Kommentar
15:00 Uhr, 15.05.2020

Wirtschaftskrise: Wir schaffen das...!?

Wir wüssten alle gern, ob die Weltwirtschaft diese Krise gut übersteht. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist gering, aber nicht null.

2015 war sich Angela Merkel sicher. „Wir schaffen das“ war damals das Kredo in der Flüchtlingskrise. Eine solche Zuversicht wünscht man sich in dieser Krise auch. Sie fehlt aber, nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt. Zuversicht braucht es. Optimismus allein lässt die Krise jedoch nicht verschwinden. Je nachdem, wem man zuhört, kann sich die Krise in die Länge ziehen. Dabei geht es nicht nur um eine zweite Infektionswelle, sondern um Mutationen des Virus. Im schlimmsten Fall dauert es Jahre, bis wir die Pandemie los sind. In einem solchen Szenario ist schwer vorstellbar, dass die Krise gut überstanden wird. Schon die erste und hoffentlich einzige Welle stellt die Welt vor große Herausforderungen. Um den Lockdown zu überstehen wird mit vollen Händen Kredit verteilt. Unternehmen in der Eurozone und den USA haben seit Krisenbeginn über eine Billion Euro an neuen Krediten aufgenommen...

Hinzu kommen Anleihen und Staatsschulden.

Die US-Regierung wird im laufenden Quartal 3 Billionen an Schulden aufnehmen (Grafik 2). Das sprengt jegliche Vorstellungskraft. Die Verschuldung explodiert und das ist genau das, was der Welt gefährlich wird. In diesem Jahr werden so viele Schulden aufgenommen wie sonst in einem Zeitfenster von 5-10 Jahren.


Optimisten sehen darin kein Problem. Die Notenbanken kaufen die Schulden ja. Sie kaufen allerdings nur einen Teil. Vor allem die Privatwirtschaft wird unter Überschuldung leiden. Und solange die Schulden nicht aus der Notenbankbilanz verschwinden, muss mit einer Rückzahlung gerechnet werden. Das bedeutet höhere Steuern und geringere Staatsausgaben in der Zukunft.

Werden die Schulden abgeschrieben droht ein Vertrauensverlust in unser Geldsystem. Das ist genauso schlecht wie die Verschuldung selbst. Beides bedroht das Wachstum in der Zukunft. Es ist eine Misere, aus der es keinen einfachen Ausweg gibt.

Das Problem ist auch nicht auf die entwickelten Länder beschränkt. Entwicklungsländer experimentieren inzwischen selbst mit QE. Das kann böse enden, wenn ausländisches Kapital aus Angst vor einem Währungskollaps die Flucht antritt. Auch ohne QE sind viele Länder kurz vor dem Zusammenbruch. Schwergewichte wie Brasilien befinden sich darunter. An der Weltwirtschaft geht so etwas nicht spurlos vorüber.

„Wir schaffen das“ ist also weniger eine Aussage als eine Frage: Schaffen wir das?

Persönlich halte ich wenig von Untergangsprophezeiungen, die gerade Hochkonjunktur haben. Die Lage ist ernst, aber definitiv nicht aussichtslos. Ein Blick auf 300 Jahre Geschichte erklärt, weshalb. Es ist nicht die erste Krise mit überbordender Verschuldung. Tatsächlich sind wir sogar noch weit von Zuständen entfernt, die eine solche Bezeichnung rechtfertigen. Man denke nur an Großbritannien, das den Weg von über 250 % Verschuldung wieder zurückgeschafft hat, ganz ohne Kollaps (Grafik 3). Heute stehen uns mehr Instrumente zur Verfügung als früher. Wieso wir es gerade jetzt nicht schaffen sollten, muss erst einmal jemand erklären.

Clemens Schmale


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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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