Kommentar
07:47 Uhr, 19.04.2018

Wollen Sie wissen, was bis 2020 NICHT passieren wird?

Anleger wollen immer wissen, was passieren wird. Die Zukunft genau vorherzusagen ist notorisch schwierig. Es hilft aber schon, wenn man weiß, was nicht passieren wird.

Prognosen sind nicht pauschal und immer falsch. Man kann sich allerdings ziemlich sicher sein, dass 95 % der Vorhersagen so nie eintreffen werden. Das mag zwar frustrierend sein, wenn man sich auf diese Prognosen verlässt, doch das treffsichere Danebenliegen hat auch einen gewissen Wert.

In den USA werden die Vorhersagen der professionellen Prognostiker gesammelt und von der Notenbank publiziert. Der Track Record ist erbärmlich. Grafik 1 zeigt dazu die Vorhersagen zur US-Arbeitslosenrate. Zu Beginn der Rezession waren die Vorhersagen viel zu positiv.

Das ist ein klassisches Schema. Es wird zu sehr von der Vergangenheit auf die Zukunft geschlossen. Es dauert, bis erkannt wird, dass sich der alte Trend nicht mehr fortsetzt. Irgendwann schalten die Prognostiker um. Dann sind sie meist zu pessimistisch. Vor zwei Jahren wurde etwa eine Arbeitslosenrate von knapp 5 % vorhergesagt. Jetzt, zwei Jahre später, steht die Quote ganz woanders.

Immerhin bewegen sich die Vorhersagen entlang der tatsächlichen Entwicklung. Bei den Zinsen sieht das anders aus (Grafik 2). Seit 2007 wird kontinuierlich ein deutlicher Zinsanstieg prognostiziert. Analysten haben sich dabei ein Jahrzehnt lang nicht von der Realität aus der Ruhe bringen lassen.

Im Normalfall werden die Prognosen irgendwann an die Realität angepasst. In diesem Fall hätten die Prognosen zum Zinsniveau deutlich sinken müssen. Das geschah nicht. Dies ist ungewöhnlich. Die Beharrlichkeit ist schon fast bewundernswert.

Bei den Inflationsvorhersagen (Grafik 3) ist ebenfalls eine gewisse Abweichung zu erkennen. Die Abweichung ist zeitweise sehr groß. Generell scheint die Vorhersage aber etwas besser zu sein als bei anderen Datenreihen.

Ein großes Problem von Analysten ist die fehlende Fantasie für disruptive Vorgänge. Es wird auf Basis vergangener Daten in die Zukunft extrapoliert. Für Schocks und kurzfristige Trendwechsel ist da kein Platz. Das führt zu systematisch falschen Vorhersagen.

Da die Prognosen so zuverlässig falsch sind, kann man immerhin ableiten, was nicht geschehen wird. Das lässt immer noch viel Raum für alle möglichen Ergebnisse offen. Wir werden in den nächsten zwei Jahren eines von zwei denkbaren Szenarien sehen: entweder gibt die globale Wirtschaft jetzt so richtig Gas oder wir sind schon auf dem Weg in eine Rezession.

Ist ersteres der Fall, werden die Zinsen im Jahr 2020 bei 5 % liegen, die Arbeitslosigkeit bei 3 % und die Inflation bei 4 %. Das erscheint heute undenkbar, ist jedoch wahrscheinlicher als das Eintreten der abgebildeten Prognosen.

Noch wahrscheinlicher – aus meiner persönlichen Sicht – ist eine Abkühlung der Weltwirtschaft. Ich wünsche mir das wirklich nicht, halte es jedoch für wahrscheinlicher als alles andere. Der Aufschwung war lang und nach den ersten drei Monaten nach der US-Steuerreform gibt es noch keine Anzeichen eines neuen Booms. Das spricht Bände.

Clemens Schmale

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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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