“ nur eine geringe Rolle spielen, konnte deren Rückgang um 10,8 Prozent oder 84 Mio. Euro keinen weiteren Flurschaden anrichten und das Gesamtergebnis belasten. Die dabei auftretenden negativen Preiseffekte von 22,2 Prozent bei einem gleichzeitig starken Aktienmarkt machten dabei deutlich, dass in dem Betrachtungszeitraum im spekulativen Sektor vor allem viele unglückliche „Shorties“ unterwegs gewesen sein müssen. Ohne den Preiseinfluss wuchs der „Open Interest“ bei den „Gehebelten“ sogar um 11,4 Prozent oder 89 Mio. Euro an.

Betrachtet man die Anlage-Papiere in Bezug auf die zugrundeliegende Basiswert-Kategorie so fiel die besondere Stärke von Renten-Zertifikaten auf, deren Volumen gegenüber der Erhebung im März preisbereinigt gleich um 19,8 Prozent auf 22,35 Mrd. Euro zunehmen konnte. Das weiterhin aber dominierende Aktien-Segment kam immerhin noch auf einen leichten Zuwachs von 1,3 Prozent auf 48,81 Mrd. Euro. Weniger spektakulär war der Zugewinn bei Papieren auf Währungen und Rohstoffe mit 0,7 Prozent, wohingegen die Talfahrt bei den Hedgefonds-Zertifikaten mit einem Minus von 1,7 Prozent anhielt.

Interessant verlief auch die Entwicklung bezogen auf die einzelnen Zertifikate-Typen. So hatte das Motto „Sicherheit ist Trumpf“ auch im Mai weiterhin Bestand, konnten doch Kapitalschutz-Produkte um 11,4 Prozent preisbereinigt auf mittlerweile fast 44 Mrd. Euro zulegen. Das entspricht einem Marktanteil von 59,1 Prozent. Auf Hochtouren läuft weiterhin auch das Geschäft mit Aktien- und Indexanleihen, das Plus hier sogar stolze 28,7 Prozent. Allerdings beträgt der Marktanteil dieser von der Abgeltungsteuer wachgeküssten Spezies trotzdem nur 1,5 Prozent, dies jedoch mit rasant steigender Tendenz.

Von dem Optimismus des Marktes konnten nicht zuletzt auch wieder die Index- und Outperformance-/Sprint-Zertifikate profitieren, von deren zweistelligen Zuwächsen preisbereinigt aber nur noch ein Plus von 1,1 bzw. 0,7 Prozent übrig blieb. Ähnlich verhielt es sich auch mit einem Zugewinn von 0,5 Prozent bei der Kategorie Basket-/Themen-/Strategie-Produkte. Für die sonst immer als des Anlegers Liebling bezeichneten Discount- und Bonus- bzw. Teilschutz-Zertifikate reichte es preisbereinigt nur zu einem Minus von 0,6 bzw. sogar 4,6 Prozent. Der Investor scheint den Bonus-Strukturen nach den Erfahrungen der vergangenen Monate noch nicht wieder so ganz zu vertrauen. Das Gleiche gilt in ähnlicher Weise auch für Express-Papiere, die ohne Preiseinfluss zwei Prozent gegenüber dem Vormonat an Volumen einbüßten, mit einem Marktanteil von 12,3 Prozent aber weiterhin die „zweite Kraft“ hinter Garantie-Produkten aber noch vor Discountern (9,7 Prozent) und Bonus-/Teilschutz-Zertifikaten (8,4 Prozent) einnehmen.

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten