Zertifikatemarkt in Frühlingsstimmung
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
„Es grünt so grün" heißt es derzeit nicht nur in der Politik, sondern auch am Zertifikatemarkt. Dies bestätigen auch die von der European Derivatives Group (EDG) im Auftrag des Deutschen Derivate Verbands (DDV) monatlich bei 16 Banken erhobenen Zahlen zum Marktvolumen für den Monat Februar. Dabei fiel der Anstieg mit 2,3 Prozent bzw. 2,2 Mrd. Euro immerhin so stark aus, dass die aufgrund vieler ausgelaufener Produkte im vergangenen Dezember zustande gekommenen hohen Verluste kurz vor Jahresfrist laut dem DDV wieder mehr als wettgemacht werden konnten. Hochgerechnet auf den Gesamtmarkt ergab sich jetzt wieder ein Wert von 109,7 Mrd. Euro.
Ein schneller „Zock" geht immer öfter
Kaum verwunderlich, wenn man den hohen Marketing-Aufwand der Bankenbranche in Sachen spekulative Trading-Produkte betrachtet, ging es auch im Verhältnis zwischen Anlage- und Hebel-Papieren für die „Zocker"-Gilde weiter aufwärts, wenn gleich der Marktanteil hier mit 1,7 Prozent gegenüber 98,3 Prozent bei den Zertifikaten noch immer verschwindend gering erscheint. Im direkten Vergleich gaben sich weder Optionsscheine noch Knock-Outer mit jeweils zweitstelligen Zuwachsraten eine Blöße.
Anleger verzichten mehr und mehr auf Teilschutz
Auf Produktkategorie-Ebene weiterhin stark vertreten Kapitalschutzpapiere mit einem Anteil von insgesamt 61 Prozent. Ebenfalls weiter im Kommen sind wie in den Monaten zuvor Aktienanleihen, die es mittlerweile schon auf 4,7 Prozent Marktanteil bringen. Das Plus im Februar 5,2 Prozent. Noch besser mit einem Zugewinn von über sechs Prozent ging es bei den Discountern und Bonus-Zertifikaten, die aktuell 7,4 bzw. 5,0 Prozent des ausstehenden Marktvolumens auf sich vereinen können. Die eigentliche Überraschung diesmal aber die Outperformer und Sprint-Papiere mit einem Plus von elf Prozent, was die positive Marktstimmung zusätzlich untermauert, am dennoch weiterhin nur geringen Anteil dieser ebenfalls mit einem Hebel ausgestatteten Spezies von 0,2 Prozent allerdings nichts ändert. Dazu müsste dieser Trend über einen längeren Zeitraum anhalten. Dass ein Teilschutz bei einem Zertifikat kein „Muss" mehr darstellt, zeigt sich auch bei den Index- und Partizipations-Produkten, die mit einem Anstieg von vier Prozent nunmehr einen Anteil von 6,4 Prozent am Gesamtmarkt halten. Wenig gefragt dagegen Express-Papiere, die als einzige Kategorie mit einem Minus von 2,9 Prozent ihren zweiten Platz in der Rangliste mit 9,4 Prozent aber trotzdem sicher verteidigen konnten.
Stark gestiegene Rohstoffe und Hebel-Produkte – ein explosiver Cocktail
Wenig Veränderung auch bei den Basiswerten, zumindest wenn man die Anlageprodukte betrachtet. Hier dominieren weiter Aktien mit 53 Prozent vor Renten mit 43,2 Prozent. Noch deutlicher sieht die Vormachtstellung von Aktien-Papieren im spekulativen Segment mit einem Marktanteil von fast 75 Prozent aus. Der Zugewinn hier gut neun Prozent. Die zweite starke Kraft bildet aber der Währungs- und Rohstoffsektor mit 24 Prozent, der im Anlagebereich generell nur unter ferner liefen rangiert. Was bei den Hebel-Produkten aber auffällt, ist der starke Anstieg dieser Kategorie auf Monatsbasis gleich um 27 Prozent. Die Rohstoff-Hausse allen voran Gold und Silber könnte dabei durchaus eine Rolle spielen und immer mehr Spekulanten auf den bereits in rasender Fahrt befindlichen Zug weiter aufspringen lassen. Denn wer den Trend bislang verschlafen hat, glaubt nun mit umso gefährlicheren Scheinen verlorenes Terrain wieder schnell aufholen zu können. Ein großer Trugschluss wie die Börsenerfahrung lehrt und nur mit einem Wort erklärbar – Gier.
Börsenumsatzstatistik bestätigt positiven Trend
Die Monats-Statistik Nummer zwei betrifft wie üblich die Börsenumsätze in Stuttgart und Frankfurt und bezieht sich aktuell auf den Monat März. Auch sie wies mit einem Wert von 6,74 Mrd. Euro einen Anstieg zum Vormonat von über 15 Prozent aus, wobei die Hebel-Papiere mit einem Plus von 23,5 Prozent gegenüber nur +8,3 Prozent bei den Anlage-Zertifikaten natürlich auch hier klar die Oberhand behielten. Den offensiveren Markttrend bestätigend wirkte sich auch der Umsatzanstieg bei den Index- und Partizipations-Produkten von über 31 Prozent aus, während die Outperformance- und Sprint-Papiere bei dieser Statistik mit einem Einbruch um fast 13 Prozent etwas aus der Reihe tanzten. Ebenfalls weniger rege gehandelt die Aktienanleihen mit einem Minus von 9,7 Prozent und vor allem Kapitalschutz-Zertifikate und strukturierte Anleihen mit 14,9 bzw. 35,7 Prozent Minus. Andere Produkttypen wie Discounter und Express-Zertifikate konnten aber sogar zweistellig zulegen. Bei den Basiswerten blieb die alte Reihenfolge mit Indizes vor Aktien und Rohstoffen ebenso bestehen wie bei den Emittenten, bei denen die Rangliste weiterhin klar von der Deutschen Bank und der Commerzbank vor der BNP Paribas angeführt wird.
Keine „Nachwuchssorgen" am Zertifikatemarkt erkennbar
Jeden Monat mehr Produkte am Markt, dieser Trend setzte sich auch im März weiter fort. So erblickten in diesem Monat gleich 146.128 neue Papiere das Licht der Zertifikate- bzw. Derivatewelt. Insgesamt beläuft sich die Zahl damit schon auf 676.126 Anlage- und Hebel-Produkte. Zum Vergleich war sie ein Jahr zuvor noch bei „bescheidenen" 416.938 und wiederum zwölf Monate vorher noch bei 358.908 Stück gelegen. Schade für den Anleger, dass es noch kein Zertifikat auf die Entwicklung der Produktanzahl gibt, aus heutiger Sicht wäre das wohl eine „sichere Bank". Aber vielleicht könnte das ja eine Anregung für die Zukunft sein.
Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.