Wirtschaftswachstum: Langsamer, aber dafür länger
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Rekordverdächtige fünf Jahre hält der Aufschwung an. Das Tempo, mit dem es aufwärts ging, war jedoch enttäuschend. Japan hat erst jetzt ein Produktionsniveau erreicht, das dem vor der Krise 2008 nahe kommt, dem Euroraum bleibt weiterhin viel Luft nach oben. In Großbritannien ging es zwar ein wenig schneller aufwärts, doch auch im Inselreich erhöhte sich das reale Bruttoinlandsprodukt vom ersten Quartal 2007 bis zum zweiten Quartal 2014 nur um rund 3 Prozent. Einzig die USA verzeichneten in diesem Zeitraum ein Plus bei der Wirtschaftstätigkeit von rund 8,5 Prozent. Aber selbst in der führenden Wirtschaftsnation sind viele Unternehmen unterausgelastet. Diese Produktionslücke, die in vielen Ländern zu beobachten ist, sorgt weiterhin für niedrige Inflationsraten, wie Asoka Wöhrmann, Chief Investment Officer bei der Deutschen Bank, im CIO View für den Monat Oktober schreibt.
Eine stark unterdurchschnittliche wirtschaftliche Erholung und eine Unterauslastung der Unternehmen – das seien die typischen Merkmale für eine Erholung nach einer Bilanzrezession, wie sie 2009 stattgefunden habe. Das Fundament sei in den Jahren davor gelegt worden. Die privaten Haushalte hätten Häuser in der Erwartung gekauft, dass deren Preise stark anziehen würden. Nach dem Wirtschaftseinbruch habe dann der entstandene Schuldenüberhang die Nachfrage gedämpft und so die angesprochenen Überkapazitäten verursacht. So sei wiederum die wirtschaftliche Erholung nach 2010 gebremst worden. Auf den starken Einbruch in den Jahren 2008 und 2009, der sogar Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren geweckt habe, hätten Regierungen und Notenbanken mit einer expansiven Fiskal- und Geldpolitik reagiert. Was von der erfolgreichen Stabilisierungspolitik der öffentlichen Hand allerdings geblieben sei, seien hohe Staatsschulden, heißt es weiter.
„Allein in den G7-Ländern stieg laut der Bank für internationalen Zahlungsausgleich die Schuldenlast um rund 40 Prozentpunkte auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Den Notenbanken ist bewusst, dass bei dem hohen Schuldenniveau zu kräftige Zinssteigerungen zu einem raschen Anstieg der Zinslast führen würden. Das würde wiederum die Schuldentilgungsfähigkeit gefährden. Die Zinsen dürften damit sowohl am Geldmarkt als auch am Anleihemarkt niedrig bleiben. Die Aktienmärkte bieten einen Ausweg aus diesem Renditedilemma. Mehr und mehr Anleger entdecken, dass sie ihre Risikoscheu ablegen und langfristig stärker mit Aktien vorsorgen müssen“, so Wöhrmann.
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