Kommentar
12:30 Uhr, 30.07.2010

Wo geht’s hin beim Gold?

Am Goldpreis scheiden sich derzeit wieder einmal die Geister. Erreichte die Notierung am 21. Juni mit 1.265,07 US-Dollar für die Feinunze noch ein neues Allzeithoch und schien alles auf eine schier ungebremste Fortsetzung der Goldhausse hinauszulaufen, so stehen die Zeichen aktuell mit einem Preis unter 1.200 US-Dollar schon wieder auf Konsolidierung. Diesen Eindruck bestätigt auch die Markttechnik, die derzeit auf ein leicht bärisches Chartbild verweist, bei dem es erst wieder über einer Marke von 1.230 US-Dollar zu einem Angriff auf das All-Time-High kommen dürfte. Dabei sind die Gründe, die weiter für eine schwächere Entwicklung beim gelben Metall sprechen im Prinzip die gleichen, die auch von der Bullenseite ins Feld geführt werden, nur eben in umgekehrter Weise. So soll China beispielsweise das Edelmetall nun doch nicht als Hauptinvestment bei seinen Währungsreserven einsetzen und stattdessen auch weiterhin auf US-Staatsanleihen bauen. Auch wird Gold nach Meinung von Experten aufgrund nachlassender Sorgen vor Inflation und einer Eskalation der Schuldenkrise seiner Schutzfunktion immer mehr beraubt. Außerdem soll die Abkühlung der Weltwirtschaft auch auf die Nachfrage nach dem glänzenden Rohstoff drücken.

Auf der anderen Seite wollen aber die Analysten der Société Générale wiederum eine relative Stärke des Goldpreises gegenüber der jüngsten sehr deutlichen Dollar-Abwertung erkannt haben und prognostizieren auf 12-Monatssicht bereits eine Notierung von 1.425 US-Dollar pro Feinunze. Doch wie man die Sache auch dreht und wendet, das von der deutschen Börse Commodities angebotene sogenannte Xetra-Gold, eine mit Edelmetall hinterlegte Inhaberschuldverschreibung, boomt weiter und hat laut der „Zertifikate-Börse" zum Ende des zweiten Quartals mit einem Bestand von 50 Tonnen in einem Gegenwert von 1,6 Mrd. Euro einen neuen Rekordstand erreicht. Das Handelsvolumen in Q2 schoss dabei gegenüber dem Vorquartal allein um 55 Prozent in die Höhe. Allein diese Entwicklung dokumentiert bereits, dass der Angst-Faktor bei den Anlegern noch immer einen sehr hohen Stellenwert besitzt.

Wer zwar auf eine mit zusätzlichen Kosten verbundene physische Hinterlegung weniger Wert legt, auf einen Kapitalschutz zum Laufzeitende aber dennoch nicht verzichten möchte, könnte die neue noch bis 20. August zeichenbare Gold Protect-Anleihe von Barclays Capital ins Auge fassen. Das währungsgesicherte Produkt bietet neben einer Kapitalgarantie eine feste jährliche Zinszahlung in Höhe von 1,25 Prozent. Darüber hinaus kann der Anleger aber auch noch zusätzlich an der Goldpreisentwicklung partizipieren. Allerdings geschieht dies nicht auf herkömmliche Weise quasi „am Stück" in Form eines linearen Vergleichs zwischen Endwert nach fünf Jahren und dem Auflageniveau, sondern stattdessen anhand der an 20 Stichtagen vierteljährlich erzielten Wertentwicklungen jeweils bezogen auf das vorangegangene Periodenende. Die Gesamtrendite ergibt sich dann bei Fälligkeit aus der Summe der betreffenden Einzelwerte. Erschwerend kommt bei dieser Vorgehensweise jedoch noch hinzu, dass die negativen vierteljährlichen Performance-Beiträge zwar in voller Höhe erfasst werden, Goldpreisanstiege über drei Monate aber nur maximal mit fünf Prozent in die Berechnung eingehen. Sollte es also in einem Vierteljahr zu einem starken Einbruch der Edelmetall-Notierung von z.B. 20 Prozent kommen und im Anschluss wieder zu einer entsprechenden Erholung, würde der Rendite-Mechanismus zwar die vollen 20 Prozent Verlust erfassen, die Gegenbewegung aber nur mit mageren fünf Prozent honorieren. Ein deutlicher Nachteil gegenüber der linearen Methode, speziell wenn es zu einer Folge von heftigen Ausschlägen nach beiden Seiten kommt. Auch ein kontinuierlicher Aufwärtstrend könnte so durch eine extreme Korrekturbewegung schnell zunichte gemacht werden, beispielsweise wenn es in den nächsten fünf Jahren zu einem Platzen der Goldblase käme, die Finanzgrößen wie George Soros oder Nouriel Roubini ja schon lange am Markt vermuten. Auch eine gewisse Erwartungsenttäuschung, wenn sich doch nicht der prognostizierte Inflationsanstieg einstellen würde, könnte der Auslöser eines Gold-Crashs sein, wie vor einigen Monaten in einer Studie der Citigroup zu lesen war. Im schlimmsten Fall greift hier aber zumindest der finale Kapitalschutz.

Der Rohstoff-Report Tipp:
Die Gold Protect-Anleihe eignet sich vor allem für sicherheitsorientierte Anleger, die an einen sukzessiven Anstieg des Goldpreises über die nächsten Jahre glauben, starke die Gesamt-Performance des Papiers bedrohende Korrekturbewegungen aber weitgehend ausschließen. Der moderate Kupon kann dabei als eine Art Entschädigung dienen, wenn es am Ende doch zu keinem signifikanten Partizipations-Gewinn reicht. Da das Produkt verschiedenen Einflussfaktoren während der Laufzeit ausgesetzt ist, sollte sich der Investor auch mit einer Halte-Position bis zur Endfälligkeit anfreunden können.

Gold Protect-Anleihe
Emittent/WKN: Barclays / BC0B6N
Laufzeit: 27.08.2015
Preis: (in Zeichnung: 19.07.10–20.08.10) Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 2 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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