Kommentar
11:57 Uhr, 22.12.2015

Zehn Überraschungen des Jahres 2016

  • Wie immer zum Abschluss des Jahres einige sehr unwahrscheinliche Dinge, die 2016 passieren könnten.
  • Wird George Clooney Präsident der Vereinigten Staaten? Die Bankenaufsicht verbietet Fintecs.
  • Die Überraschungen sind Gedankenspiele – manchmal mehr Gedanken, manchmal mehr Spiele.

Dies ist das elfte Jahr, in dem ich diese Überraschungen schreibe. Was ich in dieser Zeit gelernt habe: Man kann sich noch so abwegige und vielleicht dumme Dinge ausden­ken. Die Realität ist oft noch kreativer. Vor einem Jahr hat wohl niemand mit dem Stottern der US-Konjunktur und ei­ner Verschiebung der Zinserhöhung auf den letztmöglichen Termin des Jahres gerechnet. Trotzdem kam es.

Wo wird die Realität wohl diesmal meine Thesen einholen? Wie immer gilt das "Caveat": Dies sind keine Prognosen. Die einzelnen Szenarien sollen auch kein in sich konsisten­tes Bild ergeben. Es sind Gedankenspiele. Manchmal über­wiegen die Gedanken, manchmal das Spielerische. Also nehmen Sie es nicht zu ernst, aber wundern Sie sich nicht, wenn manches doch eintritt.

Erstens: Nach sieben Jahren Aufschwung platzt die Blase an den Aktien- und Rentenmärkten. Der DAX fällt auf einen Stand von 5.000. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen geht auf 3 % nach oben. Wertpapierbesitzer fühlen sich betrogen, weil man sie nicht auf die Gefahren hingewiesen hat. Sparbuch-Besitzer jubeln, weil ihre Entscheidung, keine Aktien zu kaufen, doch richtig war. Analysten streiten sich um den Titel, wer den Crash als erster vorausgesagt hat.

»Die chinesische Regierung verhaftet den Chef der Shanghaier Börse. Er muss so lange im Gefängnis bleiben, bis der Shanghai Composite-Index wieder auf 5.000 kommt.«

Zweitens: Die Bankaufsicht in Deutschland verbietet die Fintecs. Das Bankgeschäft sei für die Volkswirtschaft zu wichtig, als dass man es so kleinen Firmen überlassen kön­ne, die man im Übrigen wegen ihrer Vielfalt auch nicht rich­tig kontrollieren könne. Die Banken beteuern, dass sie mit dieser Entscheidung nichts zu tun haben. Sie bieten den Fintecs an, unter dem Dach ihrer Häuser zu arbeiten. Sie dürften dabei auch die hauseigene IT benutzen. Die Fintecs lassen sich darauf nicht ein und gehen stattdessen ins Aus­land.

Drittens: Die Große Koalition in Deutschland bricht aus­einander. Aber nicht, weil sich die Parteien verkrachen, sondern weil die Kanzlerin die 2017 anstehenden Wahlen vorziehen will. Sie befürchtet, dass die Probleme mit den Flüchtlingen so groß werden könnten, dass sie dann um ihre Mehrheit bangen müsste. Der Bundespräsident zögert mit der Auflösung des Parlaments. Die AfD will dagegen klagen.

Viertens: Die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich wird abgesagt. Grund sind aber nicht mögliche terroristische Gefahren. Die TV-Übertragungsrechte sind zu teuer gewor­den. Die öffentlichen Fernsehanstalten können sich die Kos­ten nicht mehr leisten. Es gibt einen Aufschrei in der Bevöl­kerung. Finanzminister Schäuble bringt eine Fußballsteuer ins Gespräch, mit der die Fernsehrechte finanziert werden könnten.

Fünftens: Das Flüchtlingsdrama wird auf unerwartete Wei­se gelöst. Die Migranten kehren in ihre Länder zurück. Sie fühlen sich in Deutschland nicht wohl. Das Klima ist zu schlecht, die Sprache zu schwer. Sie können sich keine neue Existenz aufbauen, weil sie nicht arbeiten dürfen. Die Deutschen sind verdutzt. Sie wissen nicht, was sie mit den neu gebauten Unterkünften machen sollen. Es fehlt an Be­werbern für einfache Arbeiten. Die Konjunktur bricht wegen mangelnder Nachfrage zusammen.

Sechstens: Der Aufschwung der Weltwirtschaft setzt sich nicht fort. Es gibt eine ausgeprägte Konjunkturabschwä­chung, ausgelöst von den Schwellen- und Entwicklungs­län­dern und verstärkt durch China, Japan und die USA. Die amerikanische Notenbank Federal Reserve ist gezwungen, die Zinserhöhung zurückzunehmen. Die Europäische Zen­tralbank jubelt, weil ihre Kritiker doch nicht recht hatten. Sie erhöht die Wertpapierkäufe noch einmal.

Siebtens: Beim Krieg gegen den IS im Nahen Osten sto­ßen ein russischer und ein amerikanischer Bomber zusam­men. Niemand weiß, wer schuld ist. Russland droht mit dem Einsatz von Atombomben gegen Amerika. Die Welt steht kurz vor einem neuen Weltkrieg. Erst in letzter Minute findet sich glücklicherweise eine Lösung.

Achtens: BMW tut sich mit der amerikanischen Autofirma Tesla zusammen und baut Elektroautos, die billiger sind und mit einer Batterie mehr als 500 km fahren können. Der Absatz übersteigt alle Erwartungen. Deutschland gewinnt seinen Ruf als innovativster Autobauer der Welt zurück. Da­für sind noch nicht einmal staatliche Subventionen nötig.

Neuntens: Der amerikanische Schauspieler George Clooney verkracht sich mit seinem Werbepartner Nespres­so. Angesichts des Chaos bei den republikanischen Präsi­dentschaftsbewerbern bewirbt er sich um das Amt des Prä­sidenten der Vereinigten Staaten. Die Partei ist begeistert. Sie sieht die Möglichkeit, sich endlich von Donald Trump zu lösen.

Zehntens: Die chinesische Regierung ist zunehmend un­zufrieden mit der Wirtschaft und den Finanzen des Landes. Schließlich greift sie zu radikalen Mitteln. Sie verhaftet den Chef der Shanghaier Börse. Sie wirft ihm vor, sich nicht ge­nug für den Anstieg der Aktienkurse einzusetzen. Er muss so lange im Gefängnis bleiben, bis der Shanghai Compo­site-Index wieder auf 5.000 kommt.

Elftens: Die Bildung der Deutschen wird immer schlech­ter. Vor allem an technischen und mathematischen Fähig­keiten fehlt es. Damit man das nicht so sehr merkt, schaffen die Schulen die "MINT"-Fächer ab. Da kann es dann schon passieren, dass man sich bei den Überraschungen ver­zählt ...

Dies ist der letzte Wochenkommentar in diesem Jahr. Ich bedanke mich bei allen Lesern, dass Sie mich über die 52 Wochen begleitet haben und mir auch immer wieder anre­gende Kommentare geschrieben haben. Ich wünsche Ihnen schöne Feiertage und ein gutes neues Jahr. Ich freue mich auf einen weiteren Dialog mit Ihnen im Jahr 2016.

16 Kommentare

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  • Maybrit
    Maybrit

    IhreThesen zu hören Hr.Hüfner ,erinnerten mich schon immer mehr an Märchen als an die Realität !

    .Das war zu ihrer Zeit als Volkswirt bei einer Bank schon der Fall,wo sie sich als ewiger Gesundbeter und Schönredner von allen Problemen hervortaten .

    Und wer meint,Konjunkturpolitik mit einer gesetzeswidrigen Asylpolitik zu betreiben,verkennt die Lage wiedermal .Abgesehen von den Kosten von 30 -.50Mrd € jährlich,Geld das für die heimische Bevölkerung vorher nicht da war..,als "Konjunkturprogramm" !!!

    Und zu ihrer Willkommenskultur u nd den volkswirtschaftlichen Nutzen etc folgendes:

    Umfrage vom 26.12.2015:

    Von der Aufnahme der zahlreichen Flüchtlinge versprechen sich laut einer repräsentativen Umfrage nur wenige Deutsche positive Effekte für ihr Land.

    Lediglich 16 Prozent stimmten in einer Befragung des Ipsos-Instituts für den Hamburger Zukunftsforscher Horst Opaschowski der Aussage zu: "Die Flüchtlingswelle wird uns mehr wirtschaftliche Chancen als Probleme bringen".

    Kaum mehr Deutsche glauben, dass sich das Bild ihres Landes in der Welt durch die Willkommenskultur verbessert. "Deutschland wird durch die Aufnahme der vielen Flüchtlinge an Ansehen in der Welt gewinnen" - diesen Satz befürworteten in der Befragung nur 20 Prozent.

    Schöne Feiertage.

    12:18 Uhr, 26.12.2015
  • kingkong007
    kingkong007

    Das schöne ist, dass hier jeder seine Meinung sagen darf.

    Solange das sachlich wie bei P+H abgeht, ist das alles okay.

    Wenn ich auch anderer Meinung bin als Petron und HumphreyWeyden,

    akzeptiere ich deren Meinung, keine Frage.

    13:30 Uhr, 23.12.2015
    1 Antwort anzeigen
  • kingkong007
    kingkong007

    Zu Punkt 7

    Dieser böse Russe, immer diese Drohungen, man lebt in ständiger Angst.

    Hat ja auch einen Rüstungshaushalt, und der Ami zum Glück einen Verteidigungshaushalt.

    Der verteidigt uns gegen den Russen, und hilft uns in Büchel mit Atomwaffen aus.

    Wer macht das schon.

    Auch in Rammstein ist der Ami gut aufgestellt.

    Kostet uns 30 Milliarden im Jahr, aber Sicherheit hat seinen Preis.

    Das gibt mir ein guter Gefühl, Glückskekse zu mir.

    12:12 Uhr, 23.12.2015
    3 Antworten anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Ja klar, vor einem Jahr hat niemand mit dem Stottern der US-Konjunktur und einer Zinserhöhung auf den letzten Drücker gerechnet. Diese Ereignisse waren wie immer, völlig unvorhersehbar.

    23:33 Uhr, 22.12.2015
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Ich fände es schön, wenn Sie bei Punkt 5 von der Realität eingeholt und überholt werden würden ...

    23:06 Uhr, 22.12.2015
  • Chamäleon
    Chamäleon

    Also mit der Bildung haben Sie den Nagel auf dem Kopf getroffen und beweisen es mit Ihrer

    Elften von Zehn Thesen vollends. Es ist gut das viele mit schlechtem Beispiel vorangehen.:-))

    14:20 Uhr, 22.12.2015
  • Marco Soda
    Marco Soda

    supa Erklärung !!

    13:45 Uhr, 22.12.2015
  • Marco Soda
    Marco Soda

    bin icke jetzt doof wenn icke nich wees wat MINT fächer sind ???

    12:22 Uhr, 22.12.2015
    3 Antworten anzeigen