Zertifikatemarkt in leichter „Sommer-Lethargie“
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Wie schon im Vormonat ging das von der European Derivatives Group (EDG) monatlich bei 16 Banken im Auftrag des DDV erhobene Marktvolumen auch im Juni erneut leicht um 1,2 Prozent zurück, wobei u.a. das ersatzlose Auslaufen vieler Produkte zum Quartalsende dafür verantwortlich gemacht wurde. Hochgerechnet auf den Gesamtmarkt ergab sich damit ein ausstehendes Investitions-Volumen von 100,2 Mrd. Euro nach 101,4 Mrd. Euro im Mai. Dabei mussten die vielzitierten Hebel-Produkte bestehend aus Optionsscheinen und Knock-Out-Papieren mit einem Rückgang um 6,1 Prozent gegenüber einem Minus von 1,1 Prozent bei Anlage-Produkten ebenfalls weiter Federn lassen und kommen inzwischen nur noch auf einen Anteil von 1,1 Prozent.
Jedes zweite Zertifikat besitzt Kapitalschutz und zahlt einen Kupon
Der Rest von stolzen 98,9 Prozent entfällt damit auf die verschiedenen Formen von Anlage-Papieren, die mit über 68 Prozent weiterhin ganz klar von den Garantie-Zertifikaten dominiert werden. Allein 50,3 Prozent beanspruchen die sogenannten kupontragenden Strukturen, die in Zeiten niedriger „risikoloser“ Zinsen von vielen Anlegern wegen ihres Renditevorteils gesucht werden, auch wenn dadurch ein zusätzliches Emittentenrisiko in Kauf genommen werden muss. Der zwischenzeitliche Siegeszug der Discounter ließ sich dagegen angesichts stark zurückkommender Volatilitäten im Juni mit einem Minus von 4,6 Prozent nicht weiter fortsetzen, so dass die zweite Kraft im Teilschutz-Sektor, die Express-Zertifikate durch ein deutlich geringeres Minus von 0,5 Prozent mit einem Marktanteil von 5,7 gegenüber 6,6 Prozent wieder etwas zu den Rabatt-Papieren aufschließen konnten. Weiterhin unter Druck Bonus-Zertifikate mit einem Rückgang um 5,2 Prozent und Aktienanleihen mit -1,8 Prozent.
Wo sind die Outperformer und Sprinter geblieben?
Gegen den Trend aufwärts ging es leicht für Index- und Partizipations-Produkte während Outperformance- und Sprint-Papiere noch immer keine Lobby am Zertifikatemarkt zu besitzen scheinen und auslaufende Produkte vielfach nicht adäquat durch Neuemissionen ersetzt werden. Immerhin war das Minus hier mit 3,5 Prozent deutlich geringer als noch im Vormonat mit knapp 17 Prozent. Der Marktanteil von 0,1 Prozent spricht allerdings Bände. Vielleicht könnte man die „ungefährlichen�� Hebel-Produkte, bei denen der Leverage nur nach oben gilt, von der Anbieterseite her auch einmal etwas besser vermarkten, statt dem Ottonormal-Anleger immer wieder nur hochriskante Turbos andienen zu wollen, die sich im Prinzip nur für ständig am Markt präsente Trader eignen. Gerade Sprinter können beispielsweise auch kurzfristig eine sehr interessante Alternative bei hochvolatilen Märkten darstellen, während Outperformer in Phasen mit nur geringen Schwankungen wie momentan durchaus einen Blick wert sein könnten. Allerdings kennen die meisten Investoren deren Vorzüge auch wegen des Fehlens entsprechender Angebote gar nicht. Ein deutlicher Mangelzustand, schließlich gibt es noch mehr Anlagemotive als kurzfristiges „Zocken“ und die reine Seitwärts-Spekulation mit diversen Teilschutz-Produkten. Wie wäre es beispielsweise mit den früheren Protect-Outperformern, die neben einen Hebel auch noch eine Absicherung enthalten. Auch bei den echten Hebel-Papieren war im Juni ein Rückgang festzustellen. Dieser war bei den Optionsscheinen um 12,6 Prozent signifikant, kann aber durchaus mit dem Auslaufen vieler Produkte zum Quartalsende zusammenhängen, während Knock-Outs im Juni sogar um 0,4 Prozent zulegen konnten.
„Zocker“ entdecken Zins-Produkte
Bei den Basiswerten im Anlage-Sektor wurden weder Aktien (-4,6 Prozent) noch Indizes (-1,2 Prozent) von Verlusten verschont. Lediglich die hier mit einem Anteil von fast 56 Prozent dominierenden Zinsen konnten ganz leicht zulegen. Noch stärker fielen die Rückgänge bei Aktien (-10,2 Prozent) und Indizes (-5,4 Prozent) im Hebel-Produkte-Segment aus. Allerdings scheinen die Spekulanten im Gegenzug Anleihe-Futures als Basiswert wiederentdeckt zu haben, was Zins-Produkte gleichzeitig um rund 30 Prozent nach oben katapultierte.
Produktzahl wächst wieder
Im Juli ging laut der aktuellen Statistik des DDV auch der Handel an den Börsen in Stuttgart und Frankfurt leicht um 1,1 Prozent zurück, wobei Anlage-Produkte sogar ein kleines Plus von 0,1 Prozent gegenüber einem Minus von drei Prozent bei Hebel-Papieren verzeichneten. Das Verhältnis zwischen beiden Sektoren verschob sich damit mit 61,1 zu 38,9 Prozent weiter zugunsten der Anlage-Zertifikate. In der Marktanteilsstatistik ganz klar vorn die Deutsche Bank mit 27,47 Prozent vor der Commerzbank mit 21,61 Prozent. Weit dahinter auf den Plätzen die DZ-Bank (7,66 Prozent), die RBS (6,22 Prozent) und BNP Paribas mit 5,94 Prozent. Der Dämpfer des Vormonats bei der Produktzahl konnte im Juli wieder korrigiert werden. So ließ ein Neuemissionsvolumen von 161.528 Produkten die Zahl der gelisteten Papiere nach dem Rücksetzer im Juni auf 908.831 im Folgemonat auf jetzt wieder 940.381 steigen. Das bisherige Hoch aus dem Mai mit 959.374 Produkten ist damit nicht mehr allzu weit entfernt.
Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate
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