Kommentar
15:57 Uhr, 05.07.2022

Wie viel schlimmer kann es am Aktienmarkt noch kommen?

Erste Anzeichen für das Ende des Bärenmarktes gibt es. Das Ende ist aber noch nicht erreicht. Wie viel schlimmer wird es noch?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 3.752,78 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 3.752,78 Pkt (S&P)

In der vergangenen Woche legte ich dar, wieso man Licht am Ende des Tunnels erkennen kann. Die Zinserwartungen drehen, ebenso die Inflationserwartungen. Beides ist Bedingung für eine Trendwende in der Geldpolitik und dies wiederum ist Bedingung für eine Trendwende am Aktienmarkt. Für meine Verhältnisse klang das positiv und bullisch. Entsprechend kam die Frage auf, ob ich nun Bulle sei. Bin ich noch nicht. Anzeichen für ein Ende zu sehen ist nicht das gleiche wie das Ende festzustellen. Wenn man im Abwärtstrend jedoch mit der Masse geht und im Pessimismus versinkt, verpasst man die Trendwende. In jedem Bärenmarkt kommt der Zeitpunkt, indem man als antizyklischer Investor nach Argumenten sucht, weshalb der Markt drehen kann. Das Gegenteil geschieht im Aufwärtstrend. In Bullenmärkten suche ich nach Risiken, um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden, wenn der Trend dreht. Daher gelte ich im Bullenmarkt als eine Art Permabär. Man muss die Analyse jedoch von der Handlung unterscheiden. Das kann ich nicht oft genug betonen. Aktuell warte ich einfach ab. Bis das Gegenteil bewiesen ist, habe ich einen klaren Fahrplan vor Augen. Es ist ja nicht so, dass es keine historischen Parallelen zum heutigen Umfeld gäbe. Es besteht unter Analysten eine gewisse Uneinigkeit, welcher Bärenmarkt die größten Parallelen aufweist...

Einige sehen uns erst ganz am Anfang einer langen Phase, die durch hohe wirtschaftliche Volatilität und damit vielen Bärenmärkten geprägt ist. Der heutige Bärenmarkt müsste dem Ende der 60er Jahre ähneln. Gewisse Ähnlichkeiten lassen sich nicht verneinen (Grafik 1).


Andere sehen wiederum sehr viel Licht am Ende des Tunnels und spekulieren darauf, dass wir etwas sehen wie Anfang der 80er Jahre (Grafik 2). Die Hoffnung: Die Fed agiert so wie damals unter Paul Volcker. Es kommt einmalig zu großem Schmerz. Dann kann der Markt wieder steigen.


Persönlich sehe ich die größten Parallelen zum Bärenmarkt 1973/74 (Grafik 3). Das ist nicht nur vom Kursverlauf so, sondern auch vom Umfeld. Damals wie heute gab es einen Energieschock, Lieferengpässe und hohe Staatsausgaben. Auch die Politik reagiert heute ähnlich wie damals auf die Inflation durch Preisdeckel, Steuersenkungen usw.

Kurse ähneln sich nicht zufällig. Ist das wirtschaftliche Umfeld ähnlich, sind auch die Kursverläufe ähnlich. Die Fed will die Inflation bekämpfen, doch es ist unwahrscheinlich, dass sie wie Paul Volcker agiert. Die Verschuldung ist dafür einfach zu hoch und hohe Arbeitslosigkeit ist politisch nicht umsetzbar.

Der Bärenmarkt dürfte sich über den Sommer halten. Ein Tief im S&P 500 unterhalb von 3.500 Punkten erscheint wahrscheinlich. Man kann es sogar noch etwas genauer sagen. Dazu in einem Folgeartikel mehr.

Clemens Schmale


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  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    So oder so, es ist theoretisch noch genug Luft nach unten.

    20:46 Uhr, 05.07.2022

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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