Zertifikatemarkt gibt Crash keine Chance
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Der ansonsten eher von Lustlosigkeit geprägte August war in diesem Jahr ein ganz besonderer Monat, der seinesgleichen in der Börsengeschichte sucht, so rasant stürzten die Kurse gerade in den ersten Tagen des Monats ab. Selbst lange am Markt aktive Händler konnten sich an eine solche Beschleunigungsbewegung nach unten kaum erinnern. Am Ende hatte der DAX mit einem Minus von rund 20 Prozent einen der schwärzesten Monate seiner Historie erlebt. Dass eine solche Extremsituation natürlich auch am Zertifikatemarkt Schaden hinterlassen muss, war klar. Allerdings hielt sich dieser laut der von der European Derivatives Group (EDG) im Auftrag des DDV monatlich bei 16 Banken erhobenen Volumenstatistik mit einem Minus von 4,1 Prozent bzw. 4,1 Mrd. Euro noch relativ in Grenzen, da sich rund zwei Drittel des Volumens allein in Garantie-Produkten und nur ein ganz unwesentlicher Teil in gehebelten Zocker-Papieren konzentrierte. So war preisbereinigt nur ein kleines Minus beim Open Interest von 0,8 Prozent zu verzeichnen.
Hebel-Papiere fallen etwas zurück
Hochgerechnet auf den Gesamtmarkt ging das Volumen von 109,1 Mrd. Euro im Vormonat auf 104,6 Mrd. Euro Ende August zurück, wobei Hebel-Papiere mit einem Minus von 15,7 Prozent logischerweise deutlich mehr zu leiden hatten, als Anlage-Zertifikate mit -4 Prozent. Der Anteil der meist eher kurzfristig eingesetzten Optionsscheine und Knock-Outs ging folglich auch von 1,4 auf jetzt nur noch 1,2 Prozent zurück.
Bonus-Zertifikate erleben Einbruch um ein Drittel
Besonders interessant war auch die Entwicklung auf Produktkategorie-Ebene, wenn man im Garantie-Sektor von der weiteren leichten Verbesserung zinstragender strukturierter Anleihen (+2,4 Prozent) gegenüber Kapitalschutz-Strukturen (-0,9 Prozent) einmal absieht. Diese Entwicklung zieht sich bereits wie ein roter Faden durch die vergangenen Monate. Aber ein Einbruch bei den Bonus-Zertifikaten um genau ein Drittel dürfte nicht so häufig vorkommen. Dies zeigt wieder einmal die starke Anfälligkeit dieser meist mit jederzeit angreifbaren Barrieren ausgestatteten Produkte, von denen laut Scope bis Mitte August mehr als 20 Prozent ihre Barriere gerissen hatten. Angesichts solcher Zahlen sollten sich Anleger vor der nächsten Investition den Parameter „Aufgeld“ ganz besonders genau betrachten und nicht immer nur an erster Stelle die Seitwärtsrendite im Auge behalten, um die möglichen Verluste am Ende nicht noch erheblich zu vergrößern. Ebenfalls zweistellig ging es mit 12,5 Prozent bei Aktienanleihen und mit 13,1 Prozent bei Express-Papieren bergab, die dadurch noch weiter auf Discount-Zertifikate (-7,9 Prozent) verloren. Diese konnten damit ihren ersten Platz im Teilschutz-Segment vor der schnellen Garde weiter ausbauen. Index- und Partizipations-Produkte verloren wie Outperformance- und Sprint-Papiere mit einem Minus von gut acht Prozent ebenfalls nicht ganz so stark. Bei den Gehebelten brachen Turbo-Produkte um 23,5 Prozent gegenüber Optionsscheinen mit -8,5 Prozent deutlich stärker ein.
Zins-Zertifikate und Hebel-Papiere auf Rohstoffe im Blickpunkt
Bei der Einordnung der Veränderungen auf Basiswertebene bietet es sich von vornherein an, besonders die verschiedenen Schwergewichte bei Anlage-Produkten und Hebel-Papieren zu betrachten. Im Anlagebereich sind dies nach der neuen Einteilungssystematik zu jeweils knapp einem Viertel Indizes und Aktien, sowie zu etwa der Hälfte Zins-Produkte, die gegenüber den vorgenannten Sparten im August mit +2,8 Prozent sogar leicht zulegen konnten, während diese 11,4 bzw. 9,2 Prozent verloren. Die geringe Bedeutung des exorbitanten Anstiegs von Währungs-Papieren um über 31 Prozent erklärt sich deshalb von selbst. Im Zocker-Bereich herrscht jetzt ein relativ enger Dreikampf zwischen Indizes, Aktien und Rohstoffen vor, den letztere mit einem Plus von 7,6 Prozent gegenüber einem Minus von 10,7 Prozent bei Indizes und sogar 34,4 Prozent bei Aktien zumindest auf Monatsbasis für sich entscheiden konnten. Auch Währungen haben hier nach der Neuordnung stark an Bedeutung verloren und laufen dem Trio mit einem Marktanteil von nur noch 4,7 Prozent nach einer Veränderung auf Monatssicht von -8,5 Prozent deutlich hinterher.
Börsenhandel beruhigt sich im September wieder deutlich
Die Börsenumsätze in Stuttgart und Frankfurt, die ebenfalls monatlich vom DDV veröffentlicht werden und sich in der zuletzt herausgegebenen Statistik bereits auf den Monat September beziehen, waren mit einem Minus von 33 Prozent beim Volumen und 27,4 Prozent bei den Transaktionen diesmal wieder stark rückläufig, nachdem sie im Schreckensmonat August noch um 69 Prozent nach oben geschossen waren. Dabei fiel der Rückgang mit 41,6 (Volumen) bzw. 40,8 Prozent (Transaktionen) bei Anlage-Produkten deutlich höher aus als bei Hebel-Papieren mit 22,4 bzw. 23,9 Prozent, die von den Kurzfrist-Tradern bevorzugt werden und auch deshalb in den hochvolatilen Zeiten stark nachgefragt werden.
Garantie-Produkte nach Crash besonders gefragt
Wie immer, wenn das Kind schon einmal in den Brunnen gefallen ist, erholte sich zuerst der Handel mit Garantie-Produkten mit einem Plus von 3,2 Prozent bei Kapitalschutz-Produkten und 10,5 Prozent bei strukturierten Anleihen. Dagegen trauten die Investoren der Lage im September mit starken Minuszeichen in den anderen Segmenten noch nicht so recht. Die Abschläge im Einzelnen: Aktienanleihen -37,7 Prozent, Discounter -39,4 Prozent, Express-Zertifikate -40,5 Prozent, Bonus-Papiere -55,2 Prozent, Index- und Partizipations-Produkte -39 Prozent, Optionsscheine -13,3 Prozent und Knock-Outs mit minus 27 Prozent. Bei den Basiswerten wurden wie immer Produkte insbesondere Express- und Bonus-Zertifikate auf Indizes bei weitem am stärksten gehandelt, bei Hebel-Produkten noch etwas mehr als im Anlagebereich, in dem auch Papiere auf Aktien sehr gefragt waren, darunter vor allem Aktienanleihen. Die Emittentenrangliste wurde auch im September wieder von den beiden Großen der Deutschen Bank und der Commerzbank mit einem Marktanteil von zusammen knapp 50 Prozent vor der BNP Paribas, der RBS und der DZ-Bank, die mit deutlichem Abstand dahinter folgen, angeführt.
Produktangebot stabilisiert sich auf Spitzen-Niveau
Nachdem die Zahl der angebotenen Produkte noch im August auf 837.929 emporschnellte, gab es mit immerhin 826.478 Ende September gelisteten Papieren zwar keinen neuen Rekord, angesichts des Auslaufens vieler Produkte weist diese Zahl in Verbindung mit den wiederum über 200.000 Neuemissionen allerdings auf ein weiterhin sehr stabiles Angebot hin, auch wenn die Millionenmarke zumindest in diesem Jahr wohl nicht mehr fallen dürfte.
Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate
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