Kommentar
08:00 Uhr, 27.06.2020

Wirtschaftslage: Es könnte noch schlimmer sein

Viele bezeichnen die aktuelle wirtschaftliche Lage als einmalig und so schlimm wie nie. Das stimmt nicht ganz.

Außergewöhnlich ist die Lage. Daran besteht kein Zweifel. Zwar gab es auch schon früher Pandemien, doch die Reaktionen der Regierungen darauf sind neu. Es ist das erste Mal, dass praktisch die ganze Welt koordiniert die Wirtschaft nach unten fährt. Die Weltbank schätzt, dass dadurch in diesem Jahr 93 % aller Volkswirtschaften in eine Rezession stürzen (Grafik 1).


So synchron war noch kein Wirtschaftsabschwung. Selbst während der Großen Depression Anfang der 1930er Jahre lag der Wert bei weniger als 85 %. Nach den beiden Weltkriegen stürzten viele Länder ebenfalls in die Rezession. Während eines Krieges boomt die Wirtschaft, danach fällt sie in ein tiefes Loch.

Der Abschwung ist gewollt und global mehr oder minder koordiniert. Die Weltwirtschaft dürfte aus diesem Grund in diesem Jahr stark schrumpfen. Derzeit wird von einem Rückgang von 5,2 % ausgegangen. Einige Länder wird es stärker treffen. In Europa dürften Länder wie Frankreich und Italien ein Minus von knapp 10 % ausweisen.

In anderen Ländern fällt die Rezession vermutlich weniger stark aus. China, das immerhin 16 % der globalen Wirtschaftsleistung stellt, könnte in diesem Jahr noch ein knapp positives Wachstum schaffen. So ist der Abschwung zwar synchron wie nie, aber nicht unbedingt der schlimmste.

Nach dem Zweiten Weltkrieg schrumpfte die Weltwirtschaft um fast 10 % (Grafik 2). Das war der bisher größte Rückgang. Es ist aber nur ein geringer Trost, dass es in der Geschichte Beispiele für schlimmere Rezessionen gab. 2020 wird das viertschlechteste Jahr in einer 150-jährigen Geschichte sein.


Der wirtschaftliche Rebound war in früheren Zeiten oftmals bemerkenswert schnell. Auch diesmal gehen viele Analysten davon aus, dass die Wirtschaft 2021 wieder stark wächst. Nach einem Minus von 5,2 % in diesem Jahr, soll es im kommenden Jahr wieder um 4,2 % nach oben gehen.

Die Unsicherheiten sind allerdings sehr groß. Kommt es etwa zum Jahreswechsel bzw. generell im Winter auf der Nordhalbkugel zu einer zweiten Welle, ist auch ein sehr moderater Rebound von weniger als 1,5 % denkbar. Gleichzeitig schränken enorme Schuldenberge den Handlungsspielraum ein.

Im Gegensatz zu früheren Krisen war die globale Verschuldung noch nie so hoch (Grafik 3). Notenbanken intervenieren in einigen Regionen, doch nicht jedes Land kann sich das leisten. Notenbanken, allen voran die Fed, machen zudem klar, dass sie den Staat nicht dauerhaft finanzieren werden. Sie greift ein, wenn der Markt nicht mehr funktioniert. Darüber hinaus ist der Staat auf sich allein gestellt. Die Schulden verschwinden also nicht einfach.

Nach bisherigem Kenntnisstand ist die Krise schlimm, aber es könnte noch schlimmer sein. Entwarnung kann man noch nicht geben. Wegen der Verschuldung kann die Krise auf der Rangliste der größten wirtschaftlichen Krisen auch noch weiter vorrücken.

Clemens Schmale


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    Schlimmer geht immer ...

    ZITAT @ Angela MERKEL

    Seit dem 21. September 2019 habe ich die in den Medien veröffentlichten – vollzogenen und angekündigten – Maßnahmen des Personalabbaus sowie durch Insolvenzen verlorene oder bedrohte Jobs in der Liste „Jobwunder Deutschland“ erfasst.

    Heute, am 281. Tag der Aufzeichnungen wurde die Marke von 800.000 Arbeitsplätzen überschritten.

    Das sind im Durchschnitt pro Kalendertag 2848 verlorene Jobs.

    Alleine vom 1. Juni 2020 bis heute (27.06.) sind 127.786 neu hinzugekommen.

    13:17 Uhr, 29.06. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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