Kommentar
19:17 Uhr, 26.04.2021

Wieso fürchten sich Anleger nicht vor Steuererhöhungen?

Eine höhere Kapitalertragssteuer in den USA wurde vom Aktienmarkt innerhalb eines Tages abgehakt. Bleibt das so, wenn auch andere Steuern steigen?

Der Aufschrei über eine höhere Kapitalertragssteuer in den USA ist groß. Beinahe Minuten nach der Ankündigung konnte man sich vor Analysen von Investmentbanken kaum retten. Es wurde vorgerechnet, wie groß der Effekt sein könnte. Von Aktienverkäufen in der Höhe von mehr als 170 Mrd. Dollar war die Rede. Das klingt beinahe bedrohlich. Bei einer Gesamtmarktkapitalisierung, die auf 40 Billionen zusteuert, ist es natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Vor massenhaften Verkäufen muss man sich nicht fürchten. Um Steuern zu optimieren werden einige Anleger verkaufen und später wieder zurückkaufen. Steuern reduzieren aber per se nicht die Attraktivität der Anlageklasse.

Relevante Alternativen zu Aktien gibt es nicht. Zudem dürften höhere Steuern für Vielverdiener gelten, die mehr als eine Million Dollar pro Jahr einnehmen. Den Durchschnittsanleger betrifft die höhere Steuer nicht. Kursschwäche ist also nicht zu befürchten. Vielleicht ging der Schock aus diesem Grund innerhalb von 24 Stunden vorüber.

Die Kapitalertragssteuer wird nicht die einzige Steuererhöhung sein. Vergleicht man die jeweils höchsten Steuersätze mit dem Aktienmarkt, lässt sich kein Zusammenhang erkennen. Weder die Steuererhöhungen nach dem Zweiten Weltkrieg noch in den 90er Jahren hatten einen Effekt. Lediglich Ende der 60er Jahre lässt sich eine Steuererhöhung mit einem Bärenmarkt in Verbindung bringen (Grafik 1).


Ebenso gibt es Steuererhöhungen, die mit Bullenmärkten einhergingen. Die Sache liegt nicht so klar auf der Hand. Etwas verwunderlich ist die Sache schon. Vor allem Unternehmenssteuern senken ja direkt die Gewinne der Unternehmen, die für Anleger übrigbleiben. Da sollte zumindest die Bewertung sinken, wenn die Steuern steigen.

Auch das lässt sich nicht untermauern (Grafik 2). Die Bewertung von Unternehmen steht in Zusammenhang mit Steuern, allerdings sind andere Faktoren einfach wichtiger. Ob die Inflation bei 2 % oder 7 % ist wichtiger. Das gleiche gilt für das Zinsniveau und das Wirtschaftswachstum.


Es ist gut möglich, dass die Steuererhöhungen als statistisches Rauschen untergehen. Es ist unwahrscheinlich, dass der Markt von Anlegern substantiell anders bewertet wird. Steuererhöhungen helfen nicht, allerdings bekommen Unternehmen im Gegenzug auch etwas zurück.

Die Biden-Regierung legt so viele Billionenprogramme auf, dass einem schwindelig wird. Erst war es ein 1,9 Billionen schweres Konjunkturpaket, dann ein 2 Billionen Infrastrukturprogramm. Es soll ein weiteres Programm in der Höhe von einer Billion folgen. Insgesamt sind also fast 5 Billionen an Mehrausgaben geplant. Netto werden die Ausgaben deutlich mehr erhöht als die Einnahmen gesteigert werden. Unternehmensgewinne dürften daher für mehrere Jahre überdurchschnittlich schnell steigen. Jeder Abverkauf aus Steuerangst – und davon wird es mehrere geben – ist tendenziell eine Kaufgelegenheit.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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