Kommentar
11:23 Uhr, 03.09.2010

Wo „deep“ drauf steht, ist nicht immer „deep“ drin

Auf die Verbreitung sogenannter „Deep"-Produkte, die jetzt als solche gekennzeichnet, viele Positionen des aktuellen Zeichnungskalenders bevölkern, wurde ja bereits vor kurzem hingewiesen. Während es dabei um das Thema „Deep-Bonus" ging, werden parallel auch immer mehr entsprechend defensiv ausgestattete Express-Zertifikate aufgelegt.

Sprach man früher in diesem Zusammenhang treffenderweise vom „Step-Down"-Prinzip, bei dem die Tilgungsschwelle von Stichtag zu Stichtag abgesenkt wird, um die Hürde für eine vorzeitige Fälligstellung immer weiter zu reduzieren, so vereinnahmt man diesen Mechanismus jetzt häufig unter dem „Deep-Express"-Begriff. Denn auch hier greift man darauf zurück, wie man am eindrucksvollsten bei dem neuen bis 8. Oktober zeichenbaren Papier der Credit Suisse auf den Euro STOXX 50 sehen kann. Das maximal sechs Jahre laufende Produkt lässt die Tilgungsschwelle ausgehend von 90 Prozent des Auflageniveaus jährlich gleich um jeweils zehn Prozent sinken. Dies geschieht allerdings nicht ohne einen kleinen Rückgriff in die Trickkiste, da die Erstbewertung nicht wie üblich nach einem, sondern erst nach zwei Jahren erfolgt, was renditemäßig jedoch zu keinem Nachteil führt. Allerdings ist erst ab diesem Zeitpunkt überhaupt eine Vorzeittilgung möglich. Sollte sich der Index dabei an der 90-Prozent-Regel orientieren und bis dahin nicht mehr als zehn Prozent an Wert eingebüßt haben, wird das Papier gekündigt und der Nennwert zusammen mit einem 12-prozentigen Express-Aufschlag zurückerstattet. Andernfalls verlängert sich die Laufzeit entsprechend, wobei der Call-Level am nächsten Stichtag auf 80 Prozent, später evtl. auch noch auf 70, 60 oder am 14. Oktober 2016 sogar bis auf 50 Prozent reduziert wird. Die jährliche Rendite erhöht sich gleichzeitig beginnend mit zwölf Prozent jedes weitere Jahr um sechs auf zuletzt maximal 36 Prozent.

Insofern entspricht das Credit Suisse Papier auch in etwa Produkten anderer Emittenten wie z.B. der Landesbank Baden-Württemberg, die allerdings ihre vergleichbaren Neuemissionen etwas offensiver mit kürzeren Laufzeiten und höheren Express-Renditen bei einem gleichzeitig nur 5-prozentigen Step-Down-Mechanismus ausstattet. So ermöglicht das Zertifikat der Schweizer dem Anleger zwar nur eine p.a.-Rendite zwischen vier und fünf Prozent, doch verfügt es darüber hinaus über einen weiteren echten „Deep-Faktor": Eine bei nur 35 Prozent des Emissionsniveaus festzulegende Barriere, die im Gegensatz zu entsprechend defensiven Bonus-Varianten sogar nur am letzten Stichtag auf Schlusskursbasis aktiv ist. Allerdings sichert sie hier natürlich nur noch den Nennbetrag ab, was in Anbetracht eines ansonsten realisierten Verlustes von immerhin bis zu 65 Prozent aber für so manch entgangenen Gewinn durchaus entschädigen dürfte. Erst wenn der Index-Verlust am Ende noch größer ausfallen würde, müsste ihn der Investor in voller Höhe tragen.

Der BörseGo Tipp:
Während es sich bei so manchem Deep-Express-Zertifikat um ein „verkapptes" Step-Down-Papier handelt, hat sich das neue Produkt der Credit Suisse diese Bezeichnung auch tatsächlich verdient. Allerdings ist die Rendite-Chance hier auch relativ begrenzt, was als interessante Alternative für ein entsprechend defensiv ausgestattetes Bonus-Zertifikat ohne Gewinn-Beschränkung spricht, insbesondere wenn man den hohen Ausgabeaufschlag mit der tatsächlich erzielbaren jährlichen Express-Rendite vergleicht.

Deep Express-Zertifikat 10/2010 – 10/2016
Emittent/WKN: Credit Suisse / CS8AD0
Laufzeit: 20.10.2016
Preis: (in Zeichnung bis 08.10.2010) Ausgabepreis: 100 € (zzgl. 3 € Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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