Kommentar
12:40 Uhr, 20.09.2017

Wieso die Fed die Zinsen im Dezember nicht anheben wird

Heute ist es wieder soweit. Die US-Notenbank wird ihren geldpolitischen Entscheid verkünden und dabei wichtige Hinweise für den Rest des Jahres geben.

Persönlich gehe ich im Moment davon aus, dass es noch einen Zinsschritt nach oben geben wird. Dafür habe ich gute Gründe, aber es gibt natürlich auch eine andere Sichtweise der Sachlage, in der ein Zinsschritt nicht kommen wird.

Zwei ziemlich stichhaltige Argumente lieferte die US-Wirtschaft in der vergangenen Woche. Im August ging der Einzelhandelsumsatz gegenüber Juli um 0,2 % zurück (Grafik 1). 0,2 % klingt nicht nach einem großen Sprung, doch auf Monatssicht ist das durchaus keine Lappalie. Auch im September werden die Daten kaum besser aussehen.

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Die Benzinpreise sind nach den Hurrikans gestiegen. Das wird auch die Ausgaben der Konsumenten ein wenig nach oben treiben. Dafür wird an anderer Stelle gespart und bis der post-Hurrikan-Konsum einsetzt, vergehen vermutlich noch einige Wochen, bis die Zahlungen der Versicherungen und des Staates freigegeben sind.

Der Konsum sieht im dritten Quartal schwach aus. Ein Teil der Schwäche ist vorübergehend. Hurrikans gibt es ja nicht jeden Tag. Ein anderer Teil hat mehr System. Der Konsum ist in diesem Jahr bisher ungewöhnlich schwach. Es ist ohnehin ein Wunder, dass das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr davon nicht mehr in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Investitionen und eine höhere Industrieproduktion konnten die Konsumschwäche bisher ausgleichen. Das findet nun wohl ein Ende. Die Industrieproduktion brach im August so stark ein wie lange nicht. Man muss schon zurück in die Zeit der Großen Rezession gehen, um einen ähnlichen Einbruch zu finden.

Auch dieser Einbruch ist auf die Hurrikans zurückzuführen und ist daher bis zu einem gewissen Grad vorübergehend. Das ändert aber nichts daran, dass das dritte Quartal erst einmal sehr schwach sein wird. Diese Schwäche wird sich bis Jahresende hinziehen.

Es ist auch nicht alles vorübergehend. Betrachtet man nicht die Monatsdaten, sondern den Vergleich der Industrieproduktion und der Einzelhandelsumsätze gegenüber dem Vorjahr (Grafik 2), deuten sich schon seit längerem Probleme an.

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Die Konsumausgaben sind seit Jahresbeginn schwach. Die Wachstumsrate hat sich seit Ende 2016 halbiert. Die Industrieproduktion ist ohnehin kein Zugpferd der Wirtschaft. Ein schwächerer Dollar brachte in diesem Jahr etwas Rückenwind. Ebenso hat ein Anstieg der Rohstoffpreise geholfen. Das ist nun erst einmal vorbei.

Kurz gesagt: die US-Wirtschaft weist Schwächen aus. Es läuft nicht wirklich rund. Das dritte und vierte Quartal wird von den Hurrikans stark beeinflusst sein – zum Negativen. Erst 2018 rechnen Ökonomen mit einem positiven Effekt durch den Wiederaufbau.

Die Notenbank ist eigentlich sehr vorsichtig mit ihren Zinserhöhungen. Insofern wäre es schon bemerkenswert, wenn sie in diese Unsicherheit hinein die Zinsen im Dezember erhöhen würde. Abwarten und analysieren, ob mehr hinter der Schwäche steckt, sähe ihr ähnlicher als ein wagemutiger Zinsschritt mitten in unsicherer Datenlage im Dezember.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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