Kommentar
08:19 Uhr, 07.09.2011

Wieviel Franken hätten´s denn gern?

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Der gestrige Dienstag war ein Feiertag für die meisten europhilen Mainstream-Journalisten Deutschlands. Mit der Kapitulation der Schweizer vor ihrer eigenen Stärke (Einführung einer Kursuntergrenze für den EUR/CHF) sahen Sie den Beweis erbracht:

Ein Zurück zu nationalen Währungen ist ein Alptraum. Schaut Euch an wie es den Schweizern geht!

Nun, ich zumindest hätte gerne die "Probleme" der Schweizer, nämlich eine bombenfeste Währung. Dass es für die Exportwirtschaft unangenehm werden kann ist klar. Aber auch das kann behoben werden, ohne das eigene Volk teilzuenteignen.

Denn was ist der Schritt der SNB denn anderes als eine schleichende Enteignung? Die Ankündigung, UNBESCHRÄNKT Euro gegen Franken zu kaufen heißt übersetzt, dass eben auch UNBESCHRÄNKT neue Franken erzeugt werden - buchstäblich aus dem Nichts. Das bedeutet wiederum nichts anderes, als dass jeder bereits existierende Franken immer weniger wert wird. Ich weiß nicht, ob die Schweizer selber in der Mehrheit das so toll finden werden?

Zum Exportproblem: Es gibt natürlich eine Alternative zur Währungsmanipulation. Und das ist die Erhöhung der Produktivität. Das geht z.B. über Lohnzurückhaltung, oder besser: Lohnkürzungen. Das kennen wir in Deutschland nur zu gut, so haben wir unsere Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessert.
Es ist ein Grundproblem der freien Marktwirtschaft, dass nicht alle Preise wirklich flexibel sind, und dazu gehören die Löhne. Wenn - wie eben gerade in der Schweiz zuletzt geschehen - die Importpreise und damit das allgemeine Preisniveau so deutlich fallen, dann kann man schon berechtigt die Löhne leicht fallen lassen. Oder zumindest über Jahre hinweg nicht erhöhen. Das Lohnniveau in der Schweiz ist ohnehin sehr hoch (allerdings die Lebenshaltungskosten auch).

Eine kurze Anmerkung noch zur Schweizerischen Nationalbank (SNB). Ende Juni verfügte sie über ca. 30 Mrd. CHF Eigenkapital. Mit dieser Harakiri-Aktion wird die Bank sich selbst bilanziell vernichten. Allerdings kommt dann ein Fakt zum Vorschein, den ich ihnen schon mehrmals erläutert habe; auchim Falle der EZB werden wir das noch sehen. Das Eigenkapital einer Zentralbank ist eine Größe ohne Bedeutung. Es kann auch tief negativ werden. Formal betrachtet ist die Zentralbank dann insolvent. Defacto wird sie aber nie illiquide - da sie neues Geld selber unbegrenzt erzeugen kann.

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3. Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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