Fundamentale Nachricht
08:44 Uhr, 21.06.2018

Wie wirkt sich der US-China-Handelskonflikt auf Japan aus?

Wenn Anleger an den richtigen Stellen suchen, bieten sich in Japan Jupiter-Fondsmanager Dan Carter zufolge unabhängig von der Entwicklung an der Handelsfront interessante Investmentchancen.

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  • FTSE 100
    ISIN: GB0001383545Kopiert
    Kursstand: 7.663,60 Pkt (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London (GodmodeTrader.de) - Die vielleicht drängendste Frage für die internationalen Märkte bis zum Jahresende ist, in welchem Maße die selbstverschuldete Kehrtwende in der Handelspolitik sich auf Aktien auswirken wird. Die Aufmerksamkeit richtete sich dabei bisher vor allem auf die beiden größten Volkswirtschaften der Welt, China und die USA. Doch die Frage ist nirgends relevanter als in Japan, das den Streit seiner beiden größten Handelspartner abwartend verfolgt, wie Dan Carter, Fondsmanager des Jupiter Japan Select SICAV bei Jupiter AM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Die gute Nachricht für das Land sei, dass die Trump‘schen Importzölle, die Japan beträfen, ausschließlich auf Stahl und Aluminium erhoben würden. Japan exportiere zwar einige Metalle in die USA, doch die Volumen seien verglichen mit denen anderer Industrieprodukte wie Maschinen und Fahrzeuge sehr gering. Dies scheine Trump bislang entgangen zu sein. Es bleibe allerdings das Risiko, dass Handelsbarrieren im Automobilsektor hochgefahren würden. Da Japan selbst jedoch ausländischen Unternehmen für den Zugang zu seinem Automobilmarkt keine Zölle auferlege, werde das Land in seinen Zielmärkten somit kaum höhere Handelsbarrieren provozieren, heißt es weiter.

„In der Detailansicht können Beobachter also durchaus zuversichtlich sein. Aber wir sind uns darüber im Klaren, dass die grundsätzliche Besorgnis bezüglich negativer Effekte auf den Handel vielleicht von noch größerer Bedeutung ist. Wir verdeutlichen dies mit zwei einfachen, aber wichtigen Fakten: Zum einen hängt die weltweite Wirtschafts- und Markterholung seit 2009 mit dem Wachstum des Welthandels zusammen (wahrscheinlich als Ursache und Wirkung), und zum anderen korrelieren die weltweiten Handelsvolumen in hohem Maße mit dem Gesamtgewinn börsennotierter japanischer Unternehmen“, so Carter.

Zweifelsfrei beeinflusse das weltweite Wachstum auch Japans eigene Aussichten. Der jüngste Weltwirtschaftsausblick des IWF habe gewarnt, dass das anhaltende Risiko eines Handelskrieges das weltweite Wachstum in erheblichem Maße bremsen könnte. Würde diese Auseinandersetzung eskalieren, wäre auch Japan betroffen. Das sei auch der japanischen Regierung nicht entgangen, die Gegenzölle vermieden und zum ersten Mal seit acht Jahren den Dialog mit China gesucht habe – teilweise um sich selbst gegen den aufkommenden Protektionismus zu schützen, heißt es weiter.

„Wenngleich japanische Aktien mit dem weltweiten Wachstum verknüpft sind, versuchen wir als Bottom-up-Anleger über die Schlagzeilen hinaus zu blicken. Wir suchen nach attraktiven Themen, auf die ein Handelskrieg keine Auswirkungen haben dürfte“, so Carter.

Einer der vielversprechenden Trends in der Region ergebe sich beispielsweise aus der demografischen Entwicklung. Japan habe eine alternde Bevölkerung, und die Zahl der Todesfälle übertreffe die Geburten um durchschnittlich 1.000 pro Tag. Dadurch entstehe eine wachsende Nachfrage nach Dienstleistungen wie günstige, moderne Gesundheitsversorgung, die etwa durch Unternehmen wie EIKEN, das mikrobiologische Diagnostik anbiete, sichergestellt werde. Diese Unternehmen profitierten von vermeintlich negativen demografischen Trends – Trends, die in Japan unabhängig von der internationalen Handelsdynamik bestünden, heißt es weiter.

„Dazu zählt auch das zunehmende Bestreben, die Corporate Governance zu verbessern. Verglichen mit anderen bedeutenden Industriestaaten ist die Unternehmensführung in Japan Stand heute ausbaufähig. Die Regierung erklärte deswegen, dass diese Thematik Priorität genießen würde. Daraus ergeben sich Chancen für Anleger. Aus unserer Sicht gibt es mehrere Unternehmen mit viel Aufwärtspotential. Sie dürften ihr Potenzial dann entfalten, sobald die erwähnten Corporate Governance Maßnahmen greifen, die Kapitalverwaltung sich verbessert und die Unternehmensvorstände unabhängiger agieren können. Dadurch dürfte in verhältnismäßig kurzer Zeit viel Entwicklungspotential freigesetzt werden“, so Carter.

Aus diesem Grund bereite ihm ein möglicher Handelskrieg keinen besonderen Anlass zur Sorge. Eine grundlegende Wende im Welthandel scheine unwahrscheinlich, und Japan biete attraktive Trends, die unabhängig von der weltweiten Handelsentwicklung bestünden, heißt es weiter. „Die nächsten Monate könnten einige Überraschungen bereithalten. Der Win-Win-Charakter des Handels besteht aber darin, dass für alle Parteien Anreize bestehen, vorsichtig vorzugehen. Das ist auch unser Basisszenario. So wie es zurzeit aussieht, dürfte Japan von den US-Zöllen nicht übermäßig betroffen sein. Wenn Anleger an den richtigen Stellen suchen, bieten sich in Japan unabhängig von der Entwicklung an der Handelsfront interessante Investmentchancen“, so Carter.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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