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16:45 Uhr, 25.06.2020

Wirecard: Das Geld ist weg!

Wirecard hat offenbar nicht einmal mehr genug Geld, um die Gehälter seiner rund 5.000 Mitarbeiter zu bezahlen. Schuld daran könnte ausgerechnet die Finanzaufsicht BaFin sein.

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Jetzt ist es also soweit: Wirecard ist pleite. Das vom Bilanzskandal betroffene Unternehmen stellte am Donnerstag einen Insolvenzantrag "wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung", wie das Unternehmen mitteilte.

Medienberichten zufolge hat Wirecard nicht einmal mehr genügend Geld, um die Gehälter der rund 5.000 Mitarbeiter in diesem Monat zu bezahlen.

Erstaunlicherweise scheint Wirecard nun pleite zu sein, obwohl die Gläubigerbanken ihre Kredite nicht gekündigt haben. Das Problem scheint vielmehr an anderer Stelle zu liegen: Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, liegt praktisch die gesamte Liquidität des Wirecard-Konzerns in der Wirecard Bank AG. Über diese Bank hat aber inzwischen die Finanzaufsicht BaFin die Kontrolle übernommen.

Wirecard schreibt dazu: "Die Wirecard Bank AG ist nicht Teil des Insolvenzverfahrens der Wirecard AG. Die BaFin hat für die Wirecard Bank AG bereits einen Sonderbeauftragten eingesetzt. Die Freigabeprozesse für alle Zahlungen der Bank werden zukünftig ausschließlich innerhalb der Bank und nicht mehr auf Gruppenebene liegen."

Mit anderen Worten: Der Wirecard-Konzern scheint auf seine Konten bei der Wirecard Bank (zumindest vorerst) nicht mehr zugreifen zu können. Damit ist auch nicht mehr genügend Liquidität vorhanden, um die Mitarbeiter zu bezahlen. Ob die Gehälter zu einem späteren Zeitpunkt gezahlt werden, steht zum jetzigen Zeitpunkt nicht fest und dürfte im Wesentlichen davon abhängen, wie es um die Vermögenslage von Wirecard tatsächlich bestellt ist.

Bis heute scheint niemand genau zu wissen, ob der gesamte Wirecard-Konzern vor allem aus heißer Luft bestand, oder ob die in den vergangenen Jahren gemeldeten Umsätze und Gewinne tatsächlich der Realität entsprachen. Schon vor mehreren Jahren gab es allerdings Spekulationen, dass Wirecard durch sein unüberschaubares Konstrukt aus Tochterfirmen in Asien und im arabischen Raum Umsätze und Gewinne im großen Stil aufbausche und damit seine Bilanz manipuliere. Und heute teilte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY mit, dass man Hinweise auf einen umfassenden Betrug gefunden habe. „Es gibt deutliche Hinweise, dass es sich um einen umfassenden Betrug handelt, an dem mehrere Parteien rund um die Welt und in verschiedenen Institutionen mit gezielter Täuschungsabsicht beteiligt waren", erklärte EY am Donnerstag. „Im Rahmen der Abschlussprüfung für das Geschäftsjahr 2019 hat EY entdeckt, dass gefälschte Saldenbestätigungen und weitere gefälschte Unterlagen für die Treuhandkonten vorgelegt wurden.“

Aktionäre und Gläubiger könnten durch die Insolvenz alles verlieren. Dies gilt insbesondere für den Fall, dass die fehlenden 1,9 Milliarden Euro auf den Philippinen tatsächlich nur die Spitze des Eisbergs sind und noch an zahlreichen anderen Stellen getrickst wurde. Denkbar ist aber natürlich auch ein anderes Szenario, bei dem trotz Insolvenzverfahren nach sorgfältiger Prüfung der Vermögenslage des Konzerns nicht nur die Forderungen sämtlicher Gläubiger erfüllt werden können (darunter auch die Forderungen der Mitarbeiter, die jetzt auf ihre Gehälter warten), sondern sogar noch etwas für die Aktionäre übrig bleibt.

Frühere Bilanzskandale zeigen leider: Auch riesige Wirtschaftsimperien können bei genauer Begutachtung unter Umständen nur aus heißer Luft bestehen und werden mitunter nur durch das Wohlwollen von Gläubigern und Kapitalgebern am Leben gehalten. Die Wirtschaftsgeschichte ist voll von solchen Beispielen. Ob dies auch bei Wirecard zutrifft, wird aber wohl erst in einigen Monaten endgültig feststehen.

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