Fundamentale Nachricht
09:11 Uhr, 18.03.2014

Wo bleibt das Gewinnwachstum?

Die jüngste Berichtssaison zeigt Gabriel Barthold, Aktienstratege bei der Bank J. Safra Sarasin, zufolge, dass sowohl in Europa wie auch in den USA Gewinnwachstum über Umsatzwachstum schwierig ist.

Basel (BoerseGo.de) - Seit der Finanzkrise hat sich die wirtschaftliche Lage wieder stabilisiert und die Risiken haben abgenommen. Viele Konjunkturindikatoren zeigen eine robuste Wirtschaftsentwicklung an. Die wichtigsten vorlaufenden Wirtschaftsindikatoren sind die Einkaufsmanagerindizes. Die Einkaufsmanagerindizes der größten Industrienationen befinden sich auf einem Niveau von über 50, was auf eine expansive Wirtschaftsentwicklung hindeutet. Ein Index-Niveau von unter 50 würde hingegen auf eine wirtschaftliche Kontraktion hindeuten. Zwar haben diese Indikatoren in jüngster Zeit etwas nachgelassen, doch der positive strukturelle Trend bleibt intakt. In einem solchen positiven Umfeld ist auch eine Beschleunigung des Gewinnwachstums bei den Unternehmen zu erwarten, was der wichtigste Treiber der Aktienmärkte ist. Das Gewinnwachstum zeigt aber ein ernüchterndes Bild. Während die USA und die Schweiz zwar ein leichtes Wachstum verzeichnen können, ist in Deutschland und den Schwellenländern das Gewinnwachstum ausgeblieben, wie Gabriel Barthold, Aktienstratege bei der Bank J. Safra Sarasin, in einer aktuellen Finanzmarktkolumne schreibt.

Aus einer regionalen Perspektive präsentiere sich Europa nach wie vor als Sorgenkind. Dies werde durch die noch laufende Berichtssaison bestätigt, wo bereits rund 80 Prozent der Unternehmen die Quartalszahlen rapportiert hätten. Bei der Analyse der Quartalszahlen bediene er sich des Überraschungsfaktors. Dabei würden die Unternehmen gezählt (in Prozent sämtlicher Unternehmen) welche positiv überrascht hätten (Umsatz und Gewinn mehr als ein Prozent über den Erwartungen) minus jene Unternehmen welche negativ überraschten (mehr als ein Prozent unter den Erwartungen). Während die Gewinne insgesamt leicht besser als erwartet ausgefallen seien, seien die Umsatzentwicklungen immer noch mehrheitlich enttäuschend. In Anbetracht der nach unten angepassten Erwartungen im Vorfeld der aktuellen Berichtsaison könne weder bei der Betrachtung der Gewinne noch bei den Umsätzen wirklich Freude aufkommen, heißt es weiter.

„In den USA konnten 67 Prozent aller Unternehmen die Gewinnerwartungen übertreffen, was ein guter Wert ist. Jedoch in Anbetracht dessen, dass in den USA im Durchschnitt 70 Prozent der Unternehmen die Gewinnerwartungen übertreffen, kann fürs vierte Quartal nicht von einer überdurchschnittlichen Berichtsaison gesprochen werden. Diese hohen Werte resultieren aus der Fähigkeit der Unternehmen die Erwartungen zu beeinflussen. Aber auch in den USA zeigten die Umsatzüberraschungen eine schwächere Entwicklung. Somit zeigt die jüngste Berichtssaison, dass sowohl in Europa wie auch in den USA Gewinnwachstum über Umsatzwachstum schwierig ist. Insgesamt erhalten Aktien kaum positive Impulse aus den Gewinnentwicklungen. Entsprechend erhöht sich das Risiko für die Aktienmärkte, wenn Investoren feststellen, dass sie Preise für überdurchschnittliches Wachstum bezahlten, welches sie aber nicht in unmittelbarer Zukunft erhalten werden“, so Barthold.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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