Fundamentale Nachricht
10:12 Uhr, 09.10.2014

Wirtschaftswachstum: Langsamer, aber dafür länger

Die Weltwirtschaft wächst nach Meinung von Deutsche-Bank-CIO Asoka Wöhrmann weiter, doch die Geschwindigkeit bleibt gering. Die Zinsen liegen weiterhin auf niedrigem Niveau, Aktien bleiben en vogue.

Frankfurt (BoerseGo.de) - Rekordverdächtige fünf Jahre hält der Aufschwung an. Das Tempo, mit dem es aufwärts ging, war jedoch enttäuschend. Japan hat erst jetzt ein Produktionsniveau erreicht, das dem vor der Krise 2008 nahe kommt, dem Euroraum bleibt weiterhin viel Luft nach oben. In Großbritannien ging es zwar ein wenig schneller aufwärts, doch auch im Inselreich erhöhte sich das reale Bruttoinlandsprodukt vom ersten Quartal 2007 bis zum zweiten Quartal 2014 nur um rund 3 Prozent. Einzig die USA verzeichneten in diesem Zeitraum ein Plus bei der Wirtschaftstätigkeit von rund 8,5 Prozent. Aber selbst in der führenden Wirtschaftsnation sind viele Unternehmen unterausgelastet. Diese Produktionslücke, die in vielen Ländern zu beobachten ist, sorgt weiterhin für niedrige Inflationsraten, wie Asoka Wöhrmann, Chief Investment Officer bei der Deutschen Bank, im CIO View für den Monat Oktober schreibt.

Eine stark unterdurchschnittliche wirtschaftliche Erholung und eine Unterauslastung der Unternehmen – das seien die typischen Merkmale für eine Erholung nach einer Bilanzrezession, wie sie 2009 stattgefunden habe. Das Fundament sei in den Jahren davor gelegt worden. Die privaten Haushalte hätten Häuser in der Erwartung gekauft, dass deren Preise stark anziehen würden. Nach dem Wirtschaftseinbruch habe dann der entstandene Schuldenüberhang die Nachfrage gedämpft und so die angesprochenen Überkapazitäten verursacht. So sei wiederum die wirtschaftliche Erholung nach 2010 gebremst worden. Auf den starken Einbruch in den Jahren 2008 und 2009, der sogar Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren geweckt habe, hätten Regierungen und Notenbanken mit einer expansiven Fiskal- und Geldpolitik reagiert. Was von der erfolgreichen Stabilisierungspolitik der öffentlichen Hand allerdings geblieben sei, seien hohe Staatsschulden, heißt es weiter.

„Allein in den G7-Ländern stieg laut der Bank für internationalen Zahlungsausgleich die Schuldenlast um rund 40 Prozentpunkte auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Den Notenbanken ist bewusst, dass bei dem hohen Schuldenniveau zu kräftige Zinssteigerungen zu einem raschen Anstieg der Zinslast führen würden. Das würde wiederum die Schuldentilgungsfähigkeit gefährden. Die Zinsen dürften damit sowohl am Geldmarkt als auch am Anleihemarkt niedrig bleiben. Die Aktienmärkte bieten einen Ausweg aus diesem Renditedilemma. Mehr und mehr Anleger entdecken, dass sie ihre Risikoscheu ablegen und langfristig stärker mit Aktien vorsorgen müssen“, so Wöhrmann.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

Mehr Experten