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10:31 Uhr, 02.10.2012

Wohin mit den ganzen Staatsschulden?

Frankfurt (BoerseGo.de) - Das vergangene Jahrzehnt wurde von einem massiven Aufbau der Verschuldung geprägt. „Doch wie wird die Welt diese Schulden jemals wieder los?“, fragt Jan Amrit Poser, Chefökonom der Bank Sarasin & Cie in seiner aktuellen Finanzmarktkolumne. Angesichts der enormen Aufgabe des Schuldenabbaus sei es verständlich, dass Investoren von Horrorszenarien geplagt würden, so Poser.

Neben strikter Sparpolitik (Austerität), Schuldenschnitt und Inflation gebe es jedoch eine vierte Variante. Wenn der Realzins unter dem Wachstum gehalten werde, sinke der Schuldenstand über die Zeit von selbst, schreibt der Ökonom. Dieser Weg werde auch als „Finanzielle Repression“ bezeichnet. Diese Strategie ziele darauf ab, eine Schuldenreduktion herbeizuführen ohne die Finanzstabilität zu gefährden. Dies sei der Weg, den die globalen Notenbanken offensichtlich mit ihren

vollmundigen Ankündigungen Staatsanleihen zu kaufen anstreben. Der Nebeneffekt sei jedoch, dass ein schleichender Transfer von Gläubigern zu Schuldnern, von Sparern zu Hypothekennehmern und von zukünftigen zu heutigen Pensionären erfolge, so Poser.

„Die Finanzielle Repression hat historische Vorbilder. Das prominenteste Beispiel sind die USA nach dem zweiten Weltkrieg. Von 1945 bis in die 1970er Jahre blieben die Zinsen mittelfristiger US-Staatsanleihen unter dem Wachstum. Dadurch konnte der US-Staat seinen Schuldenstand von mehr als 70 Prozent vom BIP im Jahr 1950 innerhalb von 20 Jahren auf unter 40 Prozent reduzieren“, erläutert Poser. Horrorszenarien wie die Hyperinflation oder ein globaler Schuldenschnitt hält die Bank Sarasin für unwahrscheinlich. Vielmehr werde sich die Weltwirtschaft mithilfe der finanziellen Repression über die nächsten Jahrzehnte allmählich entschulden, heißt es.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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