Zeit für defensive Aktien
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Defensive Aktien tun genau das, was ihr Name verspricht. Wer Aufregung und astronomische Renditen sucht, ist mit defensiven Werten schlecht bedient. Von vielen Anlegern werden diese Aktien daher kaum beachtet. Sie machen keine Schlagzeilen. In den Finanzmedien werden sie kaum wahrgenommen. Dort liest man über die großen Gewinner von gestern und Anlagestile, die gerade in sind. So kam man etwa in englischsprachigen Medien um ARK Innovation und Chefin Cathie Wood nicht herum. Das Unternehmen und die ETFs gibt es seit Jahren. Der Durchbruch gelang 2020, da die ETFs auf Wachstumsaktien setzen. Unter anderem Tesla war eine große Position. Die ETFs konnten entsprechend dreistellige Renditen ausweisen. Nun, da die mediale Aufmerksamkeit da ist, läuft es nicht mehr ganz so gut. Wenn ein Trend öffentlich breit diskutiert wird, ist er meist schon vorüber.
Über defensive Werte spricht aktuell niemand. Dabei sind die defensiven Sektoren langfristig keine schlechte Wette. Sie sind vom Markt langfristig kaum zu unterscheiden (Grafik 1). Defensive Aktien verlieren aber für gewöhnlich im Bärenmarkt weniger an Wert. Sie sind weniger volatil, bringen langfristig aber keinen Renditenachteil.
Natürlich ist alles zyklisch. Zwischen dem Jahr 2000 und 2014 war man mit defensiven Werten gut beraten. Der Gesamtmarkt litt unter dem Platzen der Technologieblase und der Finanzkrise. Seit 2014 treten Wachstumsaktien immer mehr in den Vordergrund. Die Outperformance defensiver Werte ist inzwischen verschwunden.
Im Verhältnis zum Gesamtmarkt führt das dazu, dass defensive Sektoren nun an einer Unterstützung stehen (Grafik 2). Hält diese Unterstützung, können Anleger auf eine jahrelange Outperformance hoffen.
Niemand weiß, ob die Unterstützung hält. Es lohnt sich das Signal abzuwarten. Ob defensive zukünftig outperformen, liegt vor allem an einem Faktor: Zinsen. Ähnlich zu Value Aktien ist die Performance defensiver Werte in Zeiten steigender Inflation und Zinsen überdurchschnittlich gut, da es sich um Sektoren handelt, die Preissteigerungen weitergeben können.
Zu den defensiven Sektoren gehört der Telekomsektor ebenso wie Versorger, Güter des täglichen Bedarfs, Nahrungsmittel und Gesundheit. Als Verbraucher bleibt einem wenig übrig, als Preissteigerungen mitzumachen. Essen muss man, egal ob die Preise steigen oder nicht. Auch aufs Smartphone will niemand verzichten und auf Medikamente und Ärzte kann man nicht verzichten.
Daher kommen diese Sektoren gut durch Krisen. Auch hier können die Kurse fallen. Wenn Anleger alles liquidieren, zum Teil weil sie müssen, geht das auch an diesen Sektoren nicht spurlos vorüber. Der fundamentale Wert ändert sich in Krisen jedoch kaum.
Clemens Schmale
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