Kommentar
20:20 Uhr, 20.11.2017

Wo Trump falsch liegt

Die von Trump angestrebten Steuersenkungen sind zwar noch nicht beschlossen, doch die Vorschläge liegen auf dem Tisch. Das Wachstum soll durch die Reform angeschoben werden. Das wird nicht geschehen.

Nicht nur Trump, sondern viele Republikaner haben eine ganz spezifische Vorstellung von der Wirtschaft und wie sie funktioniert. Es lässt sich in „trickle-down economics“ zusammenfassen. Im Kern geht es darum Unternehmen und wohlhabende Privatpersonen steuerlich zu entlasten. Die Entlastung sorgt dann dafür, dass mehr investiert und ausgegeben wird. Dadurch profitieren dann in einem Zweitrundeneffekt auch alle anderen.

Man startet also an der Spitze der Pyramide und hofft, dass die Entlastung derjenigen, die bereits viel haben, im Rest der Wirtschaft ankommt. Seit es dieses Konzept gibt, ist es ein Fehlschlag. Es hat schlichtweg noch nie funktioniert. Es wird auch dieses Mal nicht funktionieren.

Wer viel hat und nach einer Steuersenkung noch mehr hat, wird deswegen nicht mehr konsumieren und dadurch die Wirtschaft anschieben. Wer ein gewisses Einkommen überschreitet, gibt mit einer weiteren Einkommenssteigerung nicht mehr aus, sondern spart es. Damit erhöhen niedrigere Steuern für Spitzenverdiener lediglich die Staatsschulden.

Bei Unternehmen sieht es nicht anders aus. Sie investieren nicht, nur weil sie weniger Steuern zahlen. Sie investieren, wenn mehr konsumiert wird. Es wird mehr konsumiert, wenn die Einkommen der Geringverdiener steigen. Diese sparen nicht die zusätzlichen 100 USD pro Jahr, sondern geben diese aus. Sie haben ja kaum eine andere Wahl.

Die Wirtschaftspolitik der USA ist nun aber schon seit über 30 Jahren auf trickle-down ausgerichtet. Es mag Zufall sein, doch seitdem das Konzept seine Blüte unter Reagan erreichte, steigen die Unternehmensgewinne relativ zur Wirtschaftsleistung (Grafik 1). Gleichzeitig sinkt der Anteil der Einkommen.

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Dabei fällt auf, dass die Gewinne fast in dem gleichen Ausmaß steigen, indem der Lohnanteil fällt. Das mag Zufall sein, ist aber unwahrscheinlich. Arbeitnehmer werden tendenziell ausgepresst, indem Unternehmen steuerlich entlastet werden (=höhere Gewinne) und die Belastungen für Arbeitnehmer gleichbleiben oder gar steigen.

Wie es der Zufall so will, hat mit der Trickle-down-Ära von Reagan eine Phase begonnen, in der die Konsumkredite immer weiter steigen (Grafik 2). Wer immer weniger verdient, muss Konsum eben auf Kredit finanzieren. Man kann sich natürlich fragen, ob Studienkredite wirklich als Konsumkredit gelten sollten, aber sie sind ein wesentlicher Bestandteil des gleichen Problems.

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Nur wer in Bildung investiert, hat überhaupt die Aussicht auf ein gutes Einkommen. Dieses höhere Einkommen nützt freilich wenig, wenn man erst einmal ein Jahrzehnt lang die Schulden für die Ausbildung zurückzahlen muss.

Trump will noch mehr Trickle-down. Das wird den USA letztlich mehr schaden als nützen. Unternehmen werden deswegen nicht mehr investieren und Wohlhabende nicht mehr konsumieren. Dem Staat fehlen hingegen Einnahmen. Die Verschuldung steigt. Das muss dann irgendwann die Masse ausbaden, die am wenigsten von Trickle-down profitiert.

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5 Kommentare

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  • lussien
    lussien

    @wurstvorrat_des_hundes:

    P_44 hat es definitiv ironisch gemeint.

    Bei dem Quark den Schmale hier frei nach Claus Kleber ununterbrochen rumschreibt wäre seine heutige Titel-Frage ein Frevel oder Sakrilegium weil sie leichtfertig Undenkbares zulässt: dass es ein Bereich geben könnte wo Trump nicht ganz falsch liegen könnte.
    In unserer Gesinnungsdiktatur sollte man solche Fragen bzw. Gedankenverbrechen (Orwell) mit der Todesstrafe bestrafen!

    23:05 Uhr, 21.11.2017
  • P_44
    P_44

    Na wo wohl? Überall! Der ist ein gefährlicherer Faschist als Hitler.

    07:14 Uhr, 21.11.2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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