Kommentar
14:24 Uhr, 25.11.2009

Zertifikate-Awards 2009 – es geht wieder aufwärts

Wurde noch 2008 im „verflixten“ siebenten Jahr der Verleihung überlegt, ob der Event angesichts der Finanzkrise mit dem namhaften Pleitier Lehman Brothers überhaupt stattfinden sollte, zeigte man sich seitens der Veranstalter DIE WELT, WELT am Sonntag, Scoach Europa und Zertifikate-Journal ein Jahr später schon wieder weitaus entspannter. Dabei ließ man 2009 gleich zwei Jury-Sonderpreise zu, die zum einen eine Art Vergangenheitsbewältigung und zum anderen ein Stück Zukunft darstellen sollten, wurde doch mit iShares/BGI auch zum ersten Mal der beste ETF-Anbieter mit einem der begehrten gläsernen „Briefbeschwerer“ ausgestattet. Sicherlich ein Fingerzeig und ein Schritt in Richtung auf die in diesem Jahr erst so richtig in Fahrt gekommene Branche der börsengehandelten Passiv-Fonds, die sich ähnlich wie Zertifikate vor allem an den Selbstentscheider richtet. Gemeinsam ist man eben stark und Selbsterkenntnis hat selten geschadet, wie die hoffentlich nicht nur in diesem Jahr eingerichtete zweite Sonderwertung für „Klartext im Derivatemarkt“ zeigte. Für den Lorbeerkranz war hier nur der kurze Satz „wir haben Fehler gemacht“ von RBS-Zertifikateexperte Önder Ciftci vonnöten, um gleich einer ganzen Branche die Absolution zu erteilen. Schade wird sich da gleichzeitig so mancher echte FC Bayern Fan denken, dass die lange Jahre abgöttisch verehrten Herren in der Chefetage des Fußball-Rekordmeisters an der Säbener Straße in München Untergiesing nach ihrer desaströsen Transferpolitik der vergangenen Jahre nicht auch eine solch menschliche Größe an den Tag legten.

Fast schon Normalität war dagegen angesagt bei den übrigen elf Einzelwertungen, sowie der Gesamtplatzierung für den besten Emittenten des Jahres 2009. Dass das ganze Spektakel trotz der auch in diesem Jahr wiederum insgesamt 14 verschiedenen Titelträger nicht zu einer gähnend langweiligen Veranstaltung wurde, lag vor allem an dem fröhlichen „Bäumchen-wechsel-dich“-Spiel mit zusätzlicher „Blutauffrischung“. So erklommen diesmal mit Goldman Sachs, Vontobel, Barclays Capital und der österreichischen Raiffeisen Centrobank (RCB) gleich vier neue Emissionshäuser „Stockerl“-Plätze, während dafür genauso viele einst gefeierte Protagonisten das Feld mit leeren Händen verlassen mussten. Dazu gehörten neben der krisengeschüttelten UBS und JP Morgan auch die in Übernahmeverhandlungen mit der Deutschen Bank steckende Privatbank Sal. Oppenheim, sowie die im vergangenen Krisenjahr nicht zuletzt mit ihren „besicherten“ Produkten wie Phönix aus der Asche emporgestiegene DWS GO, die ihr Zertifikate-Geschäft nun aber wieder extrem stark zurückgefahren hat. Einen besonders gelungenen Einstand konnte dabei Barclays Capital mit ihrem Sieg in der Rubrik „Innovation des Jahres“ feiern, die im vergangenen Jahr mit den besicherten Zertifikaten von der DWS GO noch ganz im Zeichen der Finanzkrise stand, diesmal aber mit den defensiv gestrickten One Touch Express-Zertifikaten (BC0E5Q) der Engländer andeutete, dass die Branche jetzt schon wieder einen Schritt weiter ist. Aber auch die Österreicher konnten mit einem zweiten und dritten Platz bei den Publikumspreisen durchaus gefallen, während Goldman Sachs und Vontobel mit ihren Strategie-Zertifikaten überzeugten.

Die diesjährige „Award“-Verleihung klärte aber nicht nur die Auf- und Abstiegsfrage, sondern brachte auch eine klare Machtverschiebung zutage. So mussten der 2008 noch drittbeste Emittent BNP Paribas, sowie die HypoVereinsbank, die vor zwölf Monaten sogar die beiden ersten Plätze beim „Zertifikat des Jahres“ belegte, heuer deutlich abspecken. Gewinner waren unter anderem die Credit Suisse, vor allem aber die durch die Übernahme der einstigen Dresdner Bank gestärkte Commerzbank, die auch in dieser Spielzeit als bester Emittent den „Platz an der Sonne“ vor der Deutschen Bank als Zweitplazierten klar behaupten konnte. Dazu verhalfen nicht nur die fast schon obligatorischen Einzeltitel bei Bonus-, Discount- und Hebel-Produkten, sondern auch beispielsweise die neugewonnene Qualität beim Anlegerservice. Die Trophäe in dieser Disziplin holte sich in diesem Jahr aber eindeutig die Deutsche Bank und konnte damit ihr bisheriges „Vize“-Image mit noch vier zweiten Plätzen 2008 wieder etwas korrigieren. Aufgrund des schlechten Abschneidens der BNP Paribas konnte die Royal Bank of Scotland diesmal in der Gesamtwertung auf den dritten Platz vorrücken.

Wie sehr der Anleger scheinbar gerade jetzt nach den immer wieder vehement geforderten „einfachen“ Produkten lechzt, zeigte 2009 exemplarisch zumindest der Erstplazierte in der immer wieder vielbeachteten Publikums-Disziplin „Zertifikat des Jahres“. Denn keine komplizierte, schwer nachvollziehbare Struktur, wurde diesmal ausgewählt, sondern ein einfacher Gold-Tracker mit Währungssicherung von der Deutschen Bank (DB0SEX), der dank des stark gestiegenen Goldpreises schon über 50 Prozent auf Jahressicht gut machen konnte. Ein Schelm, der dahinter lediglich den Renditeaspekt vermutet, handelt es sich doch beim Zweitplazierten, dem Portfolio Navigator Garantie-Zertifikat der RCB (RCB0XS) bereits wieder um ein deutlich komplexeres Strategie-Papier.

Im Einzelnen ergeben sich bezogen auf die Emittenten folgende Platzierungen bei den Jury- und Publikumspreisen:

Platzierung Platz 1 Platz 2 Platz 3
Commerzbank Jury-GesamtBonus-Zertifikate
Discount-Zertifikate Hebelprodukte
Anleger-Service Zertifikat des Jahres
Express-Zertifikate
Innovation d. Jahres
Deutsche Bank Zertifikat des Jahres
Anleger-Service
Jury-Gesamt Index-Zertifikate
Hebelprodukte
Discount-Zertifikate
BNP Paribas Discount-Zertifikate Bonus-Zertifikate
DZ-Bank Zert.-Haus des Jahres
Garantie-Zertifikate
Express-Zertifikate
WGZ-Bank Zert.-Haus des Jahres
HypoVereinsbank Index-Zertifikate
HSBC Trinkaus Hebelprodukte Anleger-Service
RBS (ABN Amro) Index-Zertifikate Bonus-Zertifikate Jury-Gesamt
Société Générale Strategie-Zertifikate
Credit Suisse Innovation d. Jahres
Express-Zertifikate
Garantie-Zertifikate
Raiffeisen Centrobank (RCB) Zertifikat des Jahres Zert.-Haus des Jahres
Goldman Sachs Strategie-Zertifikate
Vontobel Strategie-Zertifikate
Barclays Capital Innovation d. Jahres Garantie-Zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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