Kommentar
15:50 Uhr, 11.09.2019

Wieso leidet China nicht unter dem Handelskrieg?

Der Zweck der US-Strafzölle war klar: China sollte unter den Zöllen leiden und unter Druck Zugeständnisse machen. Doch nichts dergleichen geschieht.

Für die USA ist die jüngste Entwicklung richtig bitter. Gerade erst fiel der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe unter die Expansionsgrenze von 50 Punkten. Nur zwei Tage zuvor wurde das chinesische Pendant veröffentlicht. Der Index stieg wieder über 50 (siehe Grafik). Damit hellt sich die Lage in China weiter auf und trübt sich in den USA ein.

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Eigentlich sollte genau das Gegenteil eintreten. Das war nicht nur der Plan der US-Regierung, sondern auch ihr Versprechen. Stattdessen wuchs die Wirtschaft zuletzt nur noch mit annualisiert 2 %. In China lag der Wert bei 6,4 %. Das war gegenüber dem ersten Quartal eine Beschleunigung um fast einen Prozentpunkt. In den USA hingegen war das eine Abkühlung um mehr als einen Prozentpunkt.

Es ist eine vollkommen verkehrte Welt. China blüht inmitten immer höherer Zölle auf, die USA sacken ab. Dafür gibt es einen einfachen Grund. China stellt viele Konsumgüter her. Der Konsum läuft gerade in den USA noch rund. Das nützt China, nicht den USA, denn die Produkte kommen ja aus China.

Chinesische Produkte werden zwar etwas teurer, aber die Abwertung des Yuan fängt einen Großteil davon auf. Daher führen die Zölle nicht dazu, dass die Exporte in die USA einbrechen. In Originalwährung, also Yuan, gerechnet bleiben die Exporte relativ konstant.

Die Zölle haben bei Unternehmen allerdings zu einer großen Verunsicherung geführt. Sie wissen nicht, ob sich Investitionen lohnen. Das gilt global. Das Gewerbe, welches vor allem langlebige Wirtschafts- und Investitionsgüter herstellt, leidet. Dieses Gewerbe ist in den USA im Vergleich zu Konsumgüterherstellern relativ dominant.

Der Konsum brummt also weiter und füllt Chinas Taschen. Die Unsicherheit führt zu geringeren Investitionen, was die USA belastet. So kommt es, dass China überraschend wenig unter den Zöllen leidet, derzeit sogar weniger als die USA selbst. Das zeigt, dass Zölle nicht das richtige Instrument sind, um die Interessen der USA durchzusetzen.

Vielleicht werden auch deswegen wieder Verhandlungen aufgenommen. China braucht keine Einigung und knickt vor den Forderungen der USA daher auch nicht ein. Natürlich wäre es Peking lieber, wenn es sich mit anderen Dingen beschäftigen könnte. Wirtschaftlich ist es aber nicht auf eine Einigung angewiesen.

Die USA bzw. Trump sind das schon. Die Wahlen werfen ihre Schatten voraus. Vor allem die Swing-States leiden unter dem Konflikt. Viele, die für die Republikaner gestimmt haben, bekommen ihre Zweifel. Je länger der Konflikt anhält, desto eher wird aus dem Zweifel an Trump eine Stimme für die Demokraten.

Für die amtierende US-Regierung wäre eine schnelle Einigung nur rational. Vielleicht hegen Anleger deswegen immer noch die Hoffnung auf ein Ende des Konflikts. Persönlich würde ich mich nicht auf die Vernunft verlassen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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