Kommentar
07:53 Uhr, 01.03.2010

Wo der Trend fehlt, muss der „Korridor“ her

Selbst tradingorientierte Anleger haben es derzeit schwer, bei den wichtigsten Rohstoffen Gold und Öl einen eindeutigen Trend zu identifizieren. So ließen die beiden noch vor wenigen Wochen im Gleichschritt mit den Aktienmärkten die „Flügel" hängen, um zuletzt wieder mehr oder weniger deutlich anzusteigen. Gerade das schwarze Gold bewies dabei Stehvermögen und hat zuletzt schon wieder Kurs in Richtung 80 US-Dollar genommen. Sollte auf Tagesbasis beim Brent der Sprung über 78,94 US-Dollar gelingen, könnte aus charttechnischer Sicht die „Reise" zunächst bis zu dieser runden Marke, nach deren Überwinden sogar bis in den Bereich 82,45 bis 83,61 US-Dollar weitergehen. Unterhalb von 77,85 US-Dollar droht aber erst einmal ein Rücksetzer bis 76 US-Dollar.

Investoren, die kurz- bis mittelfristig von einem eher richtungslosen Ölpreis ausgehen, könnten mit sogenannten Korridor-Produkten ganz gezielt auf eine Seitwärtsbewegung setzen. Die Société Générale bietet dazu ausgehend von der individuellen Risikoeinschätzung sowohl eine Anlage- als auch eine Hebel-Variante, allesamt ausgestattet mit einem Währungsschutz.

Die etwas „sicherere" Alternative bilden Korridor-Bonus-Zertifikate, die sich mittlerweile als eine feste Größe unter den Bonus-Subtypen etabliert haben. Ihr besonderes Kennzeichen: Zwei Barrieren, die eine unter- die andere oberhalb des Basiswertkurses, was de facto auch zu einem doppelten Risiko führt. Die feste Bonuszahlung wird nur dann ausgezahlt, wenn keine der beiden Marken während der Laufzeit verletzt wird. Tritt dennoch ein Schwellenereignis ein, muss der Anleger genau beachten, welche Barriere zuerst berührt wurde. Kommt als Erstes die untere Schwelle zu Fall, folgt das Papier von nun an den Gesetzmäßigkeiten eines herkömmlichen Bonus-Papiers mit gerissener Barriere und wird zum einfachen Long-Tracker. Umgekehrt hat der Investor beim „Knocken" der oberen Schwelle bis zum Laufzeitende ein lupenreines Short-Produkt im Depot. Wer dabei das Risiko auf dem aktuellen Ölpreisniveau nach beiden Seiten gleichmäßig scheut, könnte z.B. zu einem noch knapp sieben Monate laufenden Papier auf den Brent-Future mit Schwellen bei 45 und 110 US-Dollar greifen. Der Abstand beträgt hier über 42 bzw. 41 Prozent und erlaubt damit noch eine ganze Reihe an Ausbrüchen in die eine oder andere Richtung, ohne gleich die Bonus-Struktur aufs Spiel zu setzen. Die Rendite ist mit 4,81 Prozent bzw. 8,69 Prozent p.a. dafür aber durchaus überschaubar.

Deutlich höhere Renditen versprechen Ausstattungen mit etwas längeren Laufzeiten bzw. einem engeren Korridor, aber auch die sehr spekulative Derivate-Variante der „Inline"-Optionsscheine. Wie die Gattungs-Bezeichnung bereits andeutet, handelt es sich dabei um ein Hebel-Papier, für das noch dazu wegen seines „digitalen" Charakters das alte Wettspiel-Motto „alles oder nichts" gilt. Die einmalige Berührung der unteren oder oberen Schwelle führt hier also sofort zum Totalverlust des Produkts, wobei die Auszahlung im Erfolgsfall zur leichteren Orientierung vom Emittenten immer auf zehn Euro normiert wird. Je größer das Risiko ist, desto üppiger fallen bei dieser Form des Öl-Investments natürlich auch die Chancen aus. So bietet ein noch rund dreieinhalb Monate laufender „Inliner" auf den Brent-Future mit Barrieren bei 55 und 105 US-Dollar im Moment eine Rendite von 7,64 Prozent bzw. 28,57 Prozent p.a. Wer ein etwas höheres Risiko auf der Unterseite in Form einer Kursschwelle bei 60 US-Dollar eingeht, würde seine Rendite auf 10,86 Prozent bzw. 42,19 Prozent p.a. steigern, obwohl sich bei dem Papier (SG1LLJ) auch die obere Barriere deutlich auf 115 US-Dollar ausdehnt.

Der Rohstoff-Report Tipp:
Eher seitwärtsorientierte Anleger können mittlerweile auch bei Rohstoffen statt auf einfache Bonus-Zertifikate auf die deutlich spekulativere Korridor-Variante mit einer zusätzlichen Barriere setzen, die ihre ganze Stärke besonders im volatileren Marktumfeld ausspielt. An Inline-Optionsscheine sollten sich aber nur Investoren heranwagen, die sich des immensen Risikos bewusst sind.

45/110 USD Korridor-Bonus-Zertifikat auf Brent Future

Emittent/WKN:

Société Générale / SG1LYQ

Laufzeit:

24.09.2010

Preis: (23.02.2010)

Geld / Brief 103,45 € / 104,95 €

55/105 USD Inline-Optionsschein auf Brent Future

Emittent/WKN:

Société Générale / SG1LLL

Laufzeit:

17.06.2010

Preis: (23.02.2010)

Geld / Brief 8,89 € / 9,29 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Wir würden uns freuen, wenn auch Sie sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage auf unseren beiden Internet-Portalen http://www.godmode-trader.de/Zertifikate bzw. http://www.boerse-go.de/ beteiligen würden.

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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