Kommentar
16:58 Uhr, 30.09.2021

Zeit für eine Neuauflage des Reopening-Trades?

Ob Aktien von Hotels, Restaurants, Airlines oder Kreuzfahrtanbietern, sie alle litten in den vergangenen Monaten trotz Öffnung der Wirtschaft. Anleger dürfen nun auf eine Fortsetzung des Reopening-Trades hoffen.

Bereits im Februar und März äußerte ich mich skeptisch gegenüber Aktien von Unternehmen, die aufgrund der Öffnung der Wirtschaft profitieren sollten. Diese Aktien waren Ende 2020 Überflieger, nahmen damit aber die zu erwartende Entwicklung schon komplett vorweg. Bis Juli ging es dann mit den entsprechenden Aktien auch tatsächlich nach unten. Seither laufen die Kurse seitwärts. Aus charttechnischer Sicht arbeiten die Aktien an einem Boden. Mit gutem Willen lässt sich inzwischen wieder ein Aufwärtstrend erkennen. Ist das aber auch gerechtfertigt? Die Frage ist berechtigt, denn gerade erst sorgte die Delta-Variante des Virus für neue Einschränkungen. Nun steht der Winter bevor. Halten sich Menschen mehr in Innenräumen auf, kann sich das Virus schneller verbreiten und die nächsten besorgniserregenden Virusvarianten stehen bei der Weltgesundheitsorganisation auf der Beobachtungsliste. Das alles spricht nicht unbedingt für Aktien, die sehr sensibel auf die Entwicklung der Pandemie reagieren. Dies gilt insbesondere für den Tourismus. Aber: Der Tourismus lebt. Betrachtet man die Anzahl an Flügen in typischen Tourismusdestinationen in Europa, ergibt sich im Sommer 2021 nur noch ein überschaubares Minus gegenüber dem Vorkrisenniveau.


Griechenland hat mit 7 % das kleinste Minus zu verzeichnen. Das Vorkrisenniveau ist fast wieder erreicht. Das gilt nicht für die großen Länder in der EU. Hier liegt die Anzahl der Flüge noch ein Drittel unter dem Vorkrisenniveau (Grafik 2). Der Trend ist allerdings auch hier positiv und das Niveau des Krisenjahrs 2020 wurde deutlich übertroffen.

Eines der noch bestehenden Hauptprobleme für den Tourismus sind internationale Gäste. Das Beispiel USA zeigt, wie gering das Aufkommen derzeit noch ist. Aus Übersee reisten im August 2021 weniger als 1 Mio. Touristen mit dem Flugzeug ein. Vor Beginn der Krise waren es über 4 Mio.

Langsam, aber sich kommt auch der internationale Tourismus zurück. Je nach Land sind die Einreisebestimmungen noch abschreckend, doch auf den Hauptrouten, vor allem zwischen Europa und den USA, dürfte es in der nächsten Saison nur noch wenige Beschränkungen geben.

Was das Passagieraufkommen an US-Flughäfen anbelangt, erscheint die Delta Variante langsam abgehakt zu werden (Grafik 4). Das macht sich auch bei Airlineaktien bemerkbar. Hier scheint die Bodenbildung abgeschlossen zu sein. Es bestehen 20 % und mehr Aufwärtspotential.


Es sind ermunternde Zeichen, auch wenn das große Comeback des Tourismus in diesem Jahr ausblieb. Das hat bei den Kursen für Ernüchterung gesorgt, doch die neuesten Daten sind gut. Die Erholung des Sektors wird noch mehr als eine Saison benötigen. Mit dem Saisonverlauf 2021, der unter schwierigen Bedingungen stattfand, kann man jedoch zuversichtlich sein, dass die vollständige Erholung kommt.

Bei Airline- und Kreuzfahrtaktien ergeben sich aktuell Chancen. Alle anderen Branchen scheinen bereits fair bewertet zu sein.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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