Kommentar
08:00 Uhr, 21.06.2012

Zertifikate überschwemmen den Markt

Nach den ersten beiden positiven Monaten 2012 konnte sich der Zertifikatemarkt auch im März und April weiter stabilisieren. Dabei wuchs das von der European Derivatives Group (EDG) monatlich bei 16 Banken im Auftrag des DDV erhobene Marktvolumen nach einem ganz leichten Rückgang im März um 0,1 Prozent im April wieder preisbereinigt um ein Prozent. Hochgerechnet auf den Gesamtmarkt erreichte das Volumen mit 102,7 Mrd. Euro den höchsten Wert seit September 2011. Das Verhältnis Anlage- zu Hebel-Produkten änderte sich hingegen kaum, lag der Anteil der hochspekulativen Trader-Papiere doch auch weiterhin nur zwischen 1,3 und 1,4 Prozent.

Discounter wieder zurück

Bei den Produktkategorien ging im Teilschutzsektor auch im März und April das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Discountern und Express-Zertifikaten weiter. Dabei konnte die „schnelle Truppe“ zunächst ihre Führung mit einem etwas geringeren Minus noch weiter behaupten, bevor die Rabatt-Papiere mit einem Plus von 7,4 Prozent im Folgemonat und einem Marktanteil von 6,5 Prozent den Express-Produkten (6,1 Prozent) deutlich enteilen konnten. Auch Aktienanleihen konnten mit zwei starken Monaten (+6,4 und +5,0 Prozent) ihren Anteil von 4,8 Prozent am Gesamtmarkt verteidigen. Besser waren nur Index- bzw. Partizipations-Zertifikate, die zuletzt zwar mit einem Minus von 2,8 Prozent auf 6,2 Prozent immerhin aber noch vor Express-Papieren landeten. Auch Bonus-Produkte verteidigten ihren Marktanteil von 3,5 Prozent mit Zähnen und Klauen. Von all dem unbelastet drehten an der Spitze im April kupontragende strukturierte Anleihen (48,9 Prozent) und Kapitalschutz-Produkte (18,6 Prozent) wie gewohnt einsam ihre Runden. Das Garantie-Segment besetzt damit noch immer einen Marktanteil von knapp 68 Prozent. Bei den Hebel-Papieren reichte den Knock-Out-Produkten ein besonders starker März, um im April wieder an den Optionsscheinen vorbeiziehen zu können. Während bei den Basiswerten im März sowohl Anlage- als auch Hebel-Produkte deutlich zulegen konnten, gehörte der April besonders den Aktien- und Zins-Papieren.

Noch 40.000 Produkte zur ersten Million

Gerade „frisch“ eingetroffen sind die ebenfalls vom DDV regelmäßig veröffentlichten Umsätze an den Börsen Stuttgart und Frankfurt für den Anschlussmonat Mai. Waren sie im April noch mit einem Minus von fast 24 stark zurückgegangen, so trieb der Wonnemonat Anleger schon wieder zu einer erhöhten Handelsaktivität von 7,7 Prozent. Dabei ließen sich Investoren bei Anlage-Produkten mit einem Plus von über 12 Prozent weniger lange bitten, als Spekulanten bei den Hochrisiko-Papieren, deren Volumen nur um 2,2 Prozent zunahm. Auch der „Produkte-Wahn“ beschleunigte sich weiter, waren doch im April schon 930.255 und im Mai sogar 959.374 Papiere an den Börsen gelistet. 447.763 entstammten dabei dem Zertifikate- und 511.611 dem Derivate-Bereich. Das Wachstum beträgt damit innerhalb von nur zwölf Monaten schon mehr als 34 Prozent. Bei dieser rasanten Entwicklung wäre es wünschenswert, wenn auch die Qualität und Genauigkeit der entsprechenden Auswahl-Tools mithalten könnte.

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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