Kommentar
08:36 Uhr, 16.10.2020

Zeit für eine globale Notenbank?

Bereits im Euroraum ist eine Notenbank für alle Mitgliedsländer zu wenig, meinen viele. Die Fakten sprechen eine andere Sprache.

Die EZB steht seit jeher in der Kritik. Sie selbst kann wenig dafür. Sie wurde von anderen aus dem Boden gestampft. In den 90er Jahren übten viele Kritik an einer Einheitswährung. Auf Dauer könne das nicht funktionieren. Die Länder sind einfach zu verschieden. Nach der Einführung des Euro verstummte die Kritik zunächst. Kaum etwas beschreibt den Erfolg der einheitlichen Geldpolitik wie die Renditen von Staatsanleihen. Ab 2001 waren diese nicht mehr zu unterscheiden. Es spielte keine Rolle, ob man italienische, griechische oder deutsche Anleihen hielt. Sie alle lieferten die gleiche Rendite. Mit der Finanzkrise 2008 endete die große Konvergenz. Man musste feststellen, dass die Länder eben doch sehr verschieden sind und der Euroraum als Einheit nicht unbedingt für die Schulden anderer geradesteht. Das führte zur Eurokrise. Deutsche Anleihen waren plötzlich die sichersten. Griechische Anleihen galten als toxisch. Politisch gab es keine Einheit. Die EZB hielt den Währungsraum zusammen. Die Schulden wurden indirekt über Hilfsprogramme und Notkäufe der EZB sozialisiert. Das führte noch nicht zurück zur ursprünglichen Konvergenz. Selbst die Einführung von QE reichte nicht aus....


Dann kam die Pandemie. QE wurde ausgeweitet und die EU nimmt zum ersten Mal Schulden auf. Die Fiskalunion kommt näher. Die EU ist zwar nicht die Eurozone, aber Anleger scheinen da kaum einen Unterschied zu machen. Inzwischen zahlt Griechenland für 10-jährige Anleihen weniger als 1 % Zinsen. Das ist absolut abenteuerlich. Es gibt keine Welt, in der das ein Zins ist, der das Risiko widerspiegelt.

Die Konvergenz ist Europa ist wieder da. Inzwischen gibt es sie auch global. In den USA, Europa und Japan nähern sich die Zinsen immer weiter an. Das gilt auch für weitere Währungsgebiete wie Kanada, Australien, Großbritannien oder Neuseeland. Sie alle lassen sich kaum noch voneinander unterscheiden.

Inzwischen macht es kaum noch einen Unterschied, ob man japanische, kanadische oder italienische Anleihen hält. Die Zinsen sind kaum voneinander zu unterscheiden. Das ist kein Zufall. Alle Notenbanken haben ihre Zinsen auf 0 % oder darunter gesenkt. Dort werden die Zinsen jahrelang verharren.

Gleichzeitig weiten alle Notenbanken ihre Bilanzen aus (Grafik 3). Auch bei den Interventionsmengen kommt es nach und nach zur Konvergenz. Die Politik unterscheidet sich kaum noch. Man fragt sich, wofür es überhaupt noch regionale oder nationale Notenbanken braucht.


Irgendwann in der Zukunft braucht es sie vermutlich wieder. Bis dahin agieren Dutzende Notenbanken wie eine einzige globale.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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