Fundamentale Nachricht
15:37 Uhr, 19.07.2019

Wo aktive Fondsmanager Mehrwert schaffen können

Nachdem 2018 lediglich 24 Prozent der aktiven Manager positives Alpha generieren konnten, konnten im ersten Quartal 2019 immerhin 38 Prozent der aktiven Manager ihre jeweilige Benchmark übertreffen.

Paris (GodmodeTrader.de) - Ob Fondsmanager den Markt schlagen können, hängt von vielen Faktoren ab. Der Erfolg von aktivem oder passivem Anlagestil wird beispielsweise vom politischen Umfeld oder Stand des Konjunkturzyklus beeinflusst und variiert damit auch zwischen verschiedenen Märkten oder Regionen. Für die optimale Portfolioallokation ist daher ein differenzierter Blick gefragt, wie Marlène Hassine Konqui, Head of ETF Research bei Lyxor Asset Management, in einem Marktkommentar schreibt. Konqui sieht in den nächsten Monaten attraktive Opportunitäten zur Alpha-Generierung vor allem in den Emerging Markets.

Nachdem 2018 lediglich 24 Prozent der aktiven Manager positives Alpha generieren konnten, habe sich das erste Quartal 2019 für diesen Managementansatz verbessert. Immerhin 38 Prozent der aktiven Manager hätten ihre jeweilige Benchmark übertreffen können. Mit 42 Prozent sei dies im Fixed Income-Bereich im Durchschnitt öfter gelungen als bei Aktien – dort seien es lediglich 36 Prozent gewesen. Die positive Entwicklung gegenüber dem Vorjahr sei insbesondere auf unterstützende Finanzpolitiken der Zentralbanken, staatliche Stimuli in China und insgesamt geringere politische Unsicherheiten zurückzuführen. Davon hätten aktive und passive Manager gleichermaßen profitiert. In den kommenden Monaten böten passive Strategien Vorteile, heißt es weiter.

„Die weitere Erholung von Markt und Wirtschaft dürfte eher verhalten ausfallen. Die wirtschaftlichen Treiber sind begrenzt und zu großen Teilen bereits eingepreist“, sagt Konqui. „Im weiteren Jahresverlauf könnten sich jedoch auch für aktive Manager weitergehende Opportunitäten auftun. Das wird primär von der Entwicklung der politischen Unsicherheiten abhängen.“

Angesichts der auslaufenden Reflationspolitik der Federal Reserve (Fed) nähere sich die US-amerikanische Wirtschaft dem Rest der Welt an. Dennoch bestünden für die USA nach wie vor solide Fundamentaldaten und passive Strategien könnten zusammen mit einem vorherrschenden Tiefstand bei Gewinnwarnungen nach einer kurzfristigen Konsolidierungsphase einen Aufschwung erleben. Erfolgreich Alpha zu generieren sei dagegen schwieriger und nur in bestimmten Marktsegmenten möglich. „Durch die im kommenden Jahr anstehende Präsidentschaftswahl dürfte die US-amerikanische Politik in naher Zukunft weniger disruptiv sein und Investoren so im Bereich der US-Small-Caps und auf einem Sektor-Level Opportunitäten bieten“, sagt Konqui. Bei Mainstream-Anlagen im aktiv gemangten Bereich bleibe es eine Herausforderung.

Anders als in den USA förderten die politischen Gegebenheiten in Europa und Japan ausschließlich passive Anlagestrategien. „Die Wirtschaft der Europäischen Union ist nach wie vor durch eine starke Exportabhängigkeit und schwächelnde Mitglieder gekennzeichnet. Außerdem haben sich politische Ungewissheiten, allen voran der Brexit, noch immer nicht geklärt. Dieser könnte Unternehmen und aktive Investoren noch weitere sechs Monate beschäftigen und sie daran hindern, klare Anlageentscheidungen zu treffen“, sagt Konqui. Dennoch sei ein Soft-Brexit insgesamt wahrscheinlicher und biete Potenzial für passive Anleger.

Ähnlichen Herausforderungen stünden aktive Fondsmanager in Japan gegenüber. Zwar böte ein Handelsabkommen zwischen den USA und China die Möglichkeit, Druck vom Exportsektor zu nehmen. Verzerrungen durch eine zurückhaltende Bank of Japan, eine stärkere Sensibilität für Yen-Schwankungen und ein Mangel an Katalysatoren vor der Mehrwertsteuererhöhung könnten aktive Manager jedoch einschränken, heißt es weiter.

In den Emerging Markets seien die stimulierenden Maßnahmen der chinesischen Regierung zwar bereits eingepreist, die Expertin von Lyxor Asset Management rechnet aber mit positiven, nachgelagerten Effekten auf das Capex und das Vertrauen in Schwellenländer. Darüber hinaus sollten die zurückhaltenden Politiken der Zentralbanken in Schwellen- und Industrieländern, eine wenig bedrohliche Inflationsrate und ein sich stabilisierender US-Dollar die Wirtschaften der Schwellenländer begünstigen.

„Zwar bewerten wir die Chancen für passive Investoren positiv, favorisieren für diese Region aber insgesamt ein aktives Fondsmanagement, das im Zusammenspiel sehr unterschiedlicher Länder erfolgreich Alpha generieren kann“, analysiert Konqui. „Opportunitäten bieten sich etwa bei den sich verändernden Wertschöpfungsketten in Asien, Sanktionen gegen Russland oder Reformen in Lateinamerika.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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