Kommentar
09:21 Uhr, 04.02.2015

Wieso verlangsamt sich das US-Wachstum schon wieder?

Die USA waren 2014 klarer Outperformer. Nach zwei Quartalen mit über 4% Wachstum ging es gegen Jahresende aber wieder bergab. Ist das ein erster Hinweis auf ein Ende der Outperformance?

Die erste Schätzung des BIP Wachstums im vierten Quartal lag unter den Erwartungen. Man hatte auf 3,3% Wachstum gehofft. Die Schätzung geht von 2,6% aus. Das ist schon eine gehörige Verfehlung, obwohl die Daten im Detail recht ermunternd waren. Bisher galt immer noch der Konsum als Sorgenkind. Dieser zog im vierten Quartal überraschend kräftig an und legte 4,3% zu. Zuletzt wuchs der Konsum im ersten Quartal 2006 schneller. Mit diesen starken Daten ist eine Kuh vom Eis. Zwei weitere sind noch nicht soweit.

Der Konsum schließt nach mehreren Jahren wieder zu alter Stärke auf und findet so langsam zum Vorkrisenniveau zurück. Ob das nachhaltig ist muss sich noch zeigen. Derzeit gehen viele Beobachter davon aus, dass der niedrigere Ölpreis den Konsum befeuert hat. Beginnt der Ölpreis wieder zu steigen, dann könnte die Konsumfreude auch schnell wieder am Ende sein.

Den guten Daten stehen andere gegenüber, die alles andere als berauschen. Der Konsum macht den Großteil der US Wirtschaft aus. Ein Großteil ist aber nicht alles und der Rest bereitet etwas Sorgen. Der US Konsum macht knapp 70% des BIPs aus. Die Bedeutung ist damit sehr hoch. Läuft es hier nicht rund, dann können andere Bereiche das kaum auffangen. Sie können schlechte Ergebnisse beim Konsum vielleicht nicht komplett auffangen, sie können aber insgesamt helfen.

Andersherum können sie das Wachstum bremsen, wenn der Konsum zwar gut läuft, dafür aber die anderen Sektoren keinen Beitrag leisten oder sogar schrumpfen. Genau das ist momentan der Fall. Der zweite große Brocken sind Investitionen und bei denen hapert es.

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Grafik 2 zeigt zwei Zeitreihen. Eine (residential) zeigt die privaten Investitionsausgaben. Diese fallen vor allem für den Erwerb und Bau von Immobilien an. Die zweite Reihe (nonresidential) bezieht sich auf Unternehmensinvestitionen. Die privaten Investitionen liegen noch deutlich unter den Vorkrisenniveaus. Dafür ist immerhin aus dem Unternehmensbereich ein solides Wachstum gekommen. Die Dynamik schwächt sich nun aber ab und kommt Ende 2014 komplett zum Erliegen.
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Grafik 3 zeigt woher die Probleme kommen. Hier sind die Unternehmensinvestitionen mit den wichtigsten Komponenten einzeln dargestellt. Investitionen in Energie und Kommunikation geht deutlich zurück. Hier geht es vor allem um Infrastruktur. Die Summe, die in Maschinen und sonstige Gerätschaften (Equipment) gesteckt wird, ist ebenfalls rückläufig. Interessanterweise gingen die Investitionen im Rohstoffsektor für die Exploration von Minen und Ölfeldern noch nicht zurück. Man kann sich ausmalen, dass das nicht so bleiben wird.

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Je länger die Ölpreise niedrig sind, desto weniger wird investiert werden. Allein die großen Ölunternehmen haben für 2015 bereits angekündigt 30 bis 40 Mrd. weniger zu investieren. Davon entfällt nicht der gesamte Betrag auf die USA. Es reicht aber schon, um für eine Stagnation der Investitionssumme zu sorgen.
Der Konsum konnte bis jetzt überproportional wachsen. Er macht die Stagnation bei Investitionen mehr als wett. Solange nun aber die Investitionen stagnieren oder 2015 sogar zurückgehen, wird sich das US Wachstum nicht weiter beschleunigen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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