Kommentar
08:41 Uhr, 25.06.2020

Wirtschaftlicher Rebound stockt

Anleger hatten drei Monate die rosarote Brille auf. Irgendwann hilft aber selbst Ignoranz nicht mehr.

Keiner weiß,wie die Börse in den nächsten Wochen auf die Datenlage reagieren wird. Wir wissen aber, dass sich an der wirtschaftlichen Front gerade ein Abgrund auftut. Ob Anleger da die Ruhe bewahren werden, muss sich erst noch zeigen. Eigentlich waren die Signale aus der Wirtschaft in den letzten Wochen gar nicht so schlecht. Man kann es aber nicht oft genug sagen: die Daten sind irrelevant. Dass die Wirtschaft einen stattlichen Rebound zeigen würde, wenn Geschäfte und Produktionsstätten wieder öffnen, war klar. Nach diesem ersten Rebound zeigt sich erst, was uns mittelfristig wirklich erwartet. Hier trübt sich die Lage deutlich ein. Der Rebound stockt nämlich. Seit Ende Mai verbessert sich die Lage in der Eurozone nicht mehr. Nachdem die Lockdowns das Wirtschaftsleben und damit die Mobilität stark einschränkten, verbesserte sich die Lage bis Ende Mai. In einigen Ländern ging die Mobilität über 80 % zurück. Inzwischen gehen die Menschen wieder auf die Straße und kaufen ein. Seit zwei Wochen beginnt der Aufschwung aber zu stocken. Für viele ist die Krise abgehakt. Sie drängen sich wieder in Bars und am Strand. Das ist aber nur ein Teil der Bevölkerung. Ebenso viele Menschen fühlen sich nicht wohl und reduzieren ihre Bewegungen ganz freiwillig.


Dies ist der Fall, obwohl die Ausbreitung des Virus inzwischen als minimal bezeichnet werden kann (Grafik 2). In der Eurozone gab es zeitweise mehr als 30.000 neue Fälle pro Tag. Die Zahl pendelte sich zuletzt zwischen 1.000 und 2.000 Fällen ein. Eigentlich sollte man also meinen, dass eine weitere Normalisierung von der Bevölkerung getragen wird. Sie wird aber nur von einem Teil getragen. Der andere Teil macht einfach nicht mit.

Vielleicht liegt es daran, dass die Schätzungen für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr nach wie vor zurückgehen (Grafik 1). Anstatt einen Rebound anzunehmen und die Schätzungen nach oben zu revidieren, fallen die Prognosen weiter und weiter.

So war das nicht geplant und für viele ist es bei den guten Wirtschaftsdaten der letzten Wochen nicht nachvollziehbar. Es zeigt sich allerdings immer mehr, dass nach dem ersten Rebound eine neue Flaute droht. Zudem gibt es viele Länder, in denen die Ausbreitung nicht fällt, sondern steigt. Viele Länder der Südhalbkugel gehören dazu, aber auch in den USA steigen die Fälle wieder.

Bisher konnte man davon ausgehen, dass nach einem strikten Lockdown eine schnelle Normalisierung beginnt. Diese stockt nun, weil nicht jeder mitmacht. In vielen Ländern außerhalb Europas steigen die Fallzahlen, obwohl die erste Welle nicht einmal eigedämmt wurde. Das alles spricht gegen eine Fortsetzung des schnellen Aufschwungs.

Clemens Schmale


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1 Kommentar

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  • JainZhar
    JainZhar

    Hallo Clemens,

    ich lese deine Artikel sehr gerne, weil sie immer sehr durchdacht sind. Aber hier habe ich eine Anmerkung: rein von den Mobilitätsdaten darauf zu schließen, finde ich schwierig. Unter normalen Bedingungen, vor der Krise, machte das wohl Sinn, aber ob das mit all den Bewegungseinschränkungen immer noch gilt, ist fraglich. Es heißt nicht, dass das Ergebnis falsch ist, aber die Methode ist doch etwas zu kurz gegriffen. Ich denke, wir sehen gerade auch eine massive Verlagerung von Konsum und gewisse Wirtschaftsbereiche werden sich so schnell nicht mehr erholen. Dafür gewinnen andere.

    11:55 Uhr, 25.06. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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