Kommentar
19:29 Uhr, 10.07.2020

Wirtschaftswachstum in Q2: Wie schlimm wird es?

Das zweite Quartal ist überstanden. Jetzt wird in die Bücher geschaut, nicht nur bei Unternehmen, die auf die Bilanzsaison blicken, sondern auch bei Volkswirtschaften. Alle wollen wissen wie schlimm die Rezession ist.

Aktuell befinden sich alle im Blindflug. Die meisten Wirtschaftsdaten werden mit einer zeitlichen Verzögerung veröffentlicht und wenn sie dann veröffentlicht sind, gibt es zwei Probleme. Einerseits kann man den Daten nicht immer trauen. Viele Erhebungsmethoden wie etwa bei der Erhebung der Arbeitslosenzahlen, sind ungenau. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie den außergewöhnlichen Umständen nicht gerecht werden. Andererseits sind die Daten mit Veröffentlichung schon wieder veraltet. Die Lage ändert sich einfach zu schnell.

Trotzdem ist es wichtig zu verstehen wie schlimm die Lage wirklich ist. Nicht zuletzt danach richten sich Staatsausgaben, Budgetdefizite, das Ausmaß, zu dem Notenbanken intervenieren müssen usw. Ein besonders interessanter Datensatz wird das Wachstum im zweiten Quartal sein.

Wir wissen bereits jetzt, dass es ein historisches Quartal wird. In China, wo die Krise begann und es daher vor dem Rest der Welt betroffen war, lag das Wachstum zu Jahresbeginn bei -9,8 %. Für das zweite Quartal wird ein Wachstum von 2,8 % erwartet. In Deutschland dürften die Zahlen in Q2 ähnlich schlecht ausfallen.

Japan traut sich einen geringeren Einbruch von „nur“ 5 % zu. Das dürfte sich vermutlich als zu optimistisch herausstellen. Für die USA wird ein Wachstum von -12 % erwartet. Damit liegen die Erwartungen dort besonders tief (Grafik 1). -12 % wären ein katastrophaler Schock.

Einmal verlorenes Wachstum lässt sich nicht so schnell nachholen. Nur weil eine Rezession tief war, muss das Wachstum danach nicht unbedingt besonders hoch ausfallen. Grafik 2 zeigt wie schnell die Wirtschaft in den USA nach Rezessionen gewachsen ist. Obwohl 2008 der größte Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg zu verzeichnen war, lag das Wachstum danach eher am unteren Rand.

Für das zweite Quartal müssen wir uns auf schlechte Zahlen einstellen. In einigen Ländern werden monatliche Daten zur Wirtschaftsleistung veröffentlicht. Dazu gehört Kanada. Hier lag das Wachstum zuletzt bei fast -20 % (Grafik 3). Das sind keine annualisierten Daten. Die Wertschöpfung ist tatsächlich innerhalb eines Quartals um 20 % zurückgegangen.

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Es gibt aber auch gute Neuigkeiten. Die Wirtschaft hat sich in den meisten Ländern im Mai und Juni erholt. Die Daten dazu sind noch nicht veröffentlicht. Der Tiefpunkt wurde im April erreicht. Wie das aussehen kann, hat Kanada gezeigt. Seither gab es aber eine Erholung. Man kann anhand des Anstiegs der Konsumausgaben und der Produktion – Daten, die regelmäßiger veröffentlicht werden – die Erholung abschätzen.

Das Wachstum wird aller Voraussicht nach nicht ganz so düster ausfallen wie zunächst befürchtet. Einige Analysten sagten für die USA ein Wachstum von bis zu -18 % voraus. Dazu wird es nicht kommen. Es wird weniger schlimm als befürchtet. Das ist eine gute Nachricht.

Für Anleger ist noch ein Punkt wichtig. Die Daten, egal wie sie ausfallen, werden das Kursgeschehen nicht entscheidend beeinflussen. Jeder weiß, dass die Lage in Q2 schlecht war. Es ist keine neue Erkenntnis. Als Anleger sollte man aufgrund schlechter Daten nicht überreagieren.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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