Kommentar
10:06 Uhr, 01.12.2018

Zentralbanken: Das Zombie-Problem

Die Probleme der Finanzkrise scheinen größtenteils hinter uns zu liegen. Dafür wurden neue Probleme geschaffen und diese sind nicht zu unterschätzen.

Quantitative Easing und Nullzinspolitik sollten uns aus der Krise holen. Bis zu einem gewissen Grad haben sie das auch getan. Keiner weiß so ganz genau, weshalb das eigentlich funktionierte, aber es hat funktioniert. Persönlich schreibe ich dieses Wunderwerk vor allem einen Faktor zu: Vertrauen.

QE sollte der Theorie nach eigentlich gar nicht funktionieren. Praktisch hat es viel bewirkt. Immer dann, wenn die Notenbank QE verlängert hat, stieg die Risikobereitschaft der Anleger. Sie schichteten ihr Geld in Aktien und andere Anlageklassen um.

Das hat dazu geführt, dass Aktien im historischen Vergleich hoch bewertet sind. Das ist allerdings noch relativ unproblematisch. Aktien schwanken. Das weiß jeder und eine Überbewertung ist mit einer Korrektur von 30 % auch schnell behoben. Das können Wirtschaft und Anleger verkraften.

Auf dem Kreditmarkt ist das etwas anders. Auch hier wurde viel Risiko eingegangen. Nicht jeder hat sein Geld in Aktien umgeschichtet. Viele Anleger, darunter viele institutionelle, können nicht einfach 100 % ihres Geldes in Aktien stecken. Sie sind auf Anlagen im Kreditmarkt angewiesen, sei es über den Kauf von Anleihen oder anderen Schuldverschreibungen.

Staatsanleihen warfen so gut wie keinen Zins mehr ab. Auch Unternehmensanleihen haben eine historisch niedrige Rendite. Zum Glück gibt es andere Kategorien, wo man noch etwas Geld verdienen kann. Da gibt es den Markt für Ramschanleihen, aber man kann Unternehmen auch direkt finanzieren oder verbriefte Schuldverschreibungen kaufen.

Das wurde mit großer Freude getan. Der CLO (Collateralized Loan Obligation) Markt erreicht in den USA inzwischen eine Größe von 600 Mrd. Dollar. Es sind besicherte Kredite, die wie damals Hypotheken verpackt, zerstückelt und verkauft werden. Im Normalfall sind es nicht die Schulden der besten Schuldner, die dort landen.

Das Risiko ist höher. Dafür gibt es auch eine leicht höhere Rendite als in anderen Schuldpapieren. Die ewige Phase niedriger Zinsen hat Investoren immer mehr in diesen Bereich gedrängt. Im Abschwung wird das zu hohen Verlusten führen. 2009 erreichten die Ausfallquoten den zweistelligen Bereich. Im nächsten Abschwung könnte es viel schlimmer werden.

Die Risikobereitschaft hat dazu geführt, dass Unternehmen, die praktisch insolvent sind, immer noch finanziert werden. Verdient ein Unternehmen vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen weniger als es an Zinsen für die Schulden zahlen muss, gilt das Unternehmen als Zombie Firma.

Die Zahl dieser Firmen ist in den letzten Jahren trotz Hochkonjunktur deutlich gestiegen (siehe Grafik). Das führt in der nächsten Krise dazu, dass die Verluste aus diesen Krediten besonders hoch sein werden.

Das ist aber nicht das einzige Problem. Der Aufstieg der Zombie-Firmen senkt die Produktivität, sorgt für ineffiziente Ressourcenverteilung und senkt die Investitionen. Diese Firmen würgen das Wirtschaftswachstum ab.

Die Notenbankpolitik hat diesen Aufstieg unterstützt, weil die notwendige Bereinigung niemals stattfinden konnte. Lässt man sie in der nächsten Krise zu, kommt es kurzfristig zu enormen Verlusten finanzieller Natur, aber auch zu Verlusten an Arbeitsplätzen. Genau das will niemand. Will man das verhindern, gibt es wieder billiges Geld. Das Problem verschärft sich dadurch aber nur. Es ist ein Dilemma.

Für höheres Wachstum braucht es eine Bereinigung. Diese bedeutet kurzfristig aber eine schmerzhafte Korrektur. Davor wiederum haben alle so viel Angst, dass sie es unter allen Umständen vermeiden wollen.

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17 Kommentare

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  • Zukunft21
    Zukunft21

    Es ist schön zu lesen das hier wieder mal heftig Meinungsaustausch betrieben wird !

    Dies sagt mir es sind einige Anleger auf dem falschen Fuss erwischt worden in 2018 und zwar genau die die auch meinen die Bäume wachsen in den Himmel !!

    Die Märkte stehen vor einer längeren Abwärtsphase und daran änder niemand etwas nach solch einem langen Aufschwung darf es ruhig auch mal ein zwei oder drei Jahre abwärts gehen dies wäre kein Beinbruch sondern Kaufgelegenheiten die man nutzen könnte um sich längerfristig zu positionieren !

    Aber ich muss ganz ehrlich sagen man hat schon das Gefühl Huns und Katz möchte schnell reich werden die meisten haben nicht verstanden was es bedeutet in Aktien sein Geld an zu legen !

    Ich wundere mich als auch über die Überschriften bei verschiedenen Analysen wenn es dann heißt sollte Aktie XY über die Marke von zB 20,00 € steigen wären Kurse von21,00 bis 21,50 Euro möglich ! Dies ist sicherlich alles richtig aber man sollte dann auch klar stellen das es sich hierbei um keine Analyse für eine Investor mit der absicht über Jahre in einer Aktie zu investieren handelt !!

    Sondern darauf abzielt Leute in gewisse Finanzprodukte zu trieben die mit Anlage so gar nichts am Hut haben.

    Muss und sollte jeder wissen was Er oder Sie tut denn jeder ist seiner selbst Herr oder Frau !!

    Was ich hier auf GMT vermisse sind Beiträge und Analysen für den wirklich Langfristigen Investor. Anscheinend trauen sich hier die wenigsten so wirklich Aussagen zu die über einen längeren Zeitraum als von ein, zwei oder drei Wochen hinaus gehen !

    Und dann wundert man sich wenn die Aktienkultur hier im Lande nicht so wirklich auf die Beine kommt.

    Schönen Sonntag noch und allen weiterhin viel Erfolg an der Börse !

    14:23 Uhr, 02.12. 2018
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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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