Kommentar
16:54 Uhr, 29.01.2021

Wo steht der Aktienmarkt, wenn die Zinsen doch steigen?

Viele führen das Zinsniveau als Argument dafür an, dass der Markt gar nicht hoch genug stehen kann. Was also, wenn aus sinkenden Zinsen steigende werden?

Steigende Zinsen sollten für Anleger das größte Sorgenkind sein. Das wäre nur konsequent. Viele rechtfertigen die historisch hohe Bewertung der Aktien ja mit dem niedrigen Zinsniveau. Wenn Zinsen zu steigen beginnen, muss auch eine Neubewertung stattfinden. Viele halten es für ausgeschlossen, dass die Zinsen überhaupt steigen können. Der Leitzins klebt bei 0 % fest und die Notenbanken kaufen fleißig Anleihen. Wie sollen die Zinsen da steigen? Die EZB gab in der vergangenen Woche die Antwort darauf...

Eher am Rande wurde erwähnt, dass das Pandemiekaufprogramm PEPP nicht unbedingt ausgeschöpft werden muss. Das Programm läuft bis Frühling 2022. Wie wir nun gelernt haben, bedeutet das aber nicht automatisch, dass es auch bis zum letzten Euro genutzt werden muss. Die EZB könnte die Anleihenkäufe reduzieren. Anstatt insgesamt bis zum Ende des Programm 1,85 Billionen an Anleihen zu kaufen, könnten es auch nur 1,5 Billionen sein.

In den USA verhält es sich ähnlich. Hier gibt es keine feste Größe, die die Notenbank vorgegeben hat. Sie will die aktuellen Käufe vorerst fortsetzen. Sie könnten jederzeit geändert werden. Genau das befürchten einige Analysten, denn es ist absehbar, dass sich die Wirtschaft spätestens in der zweiten Jahreshälfte erholt und deutlich über Trend wächst.

Die Anleihenkäufe sind dazu da, um für Ruhe im Markt zu sorgen. Derzeit sind die Käufe notwendig, denn die Pandemie legt die Wirtschaft immer noch lahm. Bei einer erfolgreichen Impfkampagne ist die Notwendigkeit ab Sommer nicht mehr so klar. Eine Reduktion der Käufe wird bereits von einigen befürchtet.

Wir wissen, wie der Markt darauf reagiert. Es ist nicht das erste Mal, dass die Notenbank ein QE-Programm herunterfährt. Bereits in den letzten Monaten sind die Zinsen gestiegen. Dieser Trend kann sich kurzfristig umkehren, da sich die Situation aufgrund der Pandemie aktuell verschlechtert. Im Frühjahr ist dann mit steigenden Zinsen zu rechnen.

Aus der Vergangenheit wissen wir, wie Anleger den Markt bei bestimmten Zinsniveaus bewertet haben. Steigt der Zins nun bis Frühjahr 2022 auf 2 % in den USA, würde dies beim S&P 500 einen deutlichen Korrekturbedarf bedingen. Theoretisch müsste der Index auf das Vorkrisenniveau zurückfallen, also auf 3.200-3.000 Punkte.


Ob die Zinsen wirklich auf 2 % steigen, muss man abwarten. Es ist weniger unwahrscheinlich als viele denken. In den kommenden Monaten wird die Inflation ansteigen und je stärker die Wirtschaft wächst, desto mehr verändert sich die Erwartung der Anleger, was QE und Zinserhöhungen anbelangt. 2 % sind dann überraschend schnell erreicht.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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