Kommentar
08:34 Uhr, 02.10.2020

Wie wichtig ist der Corona-Impfstoff für die Börse?

Die ganze Welt wartet auf einen Impfstoff. Auch für Anleger ist der Impfstoff hochrelevant. Aber wie viel Hoffnung sollte man darauf setzen?

Eine ganze Reihe an Branchen atmet immer dann auf, wenn gute Neuigkeiten bei der Impfstoffentwicklung veröffentlicht werden. Bei Airlines, Kreuzfahrtunternehmen oder anderen Unternehmen, die vom Tourismus abhängig sind, gehen die Kurse an Tagen nach oben, an denen es gute Neuigkeiten gibt. Der Zusammenhang ist klar. Ohne Impfstoff kommt es immer wieder zu Reisebeschränkungen und Quarantänepflichten. Man überlegt sich genau, ob man ins Ausland reist. Bei hohen Neuinfektionen überlegen sich viele auch, ob sie tatsächlich ins Büro müssen oder ins Restaurant gehen wollen. Ohne Impfstoff bleiben viele Unternehmen im Überlebenskampf. Bedeutet das aber im Umkehrschluss, dass ein Impfstoff zu einer heilen Welt führt und man diese Aktien haben muss?

Das kommt auf den Zeithorizont an, den man vor Augen hat. Viele Länder haben große Mengen an Impfstoff bereits gekauft. Großbritannien liegt mit 380 Mio. Impfdosen ganz vorne. Pro Einwohner sind das fast 6 Dosen (Grafik 1). Die meisten Industrieländer bestellen von mehreren Herstellern Millionen an Dosen. Derzeit ist ja noch nicht klar, welcher Impfstoff zuerst zugelassen wird und wirklich wirkt.


Wenn man einfach auf alle setzt, ist man auf der sicheren Seite. Global wurden ca. 7 Mrd. Impfdosen bestellt. Bei den Produktionskapazitäten, die aktuell absehbar sind, können diese 7 Mrd. Dosen Ende 2021 hergestellt sein. Das bedingt aber, dass alle Impfstoffe ein Erfolg sind. Würde AstraZeneca ausfallen, fehlen 2 Mrd. Dosen.

Wenn also alles reibungslos funktioniert und alle Impfstoffe ein Erfolg sind, können die Menschen in Industrieländern bis Ende 2021 mit einem Impfstoff versorgt werden. Wahrscheinlicher ist ein anderes Szenario. Einige Impfstoffe werden später zugelassen als gedacht, die Produktion läuft nicht reibungslos, die Verteilung ebenso nicht und einige Kandidaten werden gar nicht zugelassen.

Über die Verteilung des Impfstoffs haben sich Regierungen bisher nur spärlich geäußert. Es würde Sinn machen, wenn gefährdete Personengruppen zuerst geimpft werden. Dazu gehören praktisch alle über 65 Jahre. In vielen Industriestaaten macht diese Altersgruppe ein Fünftel der Bevölkerung aus. Bevor der Impfstoff in allen anderen Gruppen ankommt, könnte es schon Sommer 2021 sein.


Damit neue Infektionswellen verhindert werden können, müssen die Impfstoffe eine entsprechende Wirksamkeit haben. Liegt die Wirksamkeit bei 60 % und wird die gesamte Bevölkerung geimpft, kann man eine neue Infektionswelle fast gänzlich ausschließen. Da aber nicht jeder sofort geimpft werden kann und die Wirksamkeit noch unbekannt ist, dürfte die Gefahr neuer Infektionswellen wohl bis mindestens Ende 2021 bestehen bleiben.

Anleger können sich nicht darauf verlassen, dass bei Airlines und anderen stark betroffenen Branchen sofort Normalität einkehrt, nur weil ein Impfstoff zugelassen wird. Der Weg zur Normalität bleibt selbst mit Impfstoff lang und steinig.

Clemens Schmale


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3 Kommentare

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Im Bundesstaat Westaustralien hat man da jetzt praktischerweise eine Verordnung erlassen, die es den Behörden erlaubt, Zwangstests gewaltsam durchzusetzen.

    Die entscheidende Passage findet sich auf Seite 56 des folgenden Gesetzestextes. Dort heißt es, dass bevollmächtigte Beamte oder Angehörige der Polizei „angemessene Gewalt anwenden dürfen“, um einen Testbefehl (test order) durchzusetzen. Dies schließt die gewaltsame Entfernung der Unterwäsche der Testperson ausdrücklich mit ein.

    Hier der Link zum Gesetzestext als PDF…

    https://www.legislation.wa.gov.au/legislation/prod/filestore.nsf/FileURL/mrdoc_43155.pdf/$FILE/Public%20Health%20Act%202016%20-%20%5B00-k0-00%5D.pdf?OpenElement

    Das Ganze macht natürlich Sinn, denn wenn der Impfstoff erst einmal da ist, dann kann man auf dieser Basis auch gleich eine Zwangsimfpung verordnen. Der Gesetzestext müsste dazu nur minimal erweitert werden.

    Über so viele gute Nachrichten freut sich doch jede Buchhalterseele...

    10:53 Uhr, 02.10. 2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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