Wie weit wird das britische Pfund abstürzen?
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Investmentbanken sind sich selten so einige gewesen wie in diesen Tagen. Fast einhellig wird das Pfund bis Jahresende deutlich tiefer gesehen als jetzt. J.P. Morgan ist unter den Investmentbanken eine der wenigen, die keine große Bewegung mehr erwarten. Das Kursziel für Ende 2016 liegt bei gut 1,30.
Andere Banken, wie etwa die HSBC, halten Kurse von 1,20 für möglich. Besonders aggressiv zeigt sich die Deutsche Bank mit ihrer Prognose, die einen Kurs von 1,15 gegenüber dem Dollar für möglich hält. Diese Kursziele sind in Grafik 1 abgebildet. Dargestellt sind nur die Ziele von HSBC, Deutscher Bank und J.P. Morgan, doch sie sind nicht die einzigen, die den Kurs weiter fallen sehen.
Goldman Sachs erwartet einen ähnlich starken Rückgang wie die Deutsche Bank. Morgan Stanley ist etwas optimistischer und sieht nur noch ein Minus von 5 % bis Jahresende. Nicht alle Banken haben sich auf einen genauen Kurs festgelegt, doch der Tenor ist überall derselbe: das britische Pfund wird weiter fallen. Kaum jemand hält es für möglich, dass das Pfund aufwerten wird.
Wenn man sich wundert, wieso die Meinungen so übereinstimmend sind, braucht man nicht lange nach einer Erklärung zu suchen. Gerade eben erst hat die Bank of England den Markt überrascht und eine so umfassende Lockerung der Geldpolitik beschlossen, dass alles andere als ein schwächeres Pfund unmöglich erscheint.
Auch historisch betrachtet ist ein Rückgang von 20 % bis 30 % innerhalb kurzer Zeit nicht ungewöhnlich. Solche Kursschwankungen ist man eher von Währungen gewohnt, die nicht zu den Reservewährungen gehören, doch dieser Eindruck täuscht. Während der Finanzkrise verlor das Pfund innerhalb von gut einem Jahr über 30 %. 1992 kam es innerhalb eines halben Jahres zu einem Rückgang von einem Viertel.
Das Ausmaß des prognostizierten Rückgangs ist nicht ungewöhnlich. Das bedeutet natürlich nicht, dass es auch automatisch realistisch ist. Die Notenbank steuert zweifelsohne ihren Teil dazu bei, dass es mit dem Pfund weiter nach unten geht und auch andere Fundamentaldaten neben den Zinsen und der Geldschwemme sprechen für weitere Abgaben.
Großbritannien hat ein enormes Leistungsbilanzdefizit. Solche Defizite führen normalerweise zu einer kontinuierlichen Schwächung der Währung. Haben Länder oder Regionen einen Überschuss, so wie etwa die Eurozone, so führt dies für Aufwertungsdruck. Durch einen Überschuss fließt durch Handel mehr Geld in einen Währungsraum hinein als hinaus. Das sorgt für Aufwertungsdruck. In Großbritannien fließt mehr Geld durch Handel aus dem Land heraus als herein, sodass auch ohne die beschlossenen Maßnahmen der Notenbank ein Abwertungsdruck besteht.
Die Gründe, weshalb das Pfund weiter fallen soll, liegen auf der Hand. Alles ist absolut einleuchtend. Es gibt dabei jedoch ein Problem. Theorie und Praxis müssen nicht immer übereinstimmen. So lässt sich aus einer Fülle von Indikatoren vor allem einer herausfischen, der die Wechselkursentwicklung am besten beschreibt. Es handelt sich dabei um die Realzinsen.
Die Realzinsen sind durch zwei Faktoren bestimmt: das Zinsniveau und die Inflation. Das Zinsniveau ist in Großbritannien seit langem mit dem in der Eurozone vergleichbar. Die Inflation unterscheidet sich jedoch teils erheblich. Daher reicht es, sich auf die Unterschiede in den Inflationsraten zu beschränken.
Grafik 2 zeigt den Euro/Pfund Wechselkurs sowie den Inflationsunterschied der beiden Währungsräume. Ist die Inflation in Großbritannien höher (blaue Linie steigt an), dann steigt auch der EUR/GBP Kurs (das Pfund wertet ab). Die Korrelation von Inflationsdifferential und Wechselkurs ist hoch und ist der wohl beste Indikator, um die Entwicklung eines Wechselkurses zu bestimmen.
Vertraut man nun auf die Inflationstrends der letzten Monate und die Prognose der Bank of England in ihrem neuesten Inflationsbericht, dann weitet sich das Inflationsdifferential auf über 1 % bis Jahresende aus. Die Prognose ist in der Grafik bereits dargestellt. Vergleicht man die Ausweitung der Inflationsdifferenz mit dem Wechselkurs, dann fehlt die Fantasie für eine weitere, substantielle Abwertung des Pfunds.
Der derzeitige Euro/Pfund, aber auch Dollar/Pfund Kurs hat schon viel der zu erwartenden Entwicklung eingepreist. Sehr viel mehr muss gar nicht mehr eingepreist werden. Die Prognosen vieler Investmentbanken dürften sich daher als zu negativ herausstellen. Es muss schon eine bedeutende neue Entwicklung eintreten, um das Pfund wirklich noch deutlich weiter zu schwächen. Eine Eintrübung der Wirtschaft über das aktuell angenommene Maß hinaus wäre so ein Faktor. Ebenso wäre ein stark in Schieflage geratener Immobilienmarkt ein Auslöser. Solange das nicht absehbar ist, ist eine großangelegte Wette auf die Abwertung nicht gerechtfertigt.
Lars Gottwik
Partner & CEO JFD Brokers
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