Kommentar
09:33 Uhr, 20.12.2018

Wirtschaftlicher Rebound am Horizont

Gerade erst haben wir bemerkt, dass sich die Konjunktur abkühlt. Das hat der Markt noch nicht verarbeitet und schon kommt der erste Hoffnungsschimmer.

Anleger verarbeiten immer noch die Erkenntnis, dass sich die Konjunktur abkühlt. Wirklich durch sind sie mit dem Thema noch nicht. Mitten in diesem Erkenntnisprozess gibt es nun schon wieder erste Lichtblicke. Anleger ignorieren diese aktuell noch.

Die Börse nimmt zwar im Normalfall das vorweg, was geschehen könnte, doch aktuell sind Anleger etwas langsam. Sie preisen in diesen Wochen einen Abschwung ein. Das kommt relativ spät. Den Abschwung gibt es bereits. Wir befinden uns mittendrin.

Die späte Reaktion ist vermutlich auch dadurch getrieben, dass die USA so gut abgeschnitten haben und eine Wachstumsbeschleunigung ausweisen konnten. Das hat die Probleme andernorts verdeckt. Jetzt werden die Probleme aber offensichtlich, denn auch in den USA lässt die Dynamik nach.

Die USA hinken der globalen Konjunktur hinterher. Trump hat die Wirtschaft angeschoben. Deswegen kommt die Abkühlung erst 2019. Im Rest der Welt dürfte die Abkühlung hingegen schon wieder fast am Ende sein. Gerade in Europa gibt es erste Lichtblicke.

Die Industrieproduktion ist ein guter Gradmesser für den Trend. Der Trend war zwischen Ende 2017 und Herbst 2018 negativ. Das Wachstum der Industrieproduktion nahm ab und rutschte sogar fast in den negativen Bereich. Nun gibt es den ersten Ansatz eines Rebounds (Grafik 1).

Das zeigt sich nicht nur in der Industrieproduktion, sondern auch in den Konjunkturerwartungen. Diese sind 2018 vor allem in Deutschland eingebrochen (Grafik 2). Inzwischen zeigt sich eine Stabilisierung. Eine Schwalbe macht natürlich noch keinen Sommer und die Erwartungen laufen der tatsächlichen Entwicklung mehrere Quartale voraus.

Die Wirtschaft ist noch nicht über den Berg. Die Lagebeurteilung befindet sich nach wie vor auf dem Rückzug. Wir sehen lediglich eine Stabilisierung in den aktuellen Daten. Das führt auch zu einer Stabilisierung der Erwartungskomponente.

Das für mich wahrscheinlichste Szenario ist, dass wir die Abkühlung in der zweiten Jahreshälfte 2018 einfach nicht rechtzeitig gesehen haben. Anleger reagieren nun darauf, ignorieren dabei aber, dass es schon wieder leicht bergauf geht.

Das liegt natürlich auch daran, dass die Wachstumsprognosen notorisch langsam reagieren. Erst jetzt wird der Wachstumsausblick für Deutschland für 2018 (!) gesenkt. Institute und auch die Regierung korrigieren ihre Prognosen nachdem der Abschwung geschehen ist. Entsprechend werden sie auch den Trendwechsel verpassen und den Ausblick erst wieder anheben, wenn er tatsächlich geschehen ist.

Hauptrisiko für den Ausblick in Europa bleibt der Brexit. Ein ungeordneter Austritt versetzt der Wirtschaft einen kurzfristigen Schock. Daher gehe ich nicht davon aus, dass wir an der Börse sofort einen Rebound sehen werden. Vielmehr wäre ein finaler Abverkauf denkbar, wenn es zu einem No-Deal Brexit käme. Das wäre dann der ideale Einstiegspunkt.

Clemens Schmale

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6 Kommentare

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  • wizardmw
    wizardmw

    Herr Schmale - ihre Kommentare schwanken vom Zusammenbruch bis zum neuen Frühling andauernd hin- und her - mir wird schon schwindlich. Ich frage mich allerdings, woher die Annahme von normalen Zyklen aus früheren Zeiten kommt. Ganz früher war die Balance aus Zinsen, Verschuldung und Vermögenpreisbewegungen auch noch da. So konnten sich auch die "normalen" Zyklen entwickeln. Aber das abnormale Ungleichgewicht wird niemals durch eine normale Korrektur wieder rückabgewickelt. Alles findet zum Gleichgewicht zurück - IMMER!!! Und davon dind wir noch astronomisch weit entfernt.

    21:59 Uhr, 20.12.2018
  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    In ein fallendes Messer zu greifen, nur weil ein paar Lichtblicke am Horizont zu sehen sind, wäre unverantwortlich und dumm. Wer es nocht nicht mitbekommen hat, Erholungen sind derzeit Verkaufskurse. Wem das zu riskant ist, weil wir schon weit abverkauft sind, dem ist mit auf dem Weg gegeben, dass dies noch keine Kaufkurse sind, vor allem in den USA. In Europa könnten die Risiken so langsam eingepreist sein. Aber kaufen würde ich hier auch noch nicht.

    13:37 Uhr, 20.12.2018
  • wolp
    wolp

    Gibt Risiken und Chancen. Beides im Blick zu haben und daraus rationales Handeln abzuleiten bringt Erfolg. Der Autor gibt hier einen wertvollen Hinweis. Merci

    12:02 Uhr, 20.12.2018
  • Contrarian
    Contrarian

    Einen potenziellen Rebound aus diesen Daten zu lesen grenzt für mich an "wishful thinking". Die Risiken in Europa gehen m. E. weit über den Brexit hinaus.

    11:25 Uhr, 20.12.2018
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Merkwürdigerweise taucht der "Rebound", der in Grafik 1 zu sehen ist, seit 2012 alle paar Wochen einmal auf. Wirklich durchschlagend war der Erfolg bisher ja nicht gerade.

    Auch Anfang 2008 gab es einen solchen "Rebound". Der war sogar noch etwas deutlicher als der zuletzt gesehene.

    09:59 Uhr, 20.12.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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