Kommentar
17:10 Uhr, 02.10.2020

Wieso die Reichen immer reicher werden

So absurd es erscheinen mag, nichts lässt die Schere zwischen Arm und Reich so schnell und weit auseinandergehen wie eine Krise.

Die aktuelle Krise ist eine der schwersten Wirtschaftskrisen überhaupt. Selbst mit großer Anstrengung von Regierungen haben viele Menschen ihren Arbeitsplatz verloren und müssen hohe Einkommenseinbußen hinnehmen. Nicht jeder ist davon gleich betroffen. In den USA und anderen Ländern ist die Systematik einer Krise gleich. In den USA ist das Sicherheitsnetz jedoch weniger robust als etwa in Europa. Die Schere zwischen Arm und Reich geht daher in den USA in Krisen weiter auf als andernorts. Das Problem ist schnell erkannt. Wer wenig verdient, verliert seinen Job am schnellsten. Die Beschäftigung im Niedriglohnsektor ist immer noch 15 % unter dem Vorkrisenniveau. Bei mittleren Einkommen sind es 5 % und bei hohen Einkommen lediglich 1 %. Wer viel verdient, verliert seinen Job nicht so schnell wie jemand im Niedriglohnsektor. Vielverdiener müssen weniger um ihren Job bangen. Sie können mit hoher Wahrscheinlichkeit ihr Einkommen auch während einer Krise halten. Bei Geringverdienern ist das nicht der Fall. Allein dieser Umstand sorgt dafür, dass die Armen in einer Krise ärmer werden. Das ist nicht der einzige Faktor. Wer wenig verdient, ist praktisch gezwungen sein ganzes Einkommen auszugeben. Man hat nicht die Wahl Geld zu sparen. Miete, Essen, Transport usw. sind so teuer, dass das ganze Einkommen aufgewendet werden muss, um die Ausgaben zu stemmen.


Wer viel verdient, hat die Wahl mehr zu sparen. Genau das geschieht gerade in den USA. Der Konsum von Vielverdienern liegt immer noch 10 % unter dem Vorkrisenniveau, obwohl nur 1 % ihren Job verloren haben (Grafik 2). Wer wenig verdient, muss ausgeben. Die Ausgaben sind sogar etwas über dem Vorkrisenniveau. Das lässt sich unter anderem damit erklären, dass einige Ausgaben aufgeschoben wurden. Diese Ausgaben fallen aber nicht weg und müssen nachgeholt werden. So wurden teils die Mieten nicht gezahlt. Damit fallen letztlich Schulden an. Irgendwann müssen die Zahlungen nachgeholt werden.

Gerne wird die aufgehende Schere zwischen Arm und Reich auch den Notenbanken zugeschrieben, die den Aktienmarkt absichern. Damit wird verhindert, dass Vermögen verloren wird. Es ist aber nicht die eigentliche Ursache für die Schere zwischen Arm und Reich. Das grundlegende Problem ist der ungleiche Jobverlust und die Möglichkeit von Vielverdienern zu sparen.

Vielverdiener machen ungefähr 50 % des Konsums aus (Grafik 3). Daher kommt die Politik regelmäßig auf die Idee in Krisen die Reichen zu entlasten. Da sie in Krisen freiwillig mehr sparen braucht es Anreize für den Konsum, z.B. Steuersenkungen. Da sie den Großteil des Konsums ausmachen und somit den größten Hebel darstellen, hofft man, dass Entlastungen zu mehr Konsum führen und so allen anderen auch geholfen wird (Trickle-down Economics).


Hier ist sicherlich die Politik in der Pflicht, nicht immer wieder dem gleichen Irrglauben zu verfallen. Eine der Hauptursachen für die Schere zwischen Arm und Reich sind Wirtschaftskrisen, die von Niedrigverdienern am wenigsten gut überstanden werden. Hier muss angesetzt werden.

Clemens Schmale


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1 Kommentar

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  • Dr. Kurt Weinknecht
    Dr. Kurt Weinknecht

    Ganz klar.Wer so wenig verdient, dass er nur seine Grundbedürfnisse befriedigen kann fällt als Konsumtreiber aus.Da hilft nur ein höherer Lohn oder aber Helikoptergeld. Helokoptergeld muß aber deßwegen nicht zwangsläufig zu einer Inflation führen. Wenn alle im Gleichgewicht Geldspritzen erhalten, so könnte dieses System noch Jahre überleben.

    00:48 Uhr, 04.10.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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